Ein Dorf hilft sich selbst

Mannebach · Ein Zukunftsszenario: Das Bürgerhaus und der Sportplatz werden nicht mehr saniert und sind in einem katastrophalen Zustand. Und die letzten, die im Dorf geblieben sind, sind einsame Alte. Damit dies nicht bittere Realität wird, hat der Mannebacher Ortsbürgermeister eine Idee: Eine Interessengemeinschaft soll das Dorf weiterentwickeln und eine Art Solidargemeinschaft gründen. Auch an finanzielle Beiträge ist gedacht.

Mannebach. Der Mannebacher Ortsbürgermeister Bernd Gard wird demnächst an jedem Haus klingeln, um den Bewohnern sein Konzept einer Dorfinteressengemeinschaft persönlich vorzustellen. Ein Dorf müsse sich als Interessengemeinschaft ansehen, um sich den Herausforderungen der Zukunft - demografischer Wandel, leere kommunale Kassen - zu stellen. Davon ist Gard überzeugt.
Die Ziele einer solchen Gemeinschaft sind die Erhaltung des Dorfstandards, was die Instandhaltung öffentlicher Gebäude und Sauberkeit der dörflichen Anlagen und Wege betrifft, außerdem die Förderung der Mobilität, der geistigen und körperlichen Fitness bis ins hohe Alter und Hilfe für Bürger in Notsituationen.
Ein Gemeindearbeiter soll nach der Gründung einer dörflichen Interessengemeinschaft mit zahlenden Mitgliedern fest eingestellt werden. "Uns steht nur eine 0,4-Planstelle zu", bedauert Gard. Damit könne doch kein Dorf sauber gehalten werden.
"Mit beispielsweise acht Euro pro Haushalt und Monat können große Ziele erreicht werden", glaubt der Ortschef. Ein Dorffitnessraum, kulturelle und sportliche Angebote von Vereinen, Weiterbildung und das bereits vorhandene Dorfmobil sollen das Leben der 373 Einwohner, gleich welchen Alters, so angenehm wie möglich machen.
"In Notsituationen können Einzelne vom Gemeindearbeiter geholfen bekommen oder ich berate in Sozialfragen", bietet Gard an. In der jüngsten Ratssitzung kamen vereinzelt Zweifel auf, ob denn wirklich alle Bürger bereit wären, sich auch finanziell zu beteiligen. Der Entwicklung eines solchen Konzeptes hatte der Rat allerdings in der vergangenen Sitzung schon zugestimmt (der TV berichtete).
"Grundsätzlich ist die Beteiligung der Bürger freiwillig, und alle, mit denen ich bis jetzt gesprochen habe, konnte ich von der Idee überzeugen", betont der Ortsbürgermeister.
Alle im Dorf müssten jedoch begreifen, dass nur der vorgeschlagene Weg der richtige ist, um Mannebach eine Zukunft zu geben. Auf einer Bürgerversammlung will Gard sein Konzept ausführlich erläutern. Anfang 2012 sollen die genannten Ziele umgesetzt werden. Wie viel Geld dafür zur Verfügung stehen wird, kann Gard heute noch nicht sagen.
Dass es Lebensqualität nicht zum Nulltarif gibt, wurde auch deutlich, als der Rat jüngst über die Umwandlung des Sportplatzes in ein Sport- und Freizeitgelände diskutierte. Mannebach will das sogenannte Bolzplatzprogramm der Landesregierung nutzen. Die Förderung ist unabhängig von Prioritätenlisten der Landkreise und gilt als weniger bürokratisch. In Eigenleistung soll ein Anbau mit Duschen an das vorhandene Sportplatzgebäude nur 16 300 Euro kosten. Die Sanierung des Daches schlägt allerdings mit weiteren 5000 Euro zu Buche. "Ein Rasenplatz in Fisch reicht doch", findet Gard und plädiert für mehr Vielfalt in den Nutzungsmöglichkeiten von Freizeitanlagen.
Gut wäre es auch, wenn mit den Angeboten Geld in die Ortskasse gespült würde. Deshalb stellte Gard seine Vision eines Wohnwagenstellplatzes vor.
Mit zur Lebensqualität zählt in Mannebach natürlich die Förderung der Jugend. Der Jugendraum direkt hinter dem Bürgerhaus muss allerdings renoviert werden. Auch hier wird von den jungen Leuten Eigenleistung erwartet. Solidarisches Handeln von Jung bis Alt. Darin sieht Gard die Zukunft Mannebachs, eines Dorfes, das sich selbst hilft.Meinung

Gute Idee, wenn alle mitmachen
Die Idee einer Solidargemeinschaft, die sich selbst hilft und bei Bedarf gegenseitig unterstützt, ist eine gute - sofern die Mehrheit der Bewohner dies auch mitträgt. Die Bürger auch finanziell zur Beteiligung zu animieren, ist mutig, aber eine logische Konsequenz angesichts leerer kommunaler Kassen, fehlender Mobilität alter Menschen und der Tatsache, dass die Familie heute in der Regel nicht mehr mit mehreren Generationen an einem Ort lebt. Da ist Nachbarschaftshilfe mehr gefragt denn je. Warum also diese nicht einfach mal offiziell ins Leben rufen und damit fest organisieren? Die Mannebacher Idee könnte, wenn sie funktioniert, auch als Vorlage für andere Dörfer dienen. Aber nur, wenn wirklich alle mitziehen und nicht wenige das Gemeinwohl aller tragen. j.kalck@volksfreund.de

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