Ein Haus, das viel erzählen kann

Moderner Wohnkomfort und historisches Flair treffen sich heute in altem Gemäuer aus 80 Zentimeter dicken Bruchsteinen. Der ehemalige bäuerliche Betrieb war über Jahrzehnte eine wichtige Adresse. Hier war eine Poststelle eingerichtet, und hier stand auch das einzige Telefon in Mandern.

 Das historische Bauernhaus auf dem Manderner Petersberg Nr. 2 ist ein echtes Schmuckstück für den Ort. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Das historische Bauernhaus auf dem Manderner Petersberg Nr. 2 ist ein echtes Schmuckstück für den Ort. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Mandern. Mit einem strahlenden Lächeln empfangen Mechthild und Franz-Josef Heinen ihre Besucher auf dem Manderner Petersberg Nr. 2. Fast geblendet ist der Gast von der weißen Fassade des bis ins Detail sorgfältig renovierten Bauernhauses mit Sprossenfenstern, Klappläden und üppigem Blumenschmuck. Über der Eingangstür wacht die Skulptur des heiligen Josef mit dem Jesuskind.

Hausherren seit sechs Generationen



Mechthild Heinen ist in diesem Haus geboren. "Nach mündlicher Überlieferung wurde das Haus ab 1735 gebaut", beginnt die 60-Jährige noch im Flur zu erzählen. Der ist mit historischen Fliesen ausgelegt. "Wie alt die sind, wusste meine Mutter, Maria Stüber-Rauls, schon nicht mehr", erklärt die pensionierte Postzustellerin.

In Trier hat sie den gleichaltrigen Schalterbeamten Franz- Josef Heinen auf der Hauptpost kennen- und lieben gelernt. Doch mit Briefen und Paketen hatte das Haus Stüber-Rauls schon viel früher zu tun. Bereits während des Krieges und noch bis 1973 war es auch eine Post.

"Hier stand die Telefonzelle", sagt Mechthild Heinen und zeigt auf eine Garderobe. Sie kann sich noch gut erinnern, dass Leute aus dem Dorf mitten in der Nacht mit Steinchen an die Fenster warfen, um ihre Tanten Gertrund und Lucia Rauls aus den Betten zu holen, weil dringend telefoniert werden musste.

Ständiger Begleiter beim Rundgang durch das Haus ist Kater "Felix". Er stolziert durch die Küche, wo einst für 14 Leute gekocht wurde. So viele Menschen lebten früher in diesem bäuerlichen Betrieb. Familie Heinen ist die sechste Generation im Haus. "Als Kind habe ich mich über die Ziege geärgert. Die hat mich immer umgeworfen", kann sich die Hausherrin noch gut erinnern. Kühe standen im Stall und auch Schweine.

Schon bald nach der Hochzeit vor 15 Jahren wurde die Totalrenovierung angepackt. Erst vor zwei Jahren war mit einem neuen Schieferdach alles fertig. Streng achteten die Bauherren auf den Erhalt von Details, die Geschichte atmen.

Gemauerter Backofen und Stuckdecken

 Mechthild und Franz-Josef Heinen haben bei der Renovierung ihres Anwesens auf Details geachtet: Die original Holzbalken des Bauernhauses sind wieder sichtbar. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Mechthild und Franz-Josef Heinen haben bei der Renovierung ihres Anwesens auf Details geachtet: Die original Holzbalken des Bauernhauses sind wieder sichtbar. TV-Foto: Herbert Thormeyer



Eine Blechtür gibt den Weg zum gemauerten Backofen frei. Stuckdecken erstrahlen in neuem Glanz, und die historischen Holzbalken wurden wieder sichtbar.

Auch im benachbarten Stall kann sich der Besucher noch gut vorstellen, wo die Kühe und Schweine standen. Reichlich Platz fand die moderne Ölheizung, ohne dass der Charakter des Wirtschaftsteils im Haus gelitten hätte. Und noch eine Funktion hatte das Haus. "Unser Großonkel Nikolaus Rauber und Opa Johann waren Schuhmacher", erklärt Mechthild Heinen. Die beiden hatten ihre Werkstatt dort, wo jetzt das Bad ist.

Das Leben mit drei Generationen und den Tieren im Haus war für die Kinder aufregend: "Unser Neffe Thorsten bekam nach dem Melken immer die erste Tasse Milch." Mitte der 70er Jahre wurde die Viehwirtschaft aufgegeben. Jetzt ist Ruhe eingekehrt im Haus Nr. 2 auf dem Petersberg. EXTRA Liebe Leserin, lieber Leser, gerne wollen wir Sie in weitere Wohnhäuser entführen, die außergewöhnlich alt und gut erhalten sind. Wir wollen Ihnen Menschen vorstellen, die in oft jahrelanger Arbeit ein historisches Gemäuer renovieren und über Freud und Leid des Altbau-Wohnens sprechen. Leben Sie vielleicht selbst in einem alten, schönen, Haus und haben Lust, uns über Ihre Motivation zu dieser Wohnweise oder die Geschichte Ihres Hauses zu erzählen? Dann mailen Sie uns ein paar Stichworte mit Name und Telefonnummer an trier@volksfreund.de (gerne auch mit Bildern), und wir nehmen Kontakt mit Ihnen auf. (red)Das Beste an unserem Haus Das sagen die Besitzer: "Die Aussicht über die Dächer von Mandern auf den Hochwald gefällt uns jeden Tag", schwärmt Mechthild Heinen. "Ich habe lange in Trier gewohnt und weiß, wie laut eine Stadt ist. Hier ist eine himmlische Ruhe", fügt ihr Mann Franz-Josef hinzu. Es komme schon mal vor, dass ein Hund bellt oder jemand mit der Kreissäge Holz zuschneidet. Das gehöre eben zum Landleben. Trotzdem liege Mandern nicht weitab vom Schuss. Das sei von Vorteil, weil nur noch eine Kneipe und kein Laden mehr im Dorf ist. "Ganz wichtig ist auch die gute Nachbarschaft, die sich bestens miteinander versteht", ergänzt Mechthild Heinen. (doth)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort