Ein fauler Stamm klingt hohl

Hermeskeil/Kell/Konz · Das tragische Baumunglück in Trier, bei dem am 22. November eine Fußgängerin starb, hat auch im Landkreis Trier-Saarburg die Frage nach der Standsicherheit alter Bäume aufgeworfen. Die Kommunen sind dort selbst für die Sicherheit ihrer Bäume verantwortlich. In Hermeskeil ist ein Mitarbeiter des Bauhofs für die Kontrollen zuständig. Kell bedient sich dafür der Hilfe des Revierförsters.

Hermeskeil/Kell/Konz. Das satte Grün alter Laubbäume erfreut im Sommer das Auge. Ohne Buche, Kastanie, Ahorn und Co. sähen Straßen, Plätze, Parks und Friedhöfe eher trist und kahl aus. Da helfen kein Rasen und kein Blumenbeet. Doch nach dem schrecklichen Unfall von Trier schauen viele mit gemischten Gefühlen in die hohen Kronen. Wie standfest sind die alten Stämme?
Diese Frage stellen sich auch Stadt- und Gemeindeverwaltungen, wenn es sich um Bäume auf ihrem Grund und Boden handelt - denn grundsätzlich sind sie für deren Standfestigkeit verantwortlich. Ein festes allgemeingültiges Schema, nach dem die Kommunen bei der Baumpflege und -sicherung vorgehen, gibt es allerdings nicht. In der Regel haben die Gemeindearbeiter ein Auge auf die Stämme. Bei größeren Problemen werden Experten und Fachfirmen beauftragt.
So handhabt es beispielsweise die Stadt Hermeskeil, die auf ihrem Gebiet nach Aussage des Bauhofchefs und Beigeordneten Volker König Eigentümerin von circa 3000 Bäumen ist. Vorarbeiter Harry Ostermann ist dabei der Hermeskeiler "Baumexperte", wie es König formuliert. Der Mann vom Bauhof "kontrolliert regelmäßig", so König. Das heißt: Mindestens einmal pro Jahr - auf dem Friedhof sogar häufiger - macht sich Ostermann ein Bild über den Zustand der Bäume.
Externe Gutachter


"Im Zweifelsfall schalten wir dann externe Gutachter ein." Im Laufe dieses Jahres habe man aus Gründen der sogenannten Verkehrssicherungspflicht im Stadtgebiet insgesamt rund 30 Bäume gefällt, die krank waren. Nicht eingerechnet sind die Baumfällungen, die mit Bauprojekten - zum Beispiel aktuell für die geplante Erlebnisstation am Bahnhof - zusammenhängen. Hinzu kommen laut König etwa 150 Sonderbehandlungen. Dazu gehört etwa der Beschnitt kaputter Äste.
Einen noch größeren Kahlschlag gab es in der Vergangenheit in der Ortsgemeinde Kell. Bei der Neugestaltung des Dorfparks Dumpert fielen 100 Bäume. Rund um den See machten vor einigen Jahren sogar 1000 Bäume Bekanntschaft mit der Motorsäge. "Deswegen gab es damals schon viel Unruhe", erinnert sich Gemeindechef Markus Lehnen. Durch den tragischen Unfall in Trier sei man aber noch einmal "extra sensibilisiert. Gerade im Nachhinein zeigt sich, dass wir damals richtig gehandelt haben", sagt Lehnen. In Kell setzt die Gemeinde auf das Fachwissen von Revierförster Axel Weber und dessen Forstarbeiter. Sie kontrollieren zwei Mal im Jahr - und zwar im Frühjahr und im Herbst - die Bäume auf öffentlichem Gelände in Kell.
Stadt Konz führt Baumkataster


Einen besonderen Weg hat die Stadt Konz eingeschlagen, die seit 2007 als einzige Kommune im Kreis Trier-Saarburg ein Baumkataster hat. Dafür hat Gutachter Karl-Josef Prüm insgesamt 4200 Bäume in Konz und allen Stadtteilen erfasst und sie durchnummeriert. Der Vorteil eines solchen Verzeichnisses ist laut Prüm, dass die Bäume bei Kontrollen zügig zu finden sind.
Die den Richtlinien entsprechende Sichtkontrolle - einmal im Jahr und zwei Minuten pro Stamm - hält Prüm nicht für ausreichend. Er schwört auf die akustische Eingangsprüfung mit einem Gummikopf-Ausbeulhammer, die er an einer der Linden am Lorenz-Kellner-Kindergarten demonstriert: Die Schläge ganz unten am Stamm klingen hart, einen Meter höher aber hohl. Hohler Klang bedeutet Fäulnis. In dem Fall setzt Prüm sein Bohrmessgerät an, das auf einem Diagramm aufzeichnet, wie tief der Stamm erkrankt ist.
Nach dem jeweiligen Befund richtet sich das weitere Vorgehen: Stufe eins bedeutet Entwarnung, und nichts muss am Baum geschehen. Bei Stufe zwei ist ein Kronenschnitt zur Entlastung des Stamms erforderlich, und bei Stufe drei muss sofort gefällt werden. Bei der Linde am Konzer Kiga macht Prüm kein Kreuzchen: Ihr Stamm ist am Fuß robust, und die schon optisch erkennbare hohle Stelle weiter oberhalb ist von gesundem Stamm umgeben.
Extra

Der Kreis Trier-Saarburg ist Träger von 18 weiterführenden Schulen - dazu zählen im Hochwald die Integrierte Gesamtschule, das Gymnasium und die Berufsbildende Schule (alle in Hermeskeil), die St. Martinus-Schule in Reinsfeld sowie die Realschule plus Kell/Zerf. Nach Aussage von Pressesprecherin Martina Bosch will der Kreis nach dem Trierer Unfall alle Bäume an den Schulen von einem Sachverständigen prüfen lassen. "Das soll zusätzlich zu den Routinekontrollen gemacht werden", sagt Bosch. Normalerweise prüften die Hausmeister, zum Teil Forstämter oder Fachfirmen die Bäume, die auch dürre Äste entfernen, wenn es notwendig ist. Bosch geht davon aus, dass mehrere Hundert Bäume rings um die Schulen stehen. Bisher seien nur wenige gefällt worden. Die meisten Bäume seien jünger als 50 Jahre und stabil. f.k./ax

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