Ein Panzer namens Konz

KONZ. Befehlsübergabe am Kloster Karthaus: Die Erste Kompanie des 16. Jägerbataillons Saarburg hat einen neuen Hauptmann und die Freundschaft der Soldaten zur Stadt Konz ein neues Wahrzeichen.

Manchmal prallen Welten aufeinander. Im Schatten eines großen Baumes sitzen ergraute Damen in bunt geblümten Sommerblusen. Kalten Tee trinkend beobachten sie über eine niedrige Buchenhecke hinweg, was sich nur wenige Meter jenseits der Einfriedung ihres Seniorenheims abspielt. Gleich vor dem Kloster steht ein Panzer. Heerscharen schwer bewaffneter französischer Soldaten marschieren im Gleichschritt vorbei - das ebenmäßige Geräusch ihrer schwarzen Stiefel mischt sich über dem heißen Asphalt in ihren getragenen Gesang. Das Lied scheint von vergangenen Heldentaten und erlittenem Leid zu berichten. "Das klingt aber schön", sagt eine Seniorin leise.Soldaten verabschieden ihren Hauptmann

Die vielen Soldaten sind zum Kloster nach Konz-Karthaus gekommen, um ihren Hauptmann zu verabschieden. Lucien Bouche hatte zwei Jahre lang die Geschicke der ersten Kompanie des 16. Jägerbataillons Saarburg geleitet. Mit seinen Männern, deren Aufgabe die Wahrung des Friedens in Krisengebieten ist, war er 2004 im Tschad und im Kosovo, und von Oktober 2005 bis Februar 2006 an der Elfenbeinküste. Die gemeinsam in Saarburg verbrachte Zeit war auf wenige Monate im Jahr begrenzt. Nach dem Spiel der Fanfaren setzt eine tiefe Stille ein. "Présentez Armes!", ruft der Hauptmann plötzlich. Ein gewaltiger Ruck geht daraufhin durch die rund 150 Soldaten, die bis dahin wie festgemeißelt wirkten. Mit einer Armbewegung befördern sie ihre mit Bajonetten gespickten Gewehre vor die Brust. Vor dieser Kulisse überreicht Bouche, einer komplexen Zeremonie folgend, seinem Nachfolger, Hauptmann Olivier Tillier, die Fahne der Ersten Kompanie. Französische Soldaten und das Kloster Karthaus - nicht nur der imposanten Bilder einer militärischen Inszenierung wegen wirkt die Befehlsübergabe vor den Klostermauern bedeutsam. Das ursprüngliche Kloster war 1674 von französischen Truppen zerstört worden. 1794 eroberten sie den Nachfolgebau. So beeindruckend die Anwesenheit derart vieler Soldaten auch 2006 wirken mag - sie basiert auf einer Freundschaft. Genauer gesagt auf einer achtjährigen Partnerschaft zwischen der Stadt Konz und der Ersten Kompanie des 16. Jägerbataillons. Gemeinsame Zeremonien, Weinproben oder Konzertbesuche sollen den Kontakt zwischen Soldaten und Konzern fördern, sagt Bürgermeister Winfried Manns. "Das war für mich der schönste Moment meiner Karriere", sagt Tillier nach der Zeremonie. Von 2001 bis 2004 hatte er bereits die Gelegenheit, die Region kennen zu lernen. Auch er wolle die Freundschaft seiner Kompanie zur Stadt Konz pflegen, sagt der strahlende Hauptmann. Ein weiteres, eher ungewöhnliches Zeichen der gegenseitigen Verbundenheit wird zudem fortan auf tarnfarbenem Untergrund prangen, denn im Rahmen der Befehlsübergabe taufte Oberst Bernard Barrera einen Panzer auf den Namen "Stadt Konz".

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