Ein kleiner Buddha sorgt für Diskussionen

Konz · Der Stein des Anstoßes ist 40 Zentimeter groß: Ein Konzer Pfarrer hat mit seiner Intervention dafür gesorgt, dass eine Buddha-Statue vom Eingang des Seniorenhauses in Konz-Roscheid weggeräumt wurde. Verwandte einer Bewohnerin werfen ihm nun religiöse Intoleranz vor.

 Eine Buddha-Figur, wie sie so ähnlich auch vor dem Seniorenzentrum gestanden hat.

Eine Buddha-Figur, wie sie so ähnlich auch vor dem Seniorenzentrum gestanden hat.

Foto: privat
 Unbewachter Eingang: Die Stelle am Seniorenzentrum Zur Buche, wo der Buddha bisher meditierte.

Unbewachter Eingang: Die Stelle am Seniorenzentrum Zur Buche, wo der Buddha bisher meditierte.

Foto: Christian Kremer

Das Problem: "Seit einem dreiviertel Jahr besuchen meine Frau und ich täglich unsere pflegebedürftige Mutter/Schwiegermutter im Seniorenheim Zur Buche in Konz-Roscheid", schreibt der Trierer Günter Heidt an den TV. Täglich habe sie eine kleine Buddha-Figur begrüßt, "angelehnt an einen von Wasser übergossenen runden Stein". Jetzt ist der Buddha weg.Dann habe er erfahren, dass der katholische Pfarrer von St. Nikolaus in Konz, Georg Dehn, darauf bestanden habe, dass der Buddha wegkomme, erzählt Heidt. "Verbunden mit der Drohung er werde keine katholischen Gottesdienste mehr im Seniorenheim abhalten, solange der kleine Buddha am Eingang stehe", führt er weiter aus. Der Buddha stehe jetzt in einem Vorgarten, "dort, wo er dem streng katholischen Auge dieses Herrn Dehn nicht mehr missfällt", sagt Heidt.
Er akzeptiere selbstverständlich das christliche Tischgebet im Seniorenheim. "Wir akzeptieren jedoch keine Intoleranz", sagt Heidt. Noch weniger akzeptiere er dieses "Macht-Gehabe".

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Der Betreiber: "Meine Zielsetzung ist es, einvernehmlich mit Georg Dehn, die seelsorgerische Betreuung unserer katholischen Hausgäste zu gewährleisten", sagt Ralph Clark, Betreiber der Seniorenhäuser zur Buche. Er selbst fühle sich der humanistisch-christlichen Tradition verpflichtet, sei aber auch durch fernöstliche Denkweisen aus Hinduismus und Buddhismus beeinflusst. "Wenn es heißt, ‚ich habe und es gibt nur eine religiöse Wahrheit', kann ich das akzeptieren, aber aus meiner Sicht gibt es hier nicht eine einzige Wahrheit, es gibt viele Wege in religiösen Fragen und sie verdienen alle unseren Respekt", erläutert Clark. Er habe veranlasst, dass die Statue aufgestellt werde, sie nach einem Gespräch mit Pastor Dehn aber wieder abbauen lassen. Das habe er "aus Respekt vor den Gefühlen von Pfarrer Dehn getan", sagt Clark. "Und um des Friedens willen für die Hausgäste."

Der Pfarrer: Er habe darum gebeten, dass die Buddha-Statue entfernt werde, sagt Pastor Georg Dehn - zumal sich bei ihm Bewohner des Seniorenheims über die Figur beschwert hätten. "Da oben wohnt kein einziger Buddhist", betont er. Ihm gehe es aber auch um mehr: "Ein religiöses Symbol, das anderen heilig ist, sollte nicht zu Dekorationszwecken genutzt werden", führt er weiter aus. Das sollte weder bei einer Muttergottes noch bei Buddha so sein. "Wir müssen auch die religiösen Minderheiten schützen", sagt Dehn. Den Vorwurf, er habe mit der Einstellung der Seelsorge gedroht, weist er entschieden zurück. "Ich bin immer dort, wenn ich gerufen werde", sagt er. Außerdem feiere er wöchentlich montags und alle zwei Wochen mittwochs eine Messe in einem der drei Konzer Seniorenheime.

Die Buddhisten: Als sie von der Buddha-Verwirrung im Konzer Seniorenheim erfährt, reagiert eine Sprecherin des buddhistischen Zentrums in Trier amüsiert. Buddha-Statuen seien zwar inflationär geworden, aber das störe sie nicht, sagt sie. "Wenn man sich einen Buddha anschafft, hat das einen positiven Effekt auf den Geist", meint sie. Die Statuen strahlten Gelassenheit, Ruhe und Gleichmut aus. "Niemand verknüpft sie mit Ärger." Im Buddhismus gebe es zudem weder einen Heiligenkult noch eine Gott-Vorstellung. Buddha sei ein Mensch. "Der Unterschied zwischen Buddha und dir ist, dass er besser meditieren kann", sagt sie. Diesem Vorbild strebten die Buddhisten nach.

Fazit: Günter Heidt lobt das Seniorenhaus weiterhin für seine Offenheit. Dort werde jeder gleich behandelt - unabhängig von politischen oder religiösen Ansichten. Mit der Argumentation von Pastor Dehn gibt er sich nicht zufrieden. "Ein Pfarrer sollte die Gelassenheit haben, darüber hinweg zu sehen", sagt er. Es gehe ihm grundsätzlich um Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Als Historiker sei er da sehr empfindlich, weil Andersdenkende gerne zur Seite gedrängt würden. "Das ist etwas, das ich nicht akzeptieren kann."

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