Ein großer Schritt für Saarburg

Als Erlebnis- und Erholungsgebiet wollen Stadt und Forstamt Saarburg den Kammerforst weiter entwickeln und vermarkten. Große Hoffnung ruht auf dem riesigen Gelände des Truppenübungsplatzes der französischen Garnison, das im kommenden Jahr frei wird.

 Testete den Barfußpfad im August 2008: Elke Biermann aus Kell am See. TV-Foto: Archiv/ Hermann Pütz

Testete den Barfußpfad im August 2008: Elke Biermann aus Kell am See. TV-Foto: Archiv/ Hermann Pütz

Saarburg-Beurig. Ein kostbarer Schatz Saarburgs liegt auf der anderen Saar-Seite: In Beurig befindet sich mit dem 280 Hektar großen Kammerforst die grüne Lunge Saarburgs.

"Bis in die 70er Jahre hinein war der Kammerforst reiner Staatswald", berichtet Forstmann und ehrenamtlicher Stadtbürgermeister Jürgen Dixius. "Dann gab es einen Flächentausch. Die Stadt hat den Neunhäuser Wald auf der Gemarkung Serrig an das Land abgegeben, und das Land hat die Flächen an der Grenze zu Beu rig an die Stadt abgegeben." 240 Hektar sind heute im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz, 40 Hektar gehören der Stadt. Dazu kommen mit dem direkt an den Wald anschließenden Truppenübungsgelände des 16. französischen Jägerbataillons in Beurig weitere 205 Hektar - derzeit noch in der Hand des Bundes.

"Der Forst war von jeher wichtig für Saarburg, Beurig, Irsch und Serrig", erläutert Dixius. So decke er mit seiner Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion drei wesentliche Faktoren ab. "Der Kammerforst liefert Holz, ist wichtig hinsichtlich der Klima-, Boden- und Wasser-Situation und spielt eine große Rolle als Erholungsraum." Letzteren Aspekt weiterzuentwickeln und in der Öffentlichkeit zu vermarkten ist Ziel eines Konzeptes, das Stadt und Forstamt gemeinsam mit weiteren Akteuren - etwa des Verkehrs- und Verschönerungsvereins (VVV) oder der Saar-Obermosel-Touristik - erarbeitet haben (der TV berichtete mehrfach).

Zu diesem Zweck ist 2004 das Aufgabengebiet des Forstingenieurs Helmut Steuer erweitert worden. Steuer nennt sich seitdem "Produktleiter Erholung, Walderlebnis, Öffentlichkeitsarbeit und Marketing". "Mit dem bislang Erreichten sind wir durchaus zufrieden", sagt Forstamtsleiter Helmut Lieser.

So falle in die Bilanz die Erweiterung des Jugendzeltplatzes, die Sanierung des Reitstadions mit Hilfe der Reitsportgemeinschaft, die Sanierung des Salzbrünnchens und das neu angelegte Wassertretbecken durch den VVV.

Auch die Renovierung des Förster-Denkmals an der Königstraße durch zwei Privatleute, die frei geschlagenen und gestalteten Aussichtspunkte rund um den "Witzelstein" und spezielle Gruppen-Führungen gehörten in die Bilanz.

Lieser: "Unser im August 2008 eingeweihter Barfußpfad ist ebenfalls ein wichtiger Baustein und wird sehr gut angenommen." Auf die Frage, welche Projekte noch ausstehen, nennt der Forstamts-Chef das Auflegen einer Broschüre zum Kammerforst, die weitere Beschilderung der Wege sowie die Realisierung des neuen Sportzentrums.

Die größte Herausforderung komme auf Stadt und Forstamt mit dem voraussichtlich Mitte 2010 frei werden Truppenübungsplatz des französischen Militärs zu. Nach bisherigem Stand will die Stadt das 205 Hektar große Gelände vom Bund erwerben, das riesige Grün- und Waldflächen, Schotterstraßen und wenige militärische Rest-Einrichtungen wie den Schießstand umfasst. Die gesamte Fläche ist Naturschutzgebiet.

"Jetzt geht es darum, nach sinnvollen und umweltverträglichen Nutzungsmöglichkeiten zu suchen", sagen Lieser und Dixius. Vorstellbar sei vieles in den Bereichen Sport, Freizeit und Naturschutz. Selbst das Stichwort Golfplatz ist kein Tabu-Wort. Angesprochen auf eventuelle Altlasten sagt Dixius: "Das Gebiet wird natürlich untersucht werden. Ich schätze, dass sich die Altlasten-Problematik in Grenzen hält. Spuren könnte es da geben, wo die Panzer gewaschen wurden. Im Bereich des Schießstands dürfte sich nicht viel abspielen."

Meinung

Trumpf in der Hand

Was bislang zur Belebung des Kammerforstes angestoßen und umgesetzt worden ist, ist durchaus lobenswert. Überzeugend der Ansatz, Vereinen und Privatleuten Projekte zu übertragen. So ist die Identifikation mit dem Wald als "Gut der Bürger" erfahrbar. Eine riesige Herausforderung steht zweifelsohne mit der Nutzung des Truppenübungsplatzes bevor. Dagegen sind die bisherigen Schritte "Peanuts". Dass die Stadt das Gelände von der Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten zu vernünftigen Konditionen bekommen wird, davon ist auszugehen. Wer sich jemals einen Eindruck von den Ausmaßen und der Lage dieses Geländes gemacht hat, ahnt, welch riesiges Potenzial darin steckt. Tatsächlich ist vieles vorstellbar, insofern können die Ideen gar nicht genug sprudeln. Dass jede für sich hinsichtlich eines schlüssigen, langfristig konzipierten Konzeptes kritisch geprüft werden muss, ist unabdingbar. Auch mit diesem Konversions-Vermächtnis bekommt die Stadt einen Trumpf in die Hand, der so oft nicht ausgegeben wird. s.rendenbach@volksfreund.de

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