Ein Gebet für den Wein

KONZ-KRETTNACH. Zwei Tage lang drehte sich im Krettnacher Bürgerhaus alles um den Wein und jene, die ihn herstellen: acht Weingüter der Konzer Stadtteile Niedermennig, Obermennig und Krettnach. "Schlürfen, schlucken und fachsimpeln" lautete die Devise bei der 23. Auflage des Weinmarktes im Konzer Tälchen.

Der Weinbau hat im Konzer Tälchen eine lange Tradition. In den vergangenen Jahren "eroberten" allerdings zunehmend Produkte aus dem Ausland die Regale der Supermärkte. Mancher Liebhaber vergorenen Rebensaftes ist - wohl nicht zuletzt wegen der oft unschlagbar niedrigen Preise - auf mehr oder weniger gute Tropfen, beispielsweise australischer Herkunft, umgestiegen. Darin sehen viele Winzer aus der Region eine Bedrohung ihrer Existenz. Den heimischen Wein gibt es, soll er hohe Qualität haben, nun mal nicht für "einen Appel und ein Ei".Schwellenangst ist unbegründet

Eine Theorie, weshalb mancher den regionalen Produkten nach wie vor den Rücken kehrt, vertritt Matthias Rausch. Gerne spricht der Vorsitzende des Vereins "Tälchen-Winzer" von "Schwellenangst", die jedoch unberechtigt sei. Auch in den drei Dörfern des Konzer Tälchens, Niedermennig, Obermennig und Krettnach, sei durchaus preiswerter, gleichzeitig qualitativ hochwertiger Wein zu haben. Um diese Tatsache potenziellen Kunden "einzuhämmern", riefen die acht Winzer des Vereins vor mehr als zwei Jahrzehnten den "Weinmarkt im Tälchen" ins Leben. Am Wochenende fand er zum 23. Mal statt. Zwei Tage lang galt es, zu probieren, was das Zeug hielt. Wer sich durch die rund 70 Weine und Sekte der Jahrgänge 1999 bis 2005 kämpfen wollte, musste schon Standfestigkeit mitbringen. Mehrere hundert Interessierte waren ins Bürgerhaus Krettnach gekommen. Geboten wurde die gesamte Palette dessen, was die derzeit rund 130 Hektar Gesamtrebfläche im Konzer Tälchen hergeben: vom "einfachen" Qualitätswein bis hin zu Beerenauslese und Eiswein. Wer eine komplette Runde durch den Saal drehen wollte, musste nicht nur einigermaßen trinkfest sein, sondern er oder sie sollte das nicht nur aus Spaß tun. Schließlich galt es, ausgerüstet mit Glas, Weinkarte und Kugelschreiber, die eigene Geschmacksrichtung, sofern sie nicht definitiv feststand, herauszufinden. Wo liegen die Vorlieben des Weintrinkers? Michaela Faber vom Krettnacher Weingut Schnitzler: "Viele, vielleicht sogar die meisten Leute, bevorzugen trockenen oder feinherben Wein." Eher sporadisch seien halbtrockene oder liebliche Produkte gefragt. "Unser ‚Renner' ist momentan der Weißburgunder." Besucher Bernd Schneider aus Pluwig erklärte: "An den Tälchen-Weinen schätze ich die Bekömmlichkeit - abgesehen davon, dass sie mir schmecken." Das Publikum kam überwiegend aus der Region. Damit war das Hauptziel des 23. Weinmarktes im Tälchen ein wenig näher gerückt. Dazu Matthias Rausch: "Wir wollen die Bekanntheit unserer Weingegend vor allem bei den Einheimischen aufrechterhalten." Ob es gelungen ist, bleibt abzuwarten. Unterstützung in Form des Bittens um himmlischen Beistand kam vom Männergesangverein "Eintracht" Niedermennig. Beinahe wie ein Gebet tönte es in einem Lied: "Gott schütze den Wein."

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