Nachruf Ohne ihn hätte Kell wohl keinen See – Ehrenbürger August Justen gestorben

Kell am See · Er ist 100 Jahre alt geworden und war 30 Jahre lang Bürgermeister: August Justen. Wie er die touristische Entwicklung der Verbandsgemeinde Kell besonders geprägt hat.

Im vergangenen Jahr hat August Justen seinen 100. Geburtstag gefeiert. Es gratulierten Bürgermeister Jürgen Dixius und die Beigeordnete Simone Thiel.

Foto: Frank Weilerswist/VG Saarburg-Kell/Frank Weilerswist

Für Markus Lehnen, den heutigen Ortsbürgermeister von Kell am See, ist klar: „August Justen war ein Glücksgriff für die ganze Region. Ohne ihn hätten wir diese touristische Entwicklung nicht mitgemacht.“

Der jüngste Bürgermeister im Regierungsbezirk Trier

1958 wurde Justen zum Bürgermeister des Hochwaldamts Kell ernannt. Damals war er 35 Jahre alt – und der jüngste Bürgermeister im Regierungsbezirk Trier. Später wurde er zum Verwaltungschef der 1970 gegründeten Verbandsgemeinde Kell gewählt. Drei weitere Male entschied er die Wahl für sich. 30 Jahre hatte der den Bürgermeisterposten inne, bevor er sich 1988 in den Ruhestand verabschiedete.

Was sich touristisch in der Amtszeit von August Justen tat

In dieser Zeit brachte Justen den Tourismus entscheidend voran, wichtige Einrichtungen wurden in seiner Amtszeit auf den Weg gebracht. Dazu zählen der 14 Hektar große Stausee, das über 100 Häuser zählende Feriendorf, das Kurhotel und die Verbesserung der örtlichen Gastronomie sowie die Steigerung der Bettenkapazität durch den Neubau von Hotels und die Förderung privater Unterkunftsbetriebe. Justen war Mitgründer des Vereins „Erholungsgebiet Hochwald zwischen Mosel und Saar“. Während seiner Amtszeit wurde Kell 1970 zudem als Luftkurort anerkannt.

Welche Strukturen August Justen während seiner Zeit als Bürgermeister änderte

Doch der Mann, der aus dem Hunsrückort Hesweiler (ehemaliger Kreis Cochem-Zell) stammte und nach Stationen bei den Amtsverwaltungen in Blankenrath und Klüsserath eine Weiterbildung als Diplomverwaltungswirt absolviert hatte, setzte noch ganz andere Schwerpunkte. Er veränderte Strukturen im landwirtschaftlichen und im industriell-gewerblichen Bereich. So gab es eine Bodenneuordnung, die Voraussetzung für Aussiedlung und Effizienzverbesserung bäuerlicher Betriebe war. Die Unterstützung von Industrieansiedlung sowie die Intensivierung des Fremdenverkehrs führten dazu, dass neue Arbeitsplätze geschaffen wurden.

Was das Hauptziel des ehemaligen Bürgermeisters war

Hauptziel Justens war laut Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg-Kell, den Menschen im Hochwald ein besseres Leben zu ermöglichen. Seine Ideen habe er versucht, pragmatisch umzusetzen. Er habe stets im engen Kontakt mit den Ortsbürgermeistern sowie den Bürgerinnen und Bürgern gestanden, heißt es. Vielfach wurde der gebürtige Hunsrücker, der auch im Landesvorstand des Gemeinde- und Städtebundes aktiv war, geehrt: 1988 wurde ihm die Ehrenbürgerschaft der Verbandsgemeinde verliehen. Zudem hatte er das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten, die Feuerwehr-Medaille des Deutschen Feuerwehrverbandes, das Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes (er war Vorsitzender des DRK-Ortsverbandes Kell) und die Silberne Ehrennadel des Luftsportverbandes Rheinland-Pfalz.

Wie der heutige Bürgermeister August Justen würdigt

Jahrzehnte lang hat Justen mit seiner Familie in Kell gelebt. Schließlich zog er nach Schweich um, wo sein Sohn wohnt. Bis zum Schluss war der 100-Jährige geistig fit und laut Lehnen interessiert an der Entwicklung seiner einstigen VG. Doch der Körper hielt nicht mehr Schritt, nun starb er. Bürgermeister Jürgen Dixius nennt ihn eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die eine prägende Rolle in der Region hatte. Dixius: „Er war immer ein Mann der Tat, der mit hohem Engagement, großem Fachwissen, ausgezeichnetem Verhandlungsgeschick, starkem Durchsetzungsvermögen und klaren Zielvorstellungen die Interessen der Region vertreten hat.“