Ein Lausbub mit Fingerzeig von oben

KONZ. Eigentlich ist Klaus Dieter Scherer Priester im Ruhestand. Doch dieser Zusatz trifft auf Scherer überhaupt nicht zu. "Aktiver" Geistlicher wäre treffender, denn: Vor wenigen Tagen feierte Klaus Dieter Scherer sein goldenes Priesterjubiläum.

Landwirt, Förster oder Priester: Diese Berufe schwebten dem Oberprimaner am Trierer Hindenburg-Gymnasium, Klaus Dieter Scherer, einst für seinen weiteren Lebensweg vor. Nummer eins und zwei fielen nach weiterem Überlegen flach, und so wurde der gebürtige Konzer, Jahrgang 1931, katholischer Priester. Seine Berufung deutet Klaus Dieter Scherer als "Fingerzeig von oben". Obwohl bis heute sehr naturverbunden, "habe ich meinen Schritt, nicht Landwirt oder Förster zu werden, nie bereut". Vom damaligen Trierer Bischof Matthias Wehr empfing er am 29. Juli 1956 im Dom zu Trier die Priesterweihe. Dorthin kehrte er am 30. Juli für einen Dank-Gottesdienst zurück: um gemeinsam mit seinem Mitbruder Matthias Himmrich und dem Trierer Bischof Reinhard Marx das goldene Priesterjubiläum zu feiern. Lieber Seelsorger als Administrator

Seit 2000 lebt er als "Priester im Ruhestand" wieder in seinem Elternhaus in Konz - nach etlichen Stationen priesterlichen Wirkens, darunter Köllerbach, Altenwald und Mehring als Kaplan sowie Niederbettingen, Steffeln, Mettlach und Saarhölzbach als Pastor. Dem Jubilarpriester sieht man seine 75 Jahre überhaupt nicht an, zudem mag man kaum glauben, dass Klaus Dieter Scherer tatsächlich ein "Ruhestandspriester" sein soll. "Der Tag hat nicht Stunden genug für mich", sagt der Gottesmann mit fast spitzbübischem Gesichtsausdruck. Dass er als Priester noch aushilft, "wenn ich gebraucht werde", ist eine Selbstverständlichkeit für den agilen Mann. Öfter komme häufiger vor, als man glaubt. Einen regelmäßigen Dienst will sich der Pensionär-Pfarrer aber nicht mehr aufbürden, sondern es mit einem Dienst "auf Abruf" bewenden lassen. Die Arbeit als Seelsorger war stets seine Welt, weniger das administrative Drumherum, gesteht der engagierte Gottesmann unverblümt ein. Seinen Heimatort sah Scherer Jahrzehnte lang nur aus der Ferne. Konz sei nicht mehr wieder zu erkennen. "Aber ich fühle mich trotzdem sehr wohl hier", sagt der Sohn eines berühmten Konzers über seine Rückkehr. Nach seinem Vater Michael Scherer, Gründungsrektor der Realschule, Vorsitzender des Kulturkreises (1949 bis 1971) und Mitbegründer der Volkshochschule, wurde eine Straße benannt. Lange bevor Klaus Dieter Scherer Priester wurde, war er "Lausbub". Seine Hoch-Zeit in dieser Beziehung verbrachte er in Kell, wo sein Vater an der Volksschule unterrichtete (1932-1936). Die Freundschaft zum damaligen Nachbarsjungen Wendel Lehnen "wird mein Leben lang halten", sagt er. "Scherers Klaus" erinnert sich: "Wir hatten es faustdick hinter den Ohren. Keiner hätte den anderen jemals verpetzt. Lieber selber Haue einstecken, als den Freund mit hineinziehen." "Was war der Klaus Dieter Scherer überhaupt für ein Mensch?", soll sich später niemand fragen müssen. Daher hat er vorgesorgt und auf 154 Seiten wichtige Stationen seines Lebens festgehalten. "Scherereien" lautet der beziehungsreiche Titel. Episoden aus ungetrübten Kindertagen gäbe es genug. Vielleicht diese: Beide Freunde begleiteten mal den Schweinehirten. Im Morast suhlten sie mit den Schweinen fast um die Wette. Dementsprechend sahen sie aus. Zu Hause wollte den Jungen keiner reinlassen: "Wer bist du? Was willst du hier?", fragte die Mutter. "Aber ich wohne doch hier", antwortete der kleine Klaus Dieter verblüfft. Darauf die Mutter: "Du kannst unser Klaus nicht sein, der ist immer fein gewaschen und hat saubere Kleider und Schuhe an." Egal wo Klaus Dieter Scherer wirkte: Gern ließen die Leute den Pastor zum Anfassen nirgends gehen. Berühmt waren seine "Krabbel-Gottesdienste" am Nikolaustag. In seiner Eifeler Zeit war er in Gerolstein auch als Militär-Seelsorger tätig. Bis heute "zehrt" der Geistliche von seinen weiten Reisen, zum Beispiel nach Argentinien, Tansania, Nepal oder die Antarktis. Ein Höhepunkt: Am 25. Juni 1997 empfing ihn Papst Johannes Paul II. zu einer Privataudienz.

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