Ein ausgezeichneter Kindergarten

Hermeskeil · Die Hermeskeiler Kita Adolph-Kolping ist einer von fünf Kindergärten in der Region Trier, in der es vorbildliche Angebote für Familien gibt. Dazu zählen der Umsonstladen, Deutschkurse für Eltern oder Sprechstunden der Lebensberatung im Haus. Die Hochwald-Kita ist Bestandteil des Programms Mittel.Punkt, das gestern bei einem bundesweiten Wettbewerbs ausgezeichnet wurde.

"Wir können den Bedürfnissen der Familien ganz anders gerecht werden als früher und haben dadurch viele Kooperationspartner und ein Netzwerk von Unterstützern gefunden." Mit dieser Aussage stellt Katja Ludes klar, wie wertvoll es für die Hermeskeiler Kita Adolph-Kolping war, dass sie 2011 zusammen mit vier anderen Kindergärten in der Region Trier in das Modellprojekt Mittel.Punkt - die Familienkitas aufgenommen wurde. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) und die Nikolaus-Koch-Stiftung haben dieses preisgekrönte Programm ins Leben gerufen (siehe Extra).

70 Kinder besuchen zurzeit die Kita am Rande der Hermeskeiler Innenstadt. Etwa die Hälfte von ihnen stammt aus Migrantenfamilien. Die Kinder kommen aus elf Nationen. Seit einiger Zeit werden drei Kinder, die mit ihren Eltern aus dem Bürgerkriegsland Syrien geflohen sind, in der Einrichtung betreut. "Diese Familien kommen mit nichts als einem Koffer hier an", sagt Ludes. Sie sind also auf Unterstützung angewiesen. Gleiches gilt für Familien, die andere Nöte plagen. "Da geht's dann zum Beispiel um Trennung, Erziehungsprobleme, aber auch um Armut. Viele Eltern fühlen sich in solch' schwierigen Situation oft alleingelassen", sagt Ludes.

In der Kita Adolph-Kolping gibt es deshalb mehrere Angebote, um Hilfe zu leisten. Das geschieht einerseits in Eigenregie, andererseits im Schulterschluss mit Kooperationspartnern. "Vor allem der Umsonstladen ist eine besonders innovative Idee", sagt Carolin Schmidt von der DKJS.Eltern organisieren Tauschbörse

Der Umsonstladen wurde schon vor zwei Jahren im Obergeschoss des Kindergartens eröffnet (der TV berichtetet). Er wird seitdem von den Eltern selbstständig organisiert und macht einmal im Monat auf. Es gibt zwei Räume. Einen mit Kindersachen wie Kleidern, Spielzeug oder Schulranzen. In dem anderen finden sich notwendige Dinge für den Hausrat - etwa Gläser und Teller, Bettzeug oder auch Elektrogeräte.

Wer den Laden besucht, kann sich dort kostenlos bedienen. "Im Prinzip ist das ganze als Tauschbörse gedacht. Es kommt ja immer wieder vor, dass die Leute etwas abgeben wollen und dafür etwas anderes gut gebrauchen können", sagt Ludes. Der Umsonstladen werde sehr gut angenommen. Denn auch Familien, die keine Kinder in der Tagesstätte haben, können sich dort eindecken, sagt Mohammad El-Hussein - ein engagierter Vater. "Nur die wenigsten Sachen bleiben länger als vier Wochen im Haus", betont die Kita-Leiterin.

Wichtig ist, dass auf die Eltern nicht mit dem Finger gezeigt wird, die sich im Umsonst-Laden eindecken. Denn das Obergeschoss der Kita ist über einen separaten Eingang erreichbar. So ist für Familien auch die Hemmschwelle niedriger, wenn sie dort zu den Sprechstunden der Lebensberatungsstelle gehen, die einmal im Monat angeboten werden. Sogar jede Woche sind die sozialpädagogischen Familienhelfer der Johanniter in Trier vor Ort und haben ein offenes Ohr, um Eltern bei alltäglichen Problemen - etwa beim Ausfüllen von Formularen zu helfen. Ebenfalls einmal wöchentlich können ausländische Eltern einen Kurs des Migrationsdienstes der Caritas besuchen, um Deutsch zu lernen.

Damit sich die Familien untereinander kennenlernen, bietet die Kita und das Mehrgenerationenhaus immer im Wechsel ein Café International an. 50 bis 60 Leute schauen dort regelmäßig vorbei. Für El-Hussein, der aus Palästina stammt, steht fest: "Für mich ist die Kita ein Integrationshaus - und zwar nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern. Wenn sich meine Kinder hier wohlfühlen, dann fühle ich mich auch wohl." Und die gebürtige Hermeskeilerin Tanja Schneider betont: "Es fällt einem durch die vielen Angebote und Möglichkeiten zur Begegnung im Haus viel leichter, den Kontakt zu Menschen aus anderen Kulturen zu finden."Extra

Das Programm "Mittel.Punkt - die Familienkitas" zählt zu den 52 Projekten, die bei einem bundesweiten Wettbewerb ausgezeichnet wurden. Ihn hatte die Initiative "Deutschland - Land der Ideen" in Zusammenarbeit mit dem Bundesbildungsministerium und der Vodafone-Stiftung ausgerufen. Über 1100 Teilnehmer hatten mitgemacht. Das "Mittel.Punkt-Programm" lief über drei Jahre und wurde von der Nikolaus-Koch-Stiftung mit 325 000 Euro gefördert. Neben dem Hermeskeiler Haus waren die Kitas Wittlich-Bombogen, St. Marien in Niederprüm, Emmaus in Gillenfeld sowie Leuchtturm in Trier-Nord Bestandteil des Projekts. ax

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