Ein Hermeskeiler Hirte von der "Alm"

Anhänger eines bestimmten Fußball-Vereins zu sein ist eigentlich nichts Besonderes. Für Daniel Weinand aus Hermeskeil schon. Weil die Umstände, vor allem am heutigen Dienstag, ganz besondere sind. Und weil er als glühender Fan des DSC Arminia Bielefeld in hiesigen Breitengraden ein hoffnungsvoller Exot ist.

Hermeskeil. Für die Hunderte von Jungen und Mädchen, die tagtäglich in Richtung Schulzentrum pilgern, ist das Haus in der Schulstraße mit der riesigen weiß/blau/schwarzen Fahne und dem großen "A" über dem Balkon-Geländer inzwischen schon ein gewohnter Anblick. Gesprächsstoff aber ist es immer noch, denn wer, bitte schön, bekennt sich hier, im "Bayern- und FCK-Land", dergestalt öffentlich zu einem Verein aus der ostwestfälischen Provinz, der ständig zwischen Liga eins, zwei und drei pendelt?

Für den 37-jährigen Daniel Weinand, in Hermeskeil Inhaber einer Praxis für Physiotherapie, ist die Verbundenheit zum Klub von der "Alm", nicht nur am heutigen Dienstag, an dem die Arminia zum DFB-Pokalspiel bei Eintracht Trier antritt, Ehrensache und eine Herzensangelegenheit.

Von 1994 bis 1998 absolvierte er damals in Bad Oeynhausen in der Nähe von Bielefeld seine Ausbildung. Gehandicapt und "lahm gelegt" durch den ersten von später drei Kreuzbandrissen, war der hervorragende Handballer und Tennisspieler beim Turnverein und beim Tennisclub Hermeskeil, zum Zuschauen verurteilt. "Ich hatte schon immer Sportarten betrieben, bei denen ein Ball im Spiel war, und in Bielefeld herrschte beim damaligen Regionalligisten mit renommierten Neuverpflichtungen aus der Bundesliga eine riesige Euphorie und Aufbruchsstimmung. Ich ging regelmäßig zur Arminia, wurde Mitglied, die Leidenschaft für die Mannschaft von der "Alm" ist bis heute geblieben."

Deren sichtbare Nähe äußert sich nicht nur in der riesigen Fahne am Balkon, nicht nur durch den Bezug der "Alm-Post", sondern auch durch Fotos in seiner Praxis. "Na klar, fragen mich immer wieder Patienten, wie man denn dazu kommt, hier in Hermeskeil ausgerechnet Fan von Arminia Bielefeld zu werden", gibt Weinand zu, den seine Verletzungen früh zur Aufgabe der eigenen Karriere zwangen.

"Aber mittlerweile habe ich ein paar Ungläubige im Freundes- und Familienkreis bekehrt. Sie sind sogar schon im Verein eingetreten. Und wer das immer noch mit Kopfschütteln quittiert, der versucht es zumindest zu verstehen", sagt Weinand. Besuche im Ost-Westfälischen, beispielsweise bei Gerry Weber in Halle, wo die Arminia öfter logiert, sind immer noch an der Tagesordnung. Da ein Ex-Kollege von ihm aus den Neunzigern mittlerweile als Physiotherapeut bei der Arminia arbeitet, ist die Verbindung zum Verein sogar noch intensiver geworden.

Zwei Wünsche hat der Hermeskeiler, was "seine Arminia" betrifft. "Einmal, dass die Arminia mal ein Freundschaftsspiel in Hermeskeil bestreitet, und zum Zweiten, dass ",Puddingkönig' Dr. Oetker in Bielefeld mal seine Schatulle für die Arminia öffnet." Dann nämlich, so glaubt er, "könnten wir da oben ein zweites Hoffenheim aufziehen und auch einmal international spielen".

Heute aber ist erst einmal ein "normaler Feiertag", wenn die Bielefelder im Moselstadion antreten. Für die Familie zudem noch ein ganz besonderer, denn Sohn Noah wird an diesem Tag fünf Jahre alt. Das heutige Spiel wird Daniel Weinand "natürlich" im Gäste-Fanblock verfolgen. "4:1 für uns" lautet sein Tipp, "obwohl die Trierer eine sehr starke Regionalliga-Mannschaft haben". Und stolz verrät er: "Ich habe sogar schon ein paar Kumpels überreden können, mit mir in den Arminia-Block zu gehen. Darunter auch Bayern- und Lautern-Fans". Die aber werden sich - Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste - nicht im entsprechenden Fan-Outfit dort zu erkennen geben. "Man weiß ja nie", meint er lachend, um hinzuzufügen: "Wir wollen den Abend ja schließlich nicht in der Notaufnahme beenden". Siehe Sport Seite 15, weitere Spielberichte unter www.volksfreund.de

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