Ein Bürgermeister für alle

NEWEL. Eine Ära geht zu Ende: Wenn am 13. Juni 2004 die Bürger von Newel zu den Wahlurnen gehen, um sich für die Politiker ihres Vertrauens zu entscheiden, wird der Name des Mannes, der 20 Jahre lang die Geschicke der Gemeinde lenkte, auf den Listen fehlen. Bernard Kopp, seit 1984 Ortsbürgermeister von Newel, kandidiert nicht mehr.

Am Alter liegt es nicht, Politiker wie er stehen mit 62 Jahren meist noch voll im Saft. Für manche beginnt da erst die Karriere. Bernard Kopp nennt für seinen Verzicht ausschließlich gesundheitliche Gründe. Dabei habe seine Genesung nach einer mittelschweren Operation, der er sich im vergangenen Jahr unterziehen musste, gute Fortschritte gemacht. "Das war auch der Grund, warum ich meine Entscheidung, nicht mehr anzutreten, erst ziemlich spät bekannt gegeben habe", sagt Kopp. Er habe indes auch dem Wunsch von Ehefrau Irene und der Töchter Tanja und Sabine, doch kürzer zu treten, entsprechen wollen. Denn "mich in all den Jahren zu ertragen, erforderte von meiner Familie eine Menge Toleranz", so seine Erkenntnis. Toleranz hin, Toleranz her - auf jeden Fall hat SPD-Ortsbürgermeister Kopp nach zwanzigjähriger Amtszeit eine beeindruckende Erfolgsbilanz aufzuweisen. Besonders wichtig war ihm die Verbesserung der örtlichen Infrastruktur. Dabei gelang ihm das Kunststück, die vier Ortsteile Newel, Butzweiler, Beßlich und Lorich stets gleichermaßen zufrieden stellend zu "bedienen", so dass sich die Großgemeinde zur Wachablösung als homogenes Ganzes präsentiert. Alle Projekte und Errungenschaften aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen, die Liste ist lang. Im Laufe des Gesprächs gebraucht Bernard Kopp das Mundartwort "heymischd". Für die Alten bedeute das, sich wohl und geborgen fühlen in der dörflichen Gemeinschaft. "Ich habe es immer als meine wichtigste Aufgabe gesehen, die Menschen in der Dorfgemeinschaft zusammenzuführen", betont er. Dazu gehöre die Integration der Vereine und ein vernünftiges Miteinander der Räte. Es habe in Newel nie eine CDU-Straße gegeben, weil die Decke schwarz oder ein SPD-Rathaus, weil der Verputz rot war. Die Zeit als Orts- bürgermeister möchte Bernard Kopp nicht missen. "Natürlich gab es Stress und den geregelten täglichen Ärger, aber ich habe es sehr gerne gemacht und hatte viel Spaß daran", resümiert er. Vier Wahlen hat er während seiner Amtszeit souverän für sich entschieden. Bürgermeister Kopp, der bekennt, aus einer "tiefschwarzen Familie" zu stammen, erzählt vom Beginn seiner politisch Laufbahn: "Seit 1969 gehöre ich dem Ortsgemeinderat Newel an, damals noch als Mitglied der Freien Wählergruppe." Um ein Haar wäre er in diesem Jahr schon Ortsbürgermeister geworden, es fehlte nur eine Stimme. Er schloss sich der SPD an, "weil man sich für eine Richtung entscheiden muss, um Bezug nehmen zu können", und verbrachte 15 Jahre in der Opposition.Stressiges Restprogramm

Natürlich konnte das einen Mann wie Bernard Kopp nicht ausfüllen. Bis heute ist er Mitglied im Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier, im Zweckverband Wirtschaftsförderung Trierer Tal, im Ausschuss für Wirtschaft und Tourismus sowie in den Zweckverbänden Regionale Abfallwirtschaft und Flugplatz Bitburg. Zudem gehört er dem Kreistag Trier-Saarburg an, für den er wieder kandidiert. Ganz schön stressig für ein "Restprogramm". Ein politischer Rentner ist Bernard Kopp jedenfalls nicht. Das will er auch nicht sein. "Kürzer treten heißt nicht, sich zurückzulehnen und keinen Spaß mehr an der Sache zu haben", befindet er. Seinem Nachfolger - gleich welcher politischen Couleur - bietet er seine Unterstützung an: "Wenn er mich braucht. Anbiedern werde ich mich nicht." Morgen: Neues Feuerwehrhaus in Schleidweiler - ein Bau mit langer Vorgeschichte.

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