Eigensinn macht Spaß

HOLZERATH. Individuell, weil selbst geschneidert, sind alle Kleider von Theresia Jakobs. Hunderte von Schülerinnen hat sie in die Kunst des Nähhandwerks eingeführt. Nur einmal in 50 Jahren hat sich ein Mann angemeldet.

Ein schönes Kleid. Das Modell gefällt, aber der Stoff entspricht so gar nicht den Vorstellungen. Für Theresia Jakobs kein Problem. Mit 14 ging die "echte Holzeratherin" in die Schneiderlehre zu Margarethe Theis aus dem Nachbarort Schöndorf. "Damals war es selten, dass ein Mädchen einen Beruf erlernt hat", sagt die Oma von Laura (12) und Christian (7). Der jungen Theresia war es wichtig, auf eigenen Füßen zu stehen. Mit 40, als ihr Mann starb, hat sich ihr damaliger Entschluss "bezahlt gemacht". "Was hätte ich ohne den Beruf gemacht?" Es war auch ein Glück, dass sie sich nach der Erziehungszeit ihrer drei Kinder zur Kursleiterin hat ausbilden lassen. Kaum eine vom Nähen begeisterte Frau aus der Verbandsgemeinde Ruwer kam seitdem an einem Volkshochschulkurs "bei Resi" vorbei. "Vormittagskurse werden verstärkt von jungen Frauen, die im Mutterschutz sind, oder wenn die Kinder versorgt sind, besucht", sagt die 64-Jährige. Einmal hat sich ein Mann angemeldet. "Ich musste ihn auf die Warteliste setzen, danach habe ich nichts mehr von ihm gehört." Nähen mit Theresia ist während eines halben Jahrhunderts Frauensache geblieben. Veränderung? Die Zeit der Flickarbeiten ist vorbei. Die Frauen kommen nicht, um Altes zu verwerten oder zu verbessern, sondern um individuelle Kleidungsstücke anzufertigen. "Das ist das Schöne am Nähen. Es gibt keine komplizierten Figuren, und man kann machen was man will", sagt die passionierte Schneiderin, die seit 20 Jahren Volleyball im TuS Holzerath spielt, gerne wandert und schwimmt. Im Wandel ist auch, dass die Holzeratherin die Schülerinnenzahl langsam von 100 auf 40 zurückgeschraubt hat. "Ich arbeite auf die Rente hin." Wird es dann keine eigenen Kreationen mehr geben? "Doch, denn ganz lassen werde ich das Schneidern wohl nie."

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