Ein Kunststück steht ihm noch bevor

Heute auf den Tag genau vor 20 Jahren trat der damals 41-jährige Hans-Dieter Dellwo seine Tätigkeit als Bürgermeister in der Verbandsgemeinde (VG) Thalfang an. Damit ist er dienstältester Bürgermeister im Landkreis Bernkastel-Wittlich und genau einen Tag länger im Amt als sein Vorvorgänger Walter Freis.

Thalfang. Hans-Dieter Dellwo, der vor 20 Jahren von der Bezirksregierung Trier ins Bürgermeister-Amt nach Thalfang wechselte, erinnert sich nur noch vage an seinen Einstand, aber "ich bin sicher durchs Ratshaus gegangen und habe jedem Mitarbeiter die Hand geschüttelt". Wie er gewählt wurde, weiß er genauer. Wie vor der Einführung der Urwahl üblich, fiel die Entscheidung im Rat der Verbandsgemeinde (VG). Trotz eines Gegenkandidaten, Edgar Manz aus Talling, erhielt er bei 23 Ratsmitgliedern 17 Stimmen.

Zweimal wurde er mittlerweile von den Bürgern im Amt bestätigt, in beiden Fällen mit großen Mehrheiten. Einen "Masterplan", wie man heute sagen würde, hatte der Rathaus-Chef damals nicht in der Tasche.

Aber das würde zu dem heute dienstältesten Bürgermeister im Landkreis Bernkastel-Wittlich auch nicht passen. Als Verfechter der kommunalen Selbstverwaltung sah und sieht der heute 61-Jährige, der sein Jubiläum nicht mit einer Feier begehen will, seine Aufgabe eher darin, die 21 Gemeinden in der VG bei ihren Anliegen zu unterstützen, als selbst die großen Visionen zu entwickeln und die Marschrichtung vorzugeben.

Im VG-Rat hatte er meist große Mehrheiten hinter sich. Kampfabstimmungen wie die 1996 für den Neubau eines Erholungs- und Gesundheitszentrums in Thalfang waren die Ausnahme. Kritik gab's trotzdem, vor allem von der FWG. Ein Dorn im Auge war ihr unter anderem Dellwos China-Reise im Jahr 2007 aus Gründen der Wirtschaftsförderung. Ein Schwerpunkt lag für den gebürtigen Gusenburger (Landkreis Trier-Saarburg) auf der Ganzjahresnutzung des Erbeskopfs. Die Wintersport-, Natur- und Umweltbildungsstätte, das Hunsrückhaus, öffnete im Jahr 2000 seine Pforten. Es folgten Schneekanonen, Außenanlagen und eine naturnahe Sommerrodelbahn. Seit 1993 trägt die Verbandsgemeinde den Namenszusatz "am Erbeskopf", für den Dellwo sich stark gemacht hatte. Jetzt steht eine Gestaltung des Erbeskopf-Gipfels unter anderem mit einer Klangskulptur an. Nur ein Hotel steht noch auf seiner Wunschliste. Doch die Suche nach einem Investor am höchsten Gipfel von Rheinland-Pfalz war bislang vergeblich.

Würde der gelernte Schreiner, Kaufmann und Diplom-Verwaltungswirt heute rückblickend manches anders machen? Das "Nein" kommt schnell. Auch nicht in Sachen Regionale Schule. Ihre Sanierung kam aufgrund von Formfehlern bei der Vergabe lange Zeit nicht voran. Die Aufsichtsbehörden hätten eine "andere Rechtsauffassung" gehabt, sagt der Verwaltungs-Chef. Inzwischen ist der Planungsauftrag vergeben.

Dellwos dritte Amtszeit läuft im Jahr 2015 ab. Früher in den Ruhestand gehen will er nicht, "wenn die Gesundheit mitspielt". In den verbleibenden sechs Jahren steht dem Witwer und Vater einer Tochter noch ein Kunststück bevor: die Verbandsgemeinde Thalfang durch die von Mainz betriebene Gebietsreform zu führen. Die Kommune ist nach Auffassung von Innenminister Bruch zu klein, um dauerhaft selbstständig zu bleiben. Dellwo selbst ist ein Anhänger seiner derzeitigen VG: "Sie hat sich mehr als bewährt." Dennoch will er demnächst Gespräche mit dem möglichen Fusionspartner Neumagen-Dhron führen - wenn der VG-Rat zustimmt.

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