Ein Beutel Stammzellen rettet sein Leben

Oberleuken/Orscholz · Durch Schläuche ans Bett gefesselt, von der Außenwelt abgeschnitten: Die Therapie beschreibt Edmund Kütten, für die CDU Mitglied im saarländischen Landtag, als "Ritt durch die Hölle und wieder zurück". Der Kampf gegen die Leukämie hat sich gelohnt: Er ist wieder gesund.

Oberleuken/Orscholz. Als ihm am Abend des 20. August vor einem Jahr ein Katheter angelegt wurde, durch den neues Blut in seine Adern floss, war er sich endgültig sicher: "Ich habe die Leukämie besiegt" - eine Krankheit, von der Edmund Kütten sagt: "Es war ein Ritt durch die Hölle und wieder zurück. Aber der Kampf hat sich gelohnt."
Küttens Leidensgeschichte beginnt im Februar 2010 bei einer Voruntersuchung zur Schilddrüsenoperation. "Einen Tag vor der OP eröffnete mir der Arzt, dass mein Blut nicht in Ordnung ist." Eine fieberhafte Suche nach der Ursache startet. Nach gut einer Woche dann die Diagnose: Leukämie. "Ich habe zwei Stunden gebraucht, um den Schock zu verarbeiten", gesteht er. Doch dann nimmt er alle Energie zusammen und schwört sich, gegen die Krankheit zu kämpfen und sie zu überwinden. "Ich bin mit meiner Frau Josefa übereingekommen, dass wir uns der Herausforderung stellen. Andere haben es geschafft, dann schaffst du das auch."
Freunden, Bekannten und seinen Kollegen im Landtag schenkt er reinen Wein ein. "Ich habe gemerkt, dass es mir gut tut, wenn ich darüber spreche." Es folgt die Einweisung in die Uni-Klinik Homburg und das niederschmetternde Ergebnis: 70 Prozent der blutbildenden Zellen sind vom Krebs befallen. Nur eine Chemo-Therapie kann helfen. Ob es sein eiserner Wille war, sein volles Vertrauen in Professor Michael Pfreundschuh und sein Team, die Unterstützung durch seine Familie oder die drei Dinge zusammen - Kütten vermag es nicht mehr zu sagen. "Ich habe nie über die Krankheit gelesen. Ich habe jeden Tag voller Gottvertrauen kommen lassen" - auch, als es ihm noch so dreckig geht. "Sieben Tage hintereinander habe ich Chemo gekriegt. Wenn der Beutel leer war, wurde er gewechselt."
Längst ist klar: Auf Dauer kann nur eine Stammzellentransplantation den Blutkrebs besiegen. "Meine drei Geschwister kamen als Spender nicht infrage."
Die Suche nach dem genetischen Zwilling beginnt. Die weltweiten Spenderdateien werden nach dem Menschen abgeklopft, der die gleichen Gewebemerkmale hat. Nur dann ist eine Transplantation möglich. "Ich war selig, als mir die Oberärztin nach vier Wochen mitgeteilt hat, dass ein geeigneter Spender gefunden ist."
Die Vorbereitung auf diese Transplantation wird zu einer weiteren Tortur: Ganzkörperbestrahlungen und wieder Chemo. "Alle blutbildenden Zellen müssen vernichtet sein." Isoliert in einem Zimmer, gefesselt an Schläuchen, durch die die künstliche Ernährung tropft, das Fenster verschraubt. "In dem Schleusenraum vor meinem Zimmer hat sich das Pflegepersonal umgezogen, bevor es mein Zimmer betreten hat", sagt er. "Abends am 20. August wurden neue Stammzellen in meinen Körper gepumpt. Diese wurden am Morgen einem Spender entnommen."
Von dem Mann weiß Kütten nicht viel, nur dass er den 20. August als Spendetermin festgelegt hat und in der Umgebung von Düsseldorf wohnt. 17 Tage muss Kütten noch in der Klinik bleiben, bevor er nach Hause darf - unendlich matt. "Nach und nach kehrten die Kräfte zurück." Mittlerweile braucht er keine Medikamente mehr. Und die Abstände der Besuche beim Arzt haben sich auch verlängert - von anfangs zwei Mal die Woche auf mittlerweile alle vier Monate.
Mitte Juli holt er den Urlaub mit Ehefrau Josefa am Wilden Kaiser nach. Und seinem Enkel Niklas erfüllt er das Versprechen, durch die Klamm zur Grubenhütte zu wandern. "Als ich dort oben angekommen bin, habe ich gespürt, dass ich wieder der Alte bin."
Gemeinsam mit der DKMS organisiert Edmund Kütten eine Typisierungsaktion in Mettlach-Orscholz. Am Sonntag, 21. August, können sich potentielle Spender von 11 bis 17 Uhr im Cloef-Atrium in Orscholz untersuchen und registrieren lassen. Jeder gesunde Mensch zwischen 18 und 55 Jahren kann mitmachen. Fünf Milliliter Blut werden abgenommen und auf Gewebemerkmale untersucht.

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