Edle Tropfen schmecken auf 13 Kilometer

WORMELDINGEN. Das Konzept stimmt auch noch bei der vierten Auflage der "Riesling open": 20 Winzer in Ehnen, Wormeldingen, Ahn und Machtum schenkten Weiß- und Rotweine sowie Crémants aus ihren besten Lagen aus. Bilderbuchwetter, moderate Preise und der beliebte Riesling lockten am Wochenende mehrere tausend Besucher in die vier Weindörfer.

Die größte Sorge des Organisationskomitees war das Wetter. Doch wie bestellt schien die Sonne an dem vier Tage dauernden Weinfest "Riesling open". Der Wormeldinger Bürgermeister Erny Demuth meinte schmunzelnd: "Wir sollten das Fest in Himmel not open umtaufen." Für ihn war das erst im vierten Jahr veranstaltete Rieslingfest bereits am Samstag ein voller Erfolg. Luc Schmit ist der Organisator im Festkomitee und ständig mit dem Handy am Ohr unterwegs. "Ab übermorgen beginnen bereits die Vorbereitungen für das nächste Jahr", sagte er lachend. "Und die letzten drei Monate vor dem Fest sind purer Stress."Babylonisches Sprachgewirr an den Weinständen

Doch der große Aufwand lohnte sich: Die "Wormer Wäinstrooss" mit ihren Kellereien war überfüllt, und an den Weinständen gab es kaum noch Stehplätze. Verkosten machte hungrig, und die Winzer boten eine Vielzahl lokaler Spezialitäten an. Es herrschte ein sprachliches Durcheinander von luxemburgisch, französisch, deutsch, holländisch und englisch. Aber die Wormeldinger Winzer hatten auf alle Fragen eine sprachgewandte Antwort. "Wie wird der Riesling dieses Jahr?", war die meistgestellte Frage. Winzer Fernand Pündel-Sibenaler blickte beschwörend zum Himmel: "Noch drei Wochen ein solches Wetter, und es gibt einen guten Riesling 2004." Ein stimmungsvolle Abend im voll besetzten Wormeldinger Kulturzentrum hatte seinen Höhepunkt mit der Krönung der Rieslingkönigin Anne Beining. Die Bühne war überfüllt mit Schönheiten aus den Weinregionen der deutschen und luxemburgischen Nachbarorte. Trier war durch die aus Olewig stammende Weinkönigin Susanne I. vertreten, die Region Mosel-Saar-Ruwer durch Petra Zimmermann. Ein spektakuläres Varietéprogramm mit einem rechnenden Hund und einem artistischen Kopfstand auf zwei Flaschen erntete großen Applaus. Zur offiziellen Eröffnung in der traditionsreichen Wormeldinger Kellerei "Cave des Crémants" waren rund hundert Ehrengäste erschienen, darunter der tschechische Botschafter in Luxemburg, Pavol Fepelak. Auch viele Bürgermeister der luxemburgischen und deutschen Nachbargemeinden wollten das Verkosten eines preisgekrönten Crémants nicht versäumen. In seiner Festansprache erinnerte der Wormeldinger Bürgermeister Erny Demuth daran, dass die Gemeinde den offiziellen Beinamen "Rieslinggemeinde" trage und mit rund 360 Hektar Weinbergen auch die größte Weinbaugemeinde der Obermosel sei. Tradition sei der Besuch aller 20 teilnehmenden Winzer der Riesling-open in den vier Weindörfern mit dem Festkomitee und der Rieslingkönigin, wie Komiteepräsident Jos Jungers betonte. Und natürlich werde jedes Mal "a Patt Riesling" probiert.Pendeln mit dem Luxusliner

Am Ende war ganz Wormeldingen eine einzige musikalische Open-Air-Bühne. Zehn Musikgruppen spielten ohne Pause in den Straßen und Kellereien. Die Besucher genossen neben dem guten Riesling viel swingende Dixieland- und schwungvolle Stimmungsmusik. Das Festkomitee hatte einen besonderen Service organisiert: Rieslinggenuss ohne Führerscheinverlust. Das luxuriöse Fahrgastschiff "M.S. Princesse Marie Astrid" fuhr die Weinfreunde gratis im Pendelverkehr zwischen den vier luxemburgischen Weinorten und Nittel hin und zurück. Auf der 13 Kilometer langen Riesling-Teststrecke stand auch ein kostenloser Buspendeldienst zur Verfügung. Für das gesparte Fahrgeld gab‘s schon ein Gläschen Riesling. Die beidseitig zugeparkte Route de Vin in Wormeldingen bewies aber, dass auch viele Autofahrer dem Ruf von König Riesling gefolgt waren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort