Ein Leben mit und an der Saar

SAARBURG. Josef Momper und die Saar – das ist fast so etwas wie eine lebenslange Leidenschaft. An der Saar ist der 82-Jährige groß geworden, an der Saar lebt er heute noch, von der Saar möchte er nie wieder weg. Warum das so ist, hat er dem TV erzählt.

Josef Momper hat nah am Wasser gebaut. Nicht unbedingt im doppelten Sinne, wie es vom ersten Eindruck her scheint. Obwohl: Wenn er von "seiner Saar" spricht, mit der er täglich auf irgendeine Weise Kontakt hat, bekommen seine Augen fast einen sentimentalen Ausdruck.Blick auf das Elternhaus

Der 82-Jährige lebt am Staden. Mittendrin, in einem der aneinander klebenden Schiffer- und Fischerhäusern, die wie an einer Perlenkette aufgereiht zu Füßen des Laurentiusberges liegen. "Das Türkise ist meins", lautet die Beschreibung für den TV. Nur wenige Meter trennen das Haus vom Saarufer. Vom Wohnbereich und Balkon aus genießen Josef Momper und seine zweite Frau Gisela den uneingeschränkten Blick auf den Fluss. "Ich bin am Laurentiusberg geboren, wohne seit 1958 am Staden", erzählt der Schreiner im Ruhestand. Auf sein Elternhaus kann er blicken. Das erste Haus am Staden, in dem er mit seinen drei Söhnen und der verstorbenen Frau gelebt hat, liegt nur wenige Meter von seinem jetzigen Zuhause entfernt. "Ich bin hier groß geworden, kann mir nichts anderes vorstellen", sagt Momper. "Als Kind sind wir in den Heltern der Saar schwimmen gegangen, das waren so eine Art kleine Weiher." Dort habe ihn die Mutter auch mit Kernseife eingerieben und gewaschen. Im Fluss selbst seien sie nicht geschwommen. "Das war zu gefährlich, da war zu viel Strömung." Gleichwohl habe er auch als Kind die Saar nicht als Gefahr empfunden. "Als Jungs haben wir uns aus Rohrschilf ein Floß gebaut und sind los. Wir wussten genau, wo wir hindurften und wohin nicht. Unter der Brücke war es gefährlich. Da hat das Wasser gedreht." Einen "wunderbaren Spielplatz" hätten sie mit dem "Ländchen", dem Wiesenstück zwischen Saar und Häuserreihe, gehabt. Kein Spiel hingegen seien die alljährlichen Hochwasser gewesen - häufig um die Weihnachtszeit herum. "Das Schlimmste war am 31. Dezember 1947", erinnert sich Momper. "Das Wasser stieg unwahrscheinlich schnell und stand in der Küche bis zum Herd." Holzbretter hätten die Staden-Bewohner als Verbindung von Haus zu Haus montiert. "Wir sind aus den Fenstern über diese Bretter ausgestiegen und haben uns unten mit einem Floß bewegt." Allerdings sei das Wasser im Dezember 47 so schnell gegangen, wie es gekommen ist. "Abends kam starker Frost, der Wasserstand fiel rapide ab. Silvester haben wir schon wieder in der Küche gefeiert", erzählt der Rentner schmunzelnd. Die Erinnerungen an das Hochwasser als festen Begleiter im Leben der Menschen am Staden damals können Momper nicht mehr aufregen. "Das war halt so. Wir haben uns darauf eingestellt", sagt er. Seit 1986 schirmt eine massive Mauer die Staden-Bewohner vom Wasser ab. "1993 war es nochmal haarig. Da fehlten noch 78 Zentimeter, und wir hätten das Wasser wieder im Haus gehabt. Aber es ist nichts passiert." Ein Umstand, der vor allem für seine zweite Frau Gisela wichtig war. Sie ist gebürtige Beurigerin und hat viele Jahre in Trier gelebt. "Wenn das Hochwasser noch immer eine Gefahr wäre, wäre ich nicht hier eingezogen", sagt sie. Und so genießt sie ebenso unbeschwert wie ihr Mann das Leben am Fluss. "Es ist toll, wenn die großen Schiffe kommen. Es gibt immer eine Menge zu sehen", schwärmt sie. Josef Momper bestätigt: "Das Wasser zieht an. Es gibt ständig neue Eindrücke, die Schiffe, die Tiere auf dem Wasser - es wird nie langweilig." Obwohl sie von ihrem Balkon aus direkt auf die Saar schauen, nähert sich das Paar abends häufig noch stärker der Saar. "Wir setzen uns auf eine Bank am Ufer, gucken und halten ein Schwätzchen mit Bekannten, die vorbei spazieren." Hier kriege ihn niemand mehr weg, sagt Momper und lacht. "Was denken Sie, was wir schon um unser Zuhause beneidet worden sind. . . "

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