Ehrenamt als Fitness-Übung

KONZ. Dass Ruhestand nicht mit Ausruhen gleichzusetzen ist, und dass ehrenamtliche Arbeit ganz unterschiedlich aussehen kann, das beweist Günter Müller. Der gebürtige Gummersbacher, der seit vielen Jahren in Konz lebt, arbeitet im Freilichtmuseum Roscheider Hof.

Die Liebe hat den Mann aus dem Bergischen Land an die Saarmündung gebracht. "Ich habe meinen Wehrdienst in der Nähe des Nürburgrings absolviert und dort dann meine Frau, die aus Saarburg kommt, kennen gelernt. Sie war dort mit einer Freundin, die ihren Freund besuchte", erklärt der gelernte Schlosser. 1963, nach der Hochzeit, kam er von Neuss, wo er inzwischen arbeitete, nach Konz und fand eine Stelle bei Zettelmeyer. Dort arbeitete er 33 Jahre lang. "Ich habe alles miterlebt bei denen", erzählt der 68-Jährige. Nach einem Arbeitsunfall hat er eine Umschulung zum Techniker gemacht. Handwerklich-technisch aktiv zu sein, liegt ihm also - und das kann er nun seit 1998 auch in seiner Freizeit ausleben. Denn seitdem ist er ehrenamtlich im Freilichtmuseum tätig, packt da an, wo er gebraucht wird. Das Dorf in Ordnung halten, Maschinen pflegen, Reparaturen vornehmen - seine Aufgaben, die er stets im Blaumann bekleidet erfüllt, sind verschieden. "Ich mache die Arbeiten zwischendurch, um die Jungs nicht aufzuhalten beim Arbeiten", erklärt Günter Müller. Zu dem Job, den er mit so viel Freude ausübt, kam er eher zufällig. "Wir sind umgezogen, und ich hatte noch so viel Werkzeug von meinem Schwiegervater hier, der Schmied war. Da habe ich beim Museum nachgefragt, ob sie das haben möchten." Während des Gesprächs sei dann die Möglichkeit entstanden, am Roscheider Hof zu werkeln. Und nun sei er froh, eine solche Aufgabe zu haben, "um körperlich und geistig fit zu bleiben", wie der zweifache Großvater es beschreibt, aber gleichzeitig auch irgendwie mit dem weiterzumachen, was er auch früher schon gemacht hat: sich zu engagieren, ehrenamtlich tätig zu sein. "Früher habe ich Handball gespielt und Jugendmannschaften in Konz, Saarburg und Mattheis trainiert." Was er an seinem Hobby so mag, das kann Günter Müller ziemlich genau sagen: "Es ist schön, die alten Dinge zu erhalten und für die Nachwelt aufzuarbeiten. Da sieht man auch mal, wie die Technik von früher funktioniert und wie viel davon heute noch in moderner Form existiert." Und, so sagt er noch, natürlich sei auch seine Leidenschaft fürs Handwerk ausschlaggebend gewesen, hier ehrenamtlich zu arbeiten - das also ganz freiwillig und zeitlich ungebunden. "Mein Leben lang musste ich mich an Arbeitszeiten binden, hier kann ich einfach aus Spaß am Handwerken arbeiten, wann ich will." Und während er so erzählt, hört man die rheinischen Wurzeln ebenso heraus wie die vielen Jahre in Konz. Und die Verbindung zur alten Heimat besteht nicht nur in seiner Sprache: "Ich fahre noch oft in die Heimat, um meine Familie zu besuchen", bestätigt der Ex-Gummersbacher. Dort trifft er auch auf alte Bekannte, auch wenn gerade das sich oft als sehr schwierig herausstellt, wie Günter Müller lächelnd erzählt: "Die Mädchen von früher, die haben alle andere Namen angenommen." Den Kontakt zur alten Heimat nicht aufzugeben, das ist eine Sache. Dass er sich auch seiner neuen Umgebung angenommen hat, das hat Günter Müller durch seine ehrenamtlichen Tätigkeiten im Sport und im Museum bewiesen. Und das bestätigt er auch noch einmal: "Ich bin jetzt hier zu Hause, weil ich dort zu Hause bin, wo ich wohne."

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