Ein Mensch mit vielen Seiten

Konz · Die Autorin und Schauspielerin Renan Demirkan hat ihr neues Buch in der Stadtbibliothek Konz präsentiert. "Respekt", so die 55-Jährige, "ist das verbindende Prinzip zwischen den Menschen, Respekt überwindet die Fremdheit."

 Renan Demirkan. TV-Foto: Rolf Lorig

Renan Demirkan. TV-Foto: Rolf Lorig

Konz. Der Mensch Renan Demirkan hat mehrere Seiten. Die 1955 in Ankara geborene Schauspielerin ist dem breiten Publikum spätestens seit dem Schimanski-Kinofilm "Zahn um Zahn" bekannt. Doch es gibt da auch noch die wortgewaltige kluge Autorin, die Mitglied im Pen-Zentrum Deutschland ist, sowie die leidenschaftliche Kämpferin für Menschenrechte, die sich bei Unicef und Amnesty International engagiert. Am Donnerstag war sie in der Stadtbibliothek zu Gast, wo sie ihr neues Buch "Respekt" vorstellte.
Ihr Anspruch ist klar formuliert: Sie wolle immer noch etwas genauer und tiefer hinsehen, teilt die zierliche Frau ihrem Publikum mit. Möglicherweise hat sie sich deswegen auch immer wieder verletzt gefühlt: Wenn man sie aufgrund ihrer Herkunft als "Fremde" bezeichnet und damit auf ihre türkische Herkunft reduziert hat.
Über 50 Jahre in Deutschland


Obwohl sie seit über 50 Jahren in Deutschland lebt, hatte sie immer wieder prägende Erlebnisse, bei denen sie vor allem fehlenden Respekt feststellen konnte. "Respekt ist das verbindende Prinzip zwischen den Menschen, Respekt überwindet die Fremdheit", sagt sie. Warum aber tun sich die Menschen schwer mit dem Respekt vor anderen? Mehrere Jahre ging sie dieser Frage nach und recherchierte für ihr Buch. Das Ergebnis hat sie erschüttert: "Die Textur der Humanität löst sich auf!" Sie entdeckte Arbeit, die nicht mehr die ihr zustehende Entlohnung erhält. Menschen, die auf Zuruf verfügbar sein müssen. Arbeitnehmer, die aus Kostengründen aus der bestehenden Betriebsstruktur ausgegliedert werden. Kinder, die technisch anspruchsvolle Aufgaben ohne Probleme lösen können, dabei jedoch ihre natürliche Fähigkeit zur Empathie verloren haben. Den modernen Zeitgeist, der Menschen Demütigung und Scham bringt. Demirkan ist sich deshalb sicher: "Wir benötigen dringend einen neuen Gesellschaftsvertrag." Deshalb sieht sie es als Aufgabe von Demokratie und Bildung, die Bedingungen für ein respektvolles Denken und Handeln zu schaffen, um so der zunehmenden Verrohung der Zivilisation gegenüberzutreten. flo
Extra

Renan Demirkan wurde 1955 in Ankara (Türkei) geboren und kam 1962 mit ihrer Familie nach Deutschland. Nach dem Abitur studierte sie erst Philosophie, dann Theaterwissenschaften und Schauspiel. In Nordrhein-Westfalen gastierte sie an mehreren Bühnen. Dem breiten Publikum bekannt wurde sie 1985, als sie im Schimanski-Kinofilm "Zahn um Zahn" mitwirkte. 1988 folgte die Fernsehserie "Reporter". Demirkan engagiert sich auch bei Amnesty International, Unicef und ist Mitglied im Pen-Zentrum Deutschland. flo

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