Ein Dorfladen für Sirzenich

TRIERWEILER-SIRZENICH. Dorfläden da einzurichten, wo sie fehlen und wo die örtliche Infrastruktur die entsprechenden Bestands-Voraussetzungen bietet, ist Teil einer Konzeption, womit die Bürgerservice eGmbH Trier Versorgungsengpässe in ländlichen Gemeinden beheben will.

In Zusammenarbeit mit der Gemeinde Trierweiler soll im 1500 Einwohner zählenden Ortsteil Sirzenich der erste Dorfladen noch in diesem Frühjahr seine Pforten öffnen. "Hilfe, wir haben keinen Laden mehr in Sirzenich. Eine mittlere Katastrophe, vor allem für ältere und nicht mobile Bürger bahnt sich an." Der SOS-Ruf des heute 72-jährigen Heinrich Schupp aus Sirzenich erging im Jahre 2003 per Leserbrief an den TV. Am 1. April 2003 hatte der bis dato ortsansässige Lebensmittelladen aufgegeben.Am Anfang stand eine Bürgerbefragung

Schupp indes ließ es nicht bei Hilferufen bewenden. Er startete eine Bürgerbefragung. Rund 300 von knapp 500 Haushalten sprachen sich für die Neuetablierung eines Lebensmittelladens aus. Längst hat sich auch der Bürgerservice Trier des Problems angenommen. Betriebsstättenleiter Klaus Ritter zufolge nimmt man mit dem Projekt "Dorfladen" gleich mehrere Ziele ins Visier. "Wir wollen durch die Einrichtung von Dorfläden und des damit zumindest teilweise wiedergewonnenen Dorflebens auch unserer Hauptaufgabe, der Integration Arbeitsloser in den Arbeitsmarkt, noch ein Stück näher kommen", informiert Klaus Ritter. Etwa zehn bis 20 Leute sollen in Sirzenich Beschäftigung finden. Die Zahl sei bewusst nicht eng gesteckt, weil die Praxis zeigen müsse, wie hoch sich der Anteil der Vollbeschäftigten, der Halbzeitbeschäftigten, der Teilzeit- und der Aushilfskräfte einpendeln wird. Bei einem starren Konzept bestehe die Gefahr, daneben zu planen. Dorfläden sollen keine Konkurrenz zu bestehenden Ladengeschäften sein. Klaus Ritter: "Ab etwa 800 Einwohnern hat jeder Ort, der nichts hat, bei entsprechenden Voraussetzungen die Chance, einen Dorfladen zu bekommen." Das Angebot entspreche mit 1500 bis 1700 Artikeln einem Vollsortiment. Auch Kinder sollten wieder für fünf Cent ihre Bonbons und Omas für 50 Cent ihre Fleischwurst einkaufen können. Für ältere Leute sei zudem an einen Bring-Service gedacht. Der Einkauf erfolge zentral, gebe jedoch regionalen Erzeugern die Möglichkeit, ihre Produkte anzubieten. Die Devise laute: "Weg vom Schlaf-Dorf". Sirzenich sei quasi ein Pilotprojekt, so Ritter. Er betont: "Es kommt darauf an, wie der Laden angenommen wird. Es kann auch eine Kette daraus werden." Derweil erscheint die Sorge der Akzeptanz unberechtigt. Zur Zeit jedenfalls. Noch während sich der Laden im Umbau befindet, haben sich interessierte Sirzenicher Bürger dort eingefunden, um auszukundschaften, was sich tut. Und da kommt Freude auf. Für Anja Weiland (35, vierköpfige Familie mit Oma) geht ein Albtraum zu Ende. "Nicht mehr für jeden Krümel Salz und jedes Gramm Zucker nach Trierweiler oder sonst wohin fahren müssen", meint sie erleichtert. Jetzt könne auch die Oma wieder jeden Tag ihren geliebten Einkaufsbummel machen. Auf eins freut sich Anja Weiland ganz besonders: "Man erfährt wieder, was im Dorf passiert. Wird es doch das lange vermisste Einkaufsschwätzchen mit Nachbarn und Bekannten wieder geben." Dem Informationsbedürfnis der Bürger soll eine eigens eingerichtete Kaffee-Ecke Rechnung tragen. "Endlich morgens wieder frische Brötchen, Bild und TV ", freuen sich Anjas Schwiegereltern, Marlene und Günther Weiland. Sie weisen darauf hin, dass sicher auch viele vorübergehend in Sirzenich tätige auswärtige Arbeiter mangels Beschaffungsmöglichkeit von Bier, Zigaretten oder anderer lebenswichtiger Dinge die Wiedereröffnung eines Dorfladens begrüßen würden.Die Sirzenicher sind nun am Zuge

Klar, dass vor allem Heinrich Schupp sich in seinen intensiven Bemühungen endlich bestätigt sieht. Die 74-jährige Marga Grundheber meint: "Ich war früher fast jeden Tag im Geschäft. Wenn man nicht Auto fährt, ist man auf einen Dorfladen angewiesen." Nicht anders sehen es Sirzenichs Ortsvorsteher Bernhard Hoffmann und Ortsbürgermeister Matthias Daleiden. Sachlich befinden sie, es habe etwas geschehen müssen, und da hätten sie das Ganze "angeleiert". Was daraus wird, liege jetzt an den Sirzenichern.

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