Ein Schritt nach vorn

SCHWEICH/TRIER. Der Schweicher Michael Strunk verlor vor 20 Jahren sein rechtes Bein bei einem Motorrad-Unfall. Vor einigen Wochen hat er seine bisherige Gehstütze durch eine hoch moderne elektronische Prothese mit Computer-Chip ersetzt. Sie kostet 22 000 Euro.

 Durch das Kabel wandern die Daten vom Rechner zum Chip in der Beinprothese: Michael Strunk aus Schweich (rechts) und Armin Schickendanz von der Firma Komed.Foto: Jennifer Falk

Durch das Kabel wandern die Daten vom Rechner zum Chip in der Beinprothese: Michael Strunk aus Schweich (rechts) und Armin Schickendanz von der Firma Komed.Foto: Jennifer Falk

Michael Strunk war Motorradfahrer. Bis zu der Nacht, in der er als 21-Jähriger auf einer Straße bei Konz fuhr und einen Unfall hatte. Sein Körper wurde gegen ein Verkehrsschild geschleudert. Das rechte Bein prallte gegen die Stange des Schildes. Ein Teil des Beines wurde abgerissen. Im Krankenhaus amputierten die Ärzte das Bein über dem Knie. Das war 1980.Heute schreitet der 41-Jährige mit geradem Oberkörper und steigt Treppen und Straßen hinab, ohne sich mit den Händen abzustützen. Das gelingt ihm, weil er jeden Tag eine Innovation an sein rechtes Bein befestigt.Die Geh-Hilfe heißt "C-Leg" - und ist die erste Prothese mit einem mikroprozessorgesteuerten Kniegelenk. Einfach ausgedrückt lenkt das "Kniegelenk" beim Gehen den Schwung des Unterschenkels, und Sensoren im "Fuß" regulieren die Standfestigkeit. Knie und Fuß kommunizieren ständig miteinander, 50-mal in der Sekunde.Schreitet Strunk über Sand oder Kies, teilen die Sensoren dies dem "Knie" mit. Der Preis dieser hoch modernen elektronischen Prothese: 22 000 Euro."Das könnte für mich genau das Richtige sein"

"Es ist ein komisches Gefühl", sagt Strunk, der als Büroinformationsmechaniker arbeitet. "Das ist viel Geld." Alleine, sagt er, hätte er die Prothese allerdingsnicht bezahlen können. Seine Krankenkasse wollte die Kosten zunächst nicht tragen. Strunk schaltete einen Anwalt ein, der ein Rechtsverfahren androhte. Die Krankenkasse willigte schließlich ein, die Kosten zu übernehmen - ohne Rechtsverfahren."Ich wusste, das könnte für mich genau das richtige sein", sagt der 41-Jährige. Er trägt die "C-Leg"-Prothese erst seit kurzem. Mit Armin Schickendanz, Leiter der Abteilung Orthopädie beim Sanitätshaus Komed, musste Strunk nach Duderstadt zur deutschen Vertretung von "Otto Bock", dem "C-Leg"-Hersteller, fahren. "Otto Bock"-Techniker stellten die Prothese für den Schweicher ein und gaben Schickendanz eine Einleitung in die Software zu der computergesteuerten Bein-Prothese.Jetzt geben Strunk und Schickendanz der Beinprothese noch den Feinschliff, indem sie mit der Software Einstellungen, wie zum Beispiel die Zehenlast, präzisieren. Per Kabel übermittelt der Rechner die Daten an den Computerchip im "Kniegelenk".Der Vorteil des "C-Leg" sei nicht nur die optische Verbesserung, sagt Schickendanz, sondern ganz klar die vorbeugende Wirkung: "Fast jeder Mensch mit einer Bein-Amputation bekommt irgendwann Rücken-, Schulter- oder Hüftprobleme."Beinprothesen ohne die Möglichkeit abzubremsen böten keine Standfestigkeit und ihr Schwung lasse sich nicht dämpfen. Um mit ihnen zu gehen, müssten Beinamputierte bei jedem Schritt das Bein nachziehen. Sie krümmten dabei Hals, Schulter und Rücken."Man kann sich ja ganz locker lassen", staunte Strunk bei seinen ersten Gehversuchen mit dem C-Leg."Ich habe automatisch den Oberkörper gerade gelassen." Früher, als er sich im Spiegel sah, habe er jedes Mal gedacht: "Wie krumm gehst Du nur."

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