Ein Schotte liebt die Saar-Mosel-Stadt

Konz · Der schottische Deutsch-Lehrer Bob Drysdale kommt aus Elgin in Nord-Schottland. Seit mehreren Jahren besucht er regelmäßig Konz. In der Saar-Mosel-Stadt hat er den Trierischen Volksfreund schätzen gelernt. So fand ein Artikel den Weg ins schottische Deutsch-Zentralabitur.

 Im Gegensatz zu vielen anderen authentischen Texten, die für die Deutsch-Prüfungen genutzt würden, habe er den TV-Artikel kaum verändern müssen, sagt der schottische Deutsch-Lehrer Bob Drysdale.

Im Gegensatz zu vielen anderen authentischen Texten, die für die Deutsch-Prüfungen genutzt würden, habe er den TV-Artikel kaum verändern müssen, sagt der schottische Deutsch-Lehrer Bob Drysdale.

Foto: Christian Kremer

Freitag, 24. Mai 2013: Mehr als 1000 schottischen Schülern im ganzen Land rauchen die Köpfe. Sie sitzen vor der Aufgabenstellung ihrer Deutsch-Abschlussprüfung für die A-Levels, auch Gold Standard genannt. Diese Prüfungen sind vergleichbar mit dem deutschen Abitur. In der schriftlichen Prüfung liegt vor ihnen der Ausdruck eines Textes aus dem Wochenendjournal des Trierischen Volksfreunds - erschienen am 8. April 2008. Darin geht es um eine Trie8rer Großfamilie mit acht Kindern. Darunter stehen sieben Fragen. Die schottischen Schüler sollen zeigen, wie gut sie den Text verstanden haben. Doch wie hat es der Artikel in die schottische Abschlussprüfung geschafft?Fünf Monate nach der Prüfung sitzt Bob Drysdale entspannt im Frühstücksraum des Park Hotels in Konz. Vor ihm liegt der Trierische Volksfreund. Im Gespräch erklärt der 61-Jährige aus der nord-schottischen Stadt Elgin, warum er den Artikel für die Prüfung ausgesucht hat.

Drysdale hat Germanistik studiert und in Würzburg ein Auslandssemester absolviert. Er ist Deutschlehrer und großer Deutschland-Fan. Seit 1991 ist er zuständig für die Abschlussprüfung der Deutschschüler in Schottland. Seine Deutsch-Begeisterung hat er auf seine Familie übertragen. Zwei seiner drei Kinder haben Germanistik studiert. Seine Tochter lebt in Wien, ein Sohn in Flensburg. Nur sein zweiter Sohn wollte laut Drysdale nichts mit Deutsch am Hut haben, jetzt ist er mit einer Deutschen zusammen, die in Schottland studiert. Drysdale lacht.
Konz steuert der lebensfrohe Schotte seit etwa acht Jahren regelmäßig an. Bisher hat ihn immer seine Frau begleitet. In diesem Herbst ist er erstmals alleine in die Stadt gekommen: Seine Frau ist im vergangenen August an Krebs gestorben.

Drysdale will trotzdem weiter nach Konz kommen. Er schätze die guten Restaurants, nach Trier sei es nicht weit und auch andere Ausflugsziele seien von Konz aus gut zu erreichen. "Eine typische deutsche Kleinstadt", sagt er. "Hier kann man sich schön ausruhen."

Dass er die Saar-Mosel-Region entdeckt hat, liegt an familiären Banden: Einer seiner Neffen wohnt zusammen mit seiner Frau in Wincheringen und arbeitet in Luxemburg. Vor zwölf Jahren war der Schotte erstmals in der Gegend - zu Besuch bei einem anderen Neffen, der als Hufschmied im Hunsrück gearbeitet hat.
Damals hat er auch erstmals den Trierischen Volksfreund gelesen. Und die Regionalzeitung wurde zur Dauerlektüre während seiner Aufenthalte in Konz und auch in Schottland. "Ich freue mich immer darauf, zu lesen, was alles in der Konzer Gegend los ist", sagt Drysdale. Zuhause in Schottland bekomme er jeden Tag den täglichen Volksfreund-Newsletter per Email. "Damit ich auf dem Laufenden bin."

Dass er einen TV-Artikel für die Deutsch-Prüfung ausgesucht hat, begründet er mit dem Thema Großfamilie und mit der Sprache im TV. Das Thema sei zeitlos, die Sprache verständlich. Das zeichne den TV aus. Im Gegensatz zu vielen anderen authentischen Texten, die für die Deutsch-Prüfungen genutzt würden, habe er den TV-Artikel kaum verändern müssen. Weder Schüler noch Lehrer hätten sich beschwert. Das komme so nur selten vor.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort