Eigentümer für vermintes Geschenk gesucht: Land will ehemaliges Militärgelände im Kammerforst nicht vom Bund übernehmen

Saarburg · Die Hängepartie um das geplante Beweidungsprojekt auf dem früheren Truppenübungsplatz im Kammerforst dauert weiter an. Klar ist bisher nur, dass das Land die Fläche nicht will. Jetzt braucht der Bund einen neuen Partner.

Saarburg. Wenn es nach dem Willen der Artenschutzbeauftragten in der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) ginge, würden auf dem früheren Truppenübungsplatz im Saarburger Kammerforst längst Heckrinder und Konikpferde, beides besonders robuste Tierarten, weiden. Das war zumindest der Plan, den Axel Schmidt und Stefan Backes im Herbst 2013 vorgestellt haben. Damals wurden dort mithilfe eines Bergepanzers der Bundeswehr etwa 30 Senken planiert und verdichtet.
Dieser Aufwand war nötig, damit die in Rheinland-Pfalz als gefährdet geltende Gelbbauchunke in dem Areal überleben kann. Die Kröte ist der Lurch des Jahres 2014 und liebt Offenland in Waldnähe. Für seine Fortpflanzung braucht er sich leicht erwärmende Klein- und Kleinstgewässer. Für diese Bedingungen sollten auf dem 60 Hektar großen - das entspricht der Fläche von etwa 140 Fußballplätzen -ehemaligen Truppenübungsplatz Rinder und Pferde sorgen.
Dafür hätte laut Planung der Bund die zum nationalen Naturerbe (Extra) gehörende Fläche dem Land übertragen sollen. Anfang Oktober schickte die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken der Stadt ein Schreiben, aus dem sich ergibt, dass das Land das angebotene Geschenk wohl nicht übernehmen wird. Sie schreibt: "Die eingeholten Bewertungen anderer Ministerien führen zu dem Schluss, dass zumindest die Teilfläche Saarburg-Beurig in Bundesbesitz verbleiben sollte. Der Übernahme derartiger Risiken des Bundes durch andere Körperschaften kann nicht zugestimmt werden. Das Land wird gegenüber dem Bund darauf bestehen, dass die weiteren Lasten und Verpflichtungen beim Bund verbleiben."
Der Bund sieht gleichwohl noch Verhandlungsspielraum: "Der ehemalige Standortübungsplatz ist Gegenstand und wurde für eine unentgeltliche Übernahme durch einen Träger des Naturschutzes angeboten. Dazu haben Gespräche mit der Stadt Saarburg unter Beteiligung des Landes Rheinland-Pfalz stattgefunden. Eine abschließende Aussage zur Übernahme der Liegenschaft steht noch aus", sagt Maria Maßfeller vom Bundesforst, der sich im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilien (Bima) um die Liegenschaft kümmert. Alternativ könnte der Bund die Fläche der Deutschen Bundesstiftung für Umwelt (DBU) oder einer anderen Naturschutzorganisation übertragen.
Der Bundesforst betrachtet das ganze Areal als Kampfmittelverdachtsfläche, da es zwischen 1938 und 2010 als militärisches Übungsgelände genutzt wurde. Es könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass sich dort im Zweiten Weltkrieg eingesetzte oder zurückgelassene Kampfmittel finden lassen.
Bis ein neuer Träger für den ehemaligen Truppenübungsplatz gefunden ist, soll das Gelände weiter mithilfe von Kühen des Hofguts Serrig freigehalten werden. Diese grasen bereits seit Herbst auf kleinen Teilflächen (der TV berichtete).
Allerdings reicht das laut Michael Köbler, Leiter des Hofguts Serrig, allein auf Dauer nicht aus. "Es muss auf der Fläche immer wieder mal gemulcht werden. Unsere Kühe sind doch eher Feinschmecker, auf deren Speiseplan stehen keine Büsche und Kleingehölze. Der Mulchgang sorgt dafür, dass das giftige Jakobs-Kreuzkraut nicht aussamt, so dass auch Schafe und Pferde diese Flächen dauerhaft beweiden können."Meinung

Warten auf ein Wunder
Manchmal muss man sich wundern: Alle Akteure wollen, dass auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz das Beweidungsprojekt mit Heckrindern und Konikpferden kommt. Diese Tiere würden ganzjährig auf der Fläche weiden und den Boden an den Senken so verdichten, dass sich die stark gefährdete Gelbbauchunke dort wohl fühlen würde. Aber statt die Voraussetzungen für das Beweidungsprojekt zu schaffen, diskutieren Bund und Land seit vier Jahren, an wen diese Fläche übertragen wird. Und obwohl das Land signalisiert hat, dass es das Gelände nicht haben will, hält der Bund an dieser Option fest. Verlierer in dieser Hängepartie sind die Lurche, für die dieser Standort ideal wäre. Wenn er denn freigehalten würde. Es wird doch wohl kein Wunder brauchen, damit sich die Akteure darüber verständigen, wie das Beweidungsprojekt Kammerforst umgesetzt werden kann? saarburg@volksfreund.deExtra

Zum Nationalen Naturerbe gehören herausragende, charakteristische Landschaften, für die Deutschland auf nationaler, europäischer und globaler Ebene eine besondere Verantwortung trägt. Die Koalitionsvereinbarung zwischen CDU/CSU und SPD aus dem Jahr 2005 sieht vor, zum Schutz des Nationalen Naturerbes bis zu 125 000 Hektar aus dem Bundeseigentum unentgeltlich an die Länder, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) oder andere Naturschutzorganisationen zu übertragen. In einem ersten Schritt wurden rund 100 000 Hektar auf die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die Länder sowie Stiftungen der Naturschutzverbände übertragen. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat im Dezember 2011 in einem weiteren Schritt der Übertragung von 25 000 Hektar zugestimmt. Zu dieser Tranche gehört auch der ehemalige Truppenübungsplatz in Saarburg. itz

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