Ein Fenster in die Geschichte

Bescheid · Die Ortsgemeinde Bescheid stellt im Rahmen der Dorfkirmes ihre von Kurt Bach verfasste Ortschronik vor. Zu der Feier werden viele ehemalige Bescheider Bürger erwartet, die schriftlich eingeladen worden sind.

Bescheid. Die diesjährige Kirmes wird in Bescheid sehnsüchtig erwartet. Im Rahmen des Festwochenendes (Programm siehe Extra) wird die Dorfchronik vorgestellt. Etwa 18 000 Euro lässt sich die Ortsgemeinde das 400-seitige Buch kosten. Es spannt einen Bogen von der vorchristlichen Epoche bis in die heutige Zeit, öffnet Fenster ins Mittelalter wie in die jüngere Geschichte (Hintergrund) des 20. Jahrhunderts. Den Anfängen und Auswirkungen beider Weltkriege sind eigene Kapitel gewidmet. Ebenso wie beispielsweise der Pfarrei, der Kirche und den Kapellen, dem Schulwesen oder dem aktuellen Vereinsleben.
Mathilde Diendorfs Tagebuch


Vier Jahre hat Autor Kurt Bach an dem Buch gearbeitet. Bei seinen Recherchen konnte er auf Aufzeichnungen der Schulchronik zurückgreifen, die aber mal mehr, mal weniger intensiv geführt wurde. So schrieb ein früherer Dorflehrer die 1875 beginnenden Einträge zwar bis 1945 fort. Doch als er 1918 aus dem Krieg heimkehrte, beschränkte er sich laut Bach darauf, das dörfliche Geschehen zu dokumentieren. Fast drei Jahrzehnte lang sei von ihm "nie mehr auch nur ein einziges politisches Wort" in der Chronik zu finden. Eine weitere wertvolle Quelle war für den Chronisten das von der heute 92-jährigen Mathilde Diendorf geführte "sehr authentische Tagebuch". 1943 beginnend dokumentiere es das örtliche Geschehen bis in die Nachkriegszeit. Außerdem steuerte Diendorf von ihr gesammelte Totenzettel aller Gefallenen bei. Die heute in Hermeskeil lebende Bescheiderin habe immer wieder nachgefragt, wann die Chronik erscheine, erzählt Ortsbürgermeister Raimund Olinger. Auf ihn und seine Ehefrau Maria konnte Bach stets zählen. So etwa dann, wenn den auf Fotos abgebildeten Personen Namen zuzuordnen waren. Eine örtliche Besonderheit sei die enge Verflechtung von Zivil- und Kirchengemeinde, die sich stets gegenseitig finanziell unterstützt, aber auch schon mal ermahnt hätten, solide zu wirtschaften. Für Bach, pensionierter Lehrer und früherer Leiter des Hermeskeiler Hochwaldmuseums, ist es nicht die erste Chronik. Er schrieb auch die seines Heimatortes Geisfeld und des Nachbardorfes Rascheid und wirkte mit an der von Malborn, wo er 30 Jahre unterrichtete. Als Autor des Kulturgeschichtlichen Vereins Hochwald, der auch den "Schellemann" herausgibt, schreibt er zudem seit Jahren über heimatkundliche Themen.
Die Dorfchronik Bescheid kostet 22 Euro. Für den 420 Einwohner zählenden Ort wurden 500 Exemplare bestellt. Laut Gemeindechef Olinger sind ja nicht nur die Bürger interessiert, sondern auch Ehemalige: "Wir haben alle eingeladen, die in den vergangenen 40 Jahren weggezogen sind und von denen wir ihre Anschriften in Erfahrung bringen konnten."Extra

Samstag, 14. Juni: 14.30 Uhr Skatturnier, ab 19.30 Uhr unterhalten die Musikvereine (MV) Rascheid, Ensch und Bekond. Sonntag, 15. Juni: 9 Uhr Gottesdienst mit anschließender Prozession, 11 Uhr Frühschoppenkonzert MV Noswendel, 12 Uhr Mittagessen: Rindfleisch mit Remoulade oder Spießbraten und Pommes Frites. 15 Uhr Vorstellung der Bescheider Dorfchronik, umrahmt vom Jugendorchester Bescheid, ab 17 Uhr spielt der MV Büdlich. Montag, 16. Juni: 16 Uhr Bunter Kirmesausklang bei Kaffee und Kuchen, 18 Uhr Fußballübertragung des ersten Deutschlandspiels bei der Weltmeisterschaft. Für jedes deutsche Tor gibt es ein Freigetränk. Außerdem nur montags: WM-Menü. ursExtra

Keltische Hügelgräber zeugen von einer frühen Besiedlung Bescheids. In Urkunden taucht der Ort, der zur Trierer Benediktinerinnen-Abtei gehörte, erstmals 973 als Hof mit Kirche auf. Eine architektonische Besonderheit ist die Kirche mit dem runden Glockenturm im frühgotischen Stil. Seine sich nach oben verjüngenden Bruchsteinmauern sind auf Erdgeschosshöhe zwei Meter dick. Laut einer Inschrift über dem Eingang der alten Sakristei soll er ebenso wie der Chor 1473/74 erbaut worden sein. Das heutige, 1854 erweiterte, Kirchenschiff wurde Mitte des 18. Jahrhunderts im romanischen Stil erbaut. Etwa um diese Zeit wurde die Pfarrei, die lange zum Dekanat Piesport gehörte, Hermeskeil zugeordnet. urs

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort