Ein Sieger ohne Mehrheit

Er arbeitet bei der Volksbank, ist ein leidenschaftlicher Sänger und gibt in den nächsten fünf Jahren politisch den Ton in Schillingen an. CDU-Mann Markus Franzen (41) ist der einzige neue Ortsbürgermeister in der Verbandsgemeinde Kell am See. Der TV stellt ihn vor.

 Wie bringe ich wieder Leben in die vielen leerstehenden Häuser? Dem Ausbluten des Dorfkerns entgegenzuwirken – das ist ein wichtiges Ziel, das sich der neu gewählte Ortsbürgermeister von Schillingen, Markus Franzen, gesetzt hat. TV-Foto: Axel Munsteiner

Wie bringe ich wieder Leben in die vielen leerstehenden Häuser? Dem Ausbluten des Dorfkerns entgegenzuwirken – das ist ein wichtiges Ziel, das sich der neu gewählte Ortsbürgermeister von Schillingen, Markus Franzen, gesetzt hat. TV-Foto: Axel Munsteiner

Schillingen. "Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt." Diese bekannte Redewendung hat sich im Leben von Markus Franzen schon einige Male bewahrheitet. So stoppte den gelernten Bäcker vor vielen Jahren eine Mehlallergie. Er musste beruflich umsatteln und wurde Bankkaufmann. Seine gegenwärtige Arbeitsstelle ist die Volksbank-Filiale in Fell.

Seit zwei Wochen ist der CDU-Politiker offiziell Ortsbürgermeister von Schillingen, und Franzen bekennt offen, dass er, als er 1994 von Greimerath in den Heimatort seiner Frau Silvia zog, nicht daran gedacht hätte, dass er dieses Amt irgendwann einmal übernehmen würde. "Anfänglich so geplant war das ganz sicher nicht. Wenn ich mich aber mal für eine Sache entschieden habe, dann mache ich es aber mit aller Konsequenz und auch gerne", sagt er.

Schon 2004 trat Franzen für den CDU-Ortsverband als Ortsbürgermeister-Kandidat an, zog damals aber gegen SPD-Amtsinhaber Ludwig Bohr den Kürzeren. Bei der Kommunalwahl am 7. Juni gelang dem Vater von zwei Töchtern (acht und elf Jahre alt) im zweiten Anlauf jedoch die Revanche. Mit einem Abstimmungsergebnis von 52:48 Prozent löste Franzen den 20 Jahre lang regierenden Bohr als Gemeindechef ab.

Voll gelungen ist den Schillinger Christdemokraten der Machtwechsel jedoch nicht. Im Rat hat die CDU-Fraktion nur sieben Sitze, die SPD ist mit neun Mandaten stärkste Kraft geblieben. Franzen ist also ein "Dorfhäuptling" ohne eigene Mehrheit.

Gelassenheit vor dem Wettbewerb der Ideen



"Ich nehme die Sache gelassen und hoffe doch, dass sich die Wogen bei denjenigen, die über das Wahlergebnis enttäuscht sind, glätten", sagt Franzen. Man müsse nun zunächst abwarten, wie sich in den nächsten Wochen die Arbeit im Rat gestaltet. Klar ist für den CDU-Mann aber: "Wenn die SPD alle Vorschläge von uns blockieren würde, würden das die Leute schnell merken, und die SPD würde sich damit selbst schaden." Der neue Ortsbürgermeister fordert seine politischen Gegenspieler deshalb ausdrücklich zu einem "regen Wettbewerb um Ideen für Schillingen" auf.

Der passionierte Sänger - er ist im Kirchenchor und im Männergesangverein aktiv - hat sich für die kommenden fünf Jahre drei wesentliche Ziele auf die Fahnen geschrieben. Die Vermarktung des Neubaugebiets muss aus seiner Sicht "dringend forciert" werden.

Noch wichtiger erscheint dem 41-Jährigen aber die "Aktivierung des Ortskerns", der schon jetzt mehrere Leerstände aufweist. "Wir müssen Konzepte entwickeln, um den Bereich an der Kirche und an der Ecke Trierer Straße und Hochwaldstraße wieder mit Leben zu erfüllen", sagt Franzen. Längerfristig schwebt ihm die Reaktivierung der alten Bäckerei, die Einrichtung eines Heimatmuseums oder für die älteren Bürger das Angebot für "Betreutes Wohnen" - am besten verbunden mit der Ansiedlung eines Arzstes - in den Gebäuden im Dorfkern vor.

Kurzfristig und konkret gehe es zunächst aber darum, eine Lösung für das marode Eckhaus gegenüber der "Gaststätte Maßem" zu finden. Schon der vorherige Rat habe beschlossen, dass die Gemeinde das Haus kaufen soll. Franzen plädiert dann für einen Komplett-Abriss, während die SPD bislang nur den Teil-Abriss der Scheune favorisiert.

Zu guter Letzt kündigt Franzen auch einen "anderen Politikstil" an. Er wolle "mehr mit den Leuten reden", als dies sein Vorgänger getan habe, so der 41-Jährige.

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