Ein Familiendorf mit langer Tradition

NAURATH/WALD. Idyllisch und dennoch nicht abseits gelegen, hat sich Naurath/Wald, eine Gemeinde die wegen ihrer beiden Ortsteile vieles im Doppelpack zu unterhalten hat, eine eigene Identität bewahrt.

Ein wenig abgelegen wohnen sie schon, die 215 Bürger von Naurath/Wald. Doch nur auf den ersten Blick. Denn die Gemeinde zwischen Hochwald und Mosel hat mit nur fünf Kilometern zur Autobahnauffahrt Mehringer Höhe eine optimale Verkehrsanbindung, sodass Trier, Luxemburg, Saarbrücken oder Kaiserslautern schnell erreicht sind.Günstiges Bauland lockt junge Familien

Die Zeiten, in denen die Jüngeren das Dorf verließen, gehören daher laut Ortsbürgermeister Werner Weber der Vergangenheit an. Vielmehr kam mit bauwilligen jungen Familien - in acht Jahren standen 20 Bauplätze zur Verfügung - Leben in die Gemeinde. Zurzeit sind laut Weber 54 Bürger (25 Prozent!) höchstens 18 Jahre alt. Eine Zahl, die im Umkreis konkurrenzlos sein dürfte. Was der gut informierte Gemeindechef ebenso weiß, wie das Alter des ältesten Bürgers, einer 97-Jährigen. Wegen des hohen Kinderanteils gibt es im Dorf derzeit sogar zwei Mutter-Kind-Gruppen. Eine Entwicklung, die 32,50 Euro (Neubürger 35 Euro) für Bauland "mit herrlichem Blick ins Dhrontal", so Weber, begünstigen. Als weiteres Plus hebt Petra Künzer, eine junge Mutter, hervor: "Die Kinder können hier spielen." Vorteile, die im Paket auch das Fehlen von Kindergarten und Grundschule wett machen, zu denen die Kinder ins sechs Kilometer entfernte Beuren oder nach Hermeskeil fahren. Ein Ausgleich für das Angewiesen sein aufs Auto oder die noch relativ gute Busanbindung ist die ausgeprägte Vereinsstruktur der Gemeinde. Neben dem Sportverein, dem FC Büdlich/Breit/Naurath, der auch Lauftreff und Gymnastik anbietet, stehenden Bürgern Feuerwehr plus Jugendwehr, der Musikverein Büdlich-Breit oder der Kirchenchor Büdlich offen. Bewegungshungrige können sich auf dem Bolzplatz und - je nach Alter - auf dem mit Spenden und Festen finanzierten Kinderspielplatz austoben oder den angrenzenden, 20 mal 40 Meter großen Reitplatz nutzen.Auszeichnung als pferdefreundliche Gemeinde

Eine Attraktion, der die Gemeinde den dritten Platz als pferdefreundliche rheinland-pfälzische Gemeinde verdankt, weil sie laut Weber die Fläche "mit wenig Aufwand gemacht und den Reitern zur Verfügung gestellt" hat. Wander- und Hobbyreiter sind seither in Naurath ebenso zu Hause wie Pferdebesitzer, die sich dort in alte Bauernhäuser samt Stall und Scheune einkauften. Daneben haben im Ort Unternehmen und Dienstleister Fuß gefasst, die Fenster- und Türen bauen, Hufeisen herstellen, Yoga-Kurse anbieten, oder wie ein Vollerwerbslandwirt Limousin-Rinder züchten.Erstaunlich in einer Gemeinde dieser Größe ist auch, dass die Bürger zwischen zwei Dorfgaststätten wählen können - nicht eingerechnet Hotel und Gourmet-Restaurant im Tal. Wer es zünftiger mag, kann in einer der beiden Grillhütten feiern oder mit bis zu 100 Personen in der ehemaligen Schule, dem von Rat und Bürgern renovierten Bürgerhaus. Die Jugend hat im Keller ein eigenes Domizil, mit dem es noch nie Ärger gab.Mit dem Notwendigen weitgehend ausgestattet, ist die Wunschliste der Gemeinde, die je zwei Buswartehallen und quellengespeiste Brunnen zu unterhalten hat, relativ bescheiden und hat vor allem ordentliche Straßen zum Ziel. Ein Vorhaben, das im Oberdorf samt Kanal und Wasser in trockenen Tüchern ist, für die Gemeindestraße im Unterdorf jedoch trotz Zuschuss-Zusage an der Mainzer Kassenebbe hapert. Hoffnung setzen die Naurather auch in die noch ausstehende Genehmigung zweier Windkraftanlagen. Abgesehen von der Zukunft, ist auch die 800-jährige Geschichte des Dorfes interessant, dessen etwa gleich alte Ortsteile durch das dazwischen liegende Neubaugebiet vielleicht einmal zusammen wachsen. Ein Kuriosum ist die Filialkirche im Oberdorf, die auf Niemandsland stehend im Eigentum der Gemeinde ist. Mit der Mitte des 17. Jahrhunderts erbauten Unterdorf-Kapelle hat Naurath die älteste im Raum Hermeskeil/Kell. Die Bilderschau an Pfingstmontag dürfte daher aufschlussreich sein und die Spannung der Bürger auf die von Ernst Jakobs geplante Chronik erhöhen. Am Montag stellen wir in unserer Serie "Kreis - ganz nah" Palmatius Kohlhaas vor, der nach 30 Jahren sein Amt als Ortsbürgermeister von Züsch niederlegen wird.

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