Ein Dorf macht sich bereit für die Zukunft
Kastel-Staadt · Mit dem "Saarburger Modell" unterstützt die Verbandsgemeinde Orte im ländlichen Raum beim Aufbau einer aktiven Dorfgemeinschaft und macht sie fit für die Zukunft. Kastel-Staadt wurde als eine von drei Modellgemeinden ausgewählt, in der Projekte und Ideen umgesetzt werden sollen. Bei einer ersten Informationsveranstaltung wurde den Bürgern das Konzept vorgestellt.
Kastel-Staadt. "Nicht zu lange reden, nicht zu lange denken, handeln!" Immer wieder betont Bernd Gard an diesem Abend, wie wichtig die Beteiligung der Bürger bei der Entwicklung einer aktiven Dorfgemeinschaft ist.
Der 67-Jährige ist nicht nur Ortsbürgermeister von Mannebach, sondern auch Beauftragter für Demografie und Gesundheit in der VG Saarburg. Mit dem erfolgreichen Mannebacher Mobilitätsmodell nimmt er mit seiner Gemeinde eine landesweite Vorreiterrolle ein, wenn es darum geht, bereit für die Herausforderungen der Zukunft zu sein. Zum Beispiel beim Thema Gesundheit. "Die Kernschmelze der Gesellschaft ist in vollem Gange. Wir werden nicht gesünder, sondern älter und kranker", sagt Gard vor rund 40 Zuhörern.
In Mannebach gibt es daher eine Dorfgesundheitshütte. Ein Ort, an dem gerade auch ältere Menschen Sport treiben und sich so körperlich fit halten können. Ein solcher Ort kann auch Raum für Begegnung und Kommunikation sein.
Riesenproblem ist Einsamkeit
"Wir müssen mehr miteinander reden. Gegenseitiges Helfen ist wichtig", sagt Gard. Ein Riesenproblem sieht er auch in der Einsamkeit vieler alter Menschen. "Wichtig ist, dass sich Menschen um diese Alten kümmern, ihnen zuhören und sie im Alltag begleiten". Auch das gehöre zu einer aktiven, lebendigen Dorfgemeinschaft.
Zum Thema Altersarmut hat Gard erschreckende Zahlen bereit. Derzeit sind 15,5 Prozent davon betroffen, Tendenz steigend. Viele bekommen ihr Essen und Kleidung von der Tafel. Diese "Tafellandschaft" sei beschämend für ein reiches Land wie Deutschland. "Da gehören Jobangebote hin. Das führt auch dazu, dass man Würde zurückbekommt", sagt er. Der wichtigste Baustein für die Zukunft sind die Kinder. Es sei wichtig, dass Kinder nicht nur in künstlichen Welten aufwachsen, sondern sich eine gewisse Natürlichkeit bewahren.
Die Zehn- bis 14-Jährigen verbringen heute täglich vier Stunden online, während sie früher viel öfter draußen gespielt haben. "Die Kinder dürfen sich ruhig auch mal dreckig machen", sagt Gard und fordert: "Hören Sie Kindern und Jugendlichen zu!". Zum Schluss seines Referats geht er auf die Gemeinde Kastel-Staadt ein, über die er sich Gedanken gemacht hat. Gard sieht großes Potenzial. Nicht nur aufgrund der "traumhaften Landschaft", sondern auch im Bezug auf die Geschichte des Ortes.
Zukunftswerkstatt soll entstehen
Es gibt zum Beispiel das einzige römische Theater der Region, die Klause oder den Felsenpfad. In einer Zukunftswerkstatt im Frühjahr sollen Ideen ausgearbeitet werden.
Entscheidend sei, dass jeder Bürger im Rahmen seiner beruflichen und privaten Möglichkeiten mithelfe. "Wir haben eine super Chance, unsere Zukunft in den kleinen Kommunen in die eigene Hand zu nehmen", sagt Gard. mwi