Ein Siegerbällchen für 1,10 Euro - Die beste Eissorte der Republik kommt aus Saarburg (Video)

Saarburg · Ein außergewöhnliches Zitroneneis der Saarburger Eisdiele Cortina wird zum besten Konditoreneis hierzulande gewählt. Die Hersteller verraten im TV, welche Zutaten drin sind und was sie aus dem Wettbewerb gelernt haben.

 Eismacher mit Leib und Seele: Stefania Fattor und Davide Arnoldo in ihrer Saarburger Eisdiele.TV-Fotos (2): Alexander Schumitz

Eismacher mit Leib und Seele: Stefania Fattor und Davide Arnoldo in ihrer Saarburger Eisdiele.TV-Fotos (2): Alexander Schumitz

Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"

Das Val di Zoldo liegt in den südlichen Dolomiten. Mit 30 Einwohnern je Quadratkilometer ist das hochgelegene Tal auch für italienische Verhältnisse dünn besiedelt (im Durchschnitt leben in Italien rund 200 Menschen auf dem Quadratkilometer). Es ist die Hochburg der sogenannten Gelatieri. Etwa drei Viertel der Eismacher in Deutschland hat nach Schätzungen des Verbands der italienischen Speiseeishersteller in Deutschland seine Wurzeln in diesem Alpental.

Auch Familie Fattor, der die Eisdiele Cortina in Saarburg gehört, stammt aus dem Val di Zoldo. Dort lebt die Familie regelmäßig während der Wintermonate. Dort hat Stefania ihren Mann Davide Arnoldo lieben gelernt. Und dort lebt Erminia Rizzardini, die mit ihrem Mann 1960 die Eisdiele unterhalb der Saarburger Rausch gegründet hat. Obwohl Stefania Fattors Großmutter inzwischen 96 Jahre alt ist, entwickelt sie immer noch neue Ideen mit.

"So war es auch bei unserer Eissorte Limone Stravagante, die wir jüngst bei einem Wettbewerb in Berlin präsentiert haben", sagt Davide Arnoldo. In der Bundeshauptstadt war das Paar gegen 15 weitere Eishersteller aus Deutschland, Österreich und Tschechien angetreten, um sich für die Weltmeisterschaft im italienischen Badeort Rimini zu qualifizieren. Die erste Runde dieses internationalen Wettbewerbs hatte Davide Arnoldo Ende März in Neu-Ulm (Bayern) gewonnen. Es seien seine Freunde in Italien gewesen, die ihn angespornt haben, sich der Konkurrenz zu stellen. So stand am Anfang also die Frage, mit welcher Eissorte man in den Wettbewerb zieht. Stefania Fattor: "Uns war schnell klar, dass es eine traditionelle Sorte sein sollte. Also Vanille, Schokolade, Stracciatella, Erdbeere oder", kurze Pause, "Zitrone". Also stellten sich die beiden im Winter in der heimischen Küche an den Herd und experimentierten.

Herausgekommen ist dabei die Sorte Limone Stravagante. Ein - so die Beschreibung für die Gelato World Tour - "Zitronensorbet aus Sorrento, aromatisiert mit Melisse, dank eines alten Rezepts sowie eines selbstgemachten Variegato - eine Art Fruchtmus - aus glasierten Orangenschalenstücken, dekoriert mit Limetten, Orangen und Zitronen". Das Bällchen kostet in der Eisdiele übrigens nach wie vor - wie alle anderen Sorten auch - 1,10 Euro. Während die Vorbereitungen für den Wettbewerb in der Bundeshauptstadt liefen, musste in Saarburg einiges organisiert werden. Denn mit Hochbetrieb in der kleinen Eisdiele und zwei kleinen Kita-Kindern kann man nicht einfach mal ein paar Tage wegfahren.

Aber dank der Familie und mit Hilfe von Freunden machten sich beide schließlich auf den Weg zum Deutschlandfinale - mit dem Traum einer WM-Teilnahme in der italienischen Heimat.

Drei Tage lang mit wenig Schlaf und viel Arbeit standen Stefania Fattor und Davide Arnoldo am Potsdamer Platz an ihrer Eismaschine, produzierten Eiskrem, stellten sich den Fragen einer achtköpfigen Fachjury und den 50 000 Test-Eis-Essern. Die Konkurrenz war angetreten mit Eissorten wie "Königin des Sommers" (ein Joghurteis mit Limettensaft und einer Brombeer-Limette-Minz-Sauce), einem Mandarinen-Sorbet mit karamellisierten Pistazien, einem mit Orangenschalen aromatisierten Mandeleis oder Xochiquetzal, einer Kreation aus Kokos, Ingwer und Maracuja-Marmelade.

Am Ende des Wettbewerbs hat es für das Saarburger Team für ein Ticket nach Rimini nicht gereicht. Aber Davide Arnoldo und Stefania Fattor haben den Wettbewerb um das beste Konditoreneis in Deutschland gewonnen. Ihre Kollegen aus dem Wettbewerb haben ihnen diesen Preis verliehen, "auf den wir sehr stolz sind", sagt Davide Arnoldo.
Das Paar nimmt aber noch mehr mit aus diesem Wettstreit der Eishersteller: "Wir haben viele neue Freunde gewonnen und etliche Ideen mitgebracht, die unser Angebot bereichern werden." Und eine weitere Erkenntnis hat Davide Arnoldo gewonnen. "Die Begeisterung der Kinder für dieses Eis spornt mich an, noch besser zu werden, nur frische Produkte zu verwenden, aber ohne Farb- und Konservierungsstoffe zu arbeiten." Denn - da ist er sich mit seiner Frau einig - ihre Leidenschaft gehört dem handwerklich hergestellten Speiseeis. Und vielleicht reicht es ja beim nächsten Wettbewerb in drei Jahren für einen Startplatz bei der Eis-WM in Rimini.Extra: WO DAS SPEISEEIS HERKOMMT

 Das Siegerreis: Limone Stravagante.

Das Siegerreis: Limone Stravagante.

Foto: Alexander Schumitz (itz) ("TV-Upload Schumitz"

Die Geschichte des Speiseeises reicht vermutlich bis ins antike China. Doch auch im antiken Griechenland und bei den Römern kannte man die Zubereitung von Sorbet aus Gletscherschnee. Alexander der Große soll eine Vorliebe für Wassereis gehabt haben. Von seiner Chinareise brachte Marco Polo im 13. Jahrhundert ein Rezept mit, um eine Kältemischung aus Schnee oder Wasser und Salpeter zuzubereiten. Im 16. Jahrhundert brachte Katharina von Medici diese italienische Spezialität mit nach Paris. Aber auch Anna Wecker erwähnt in ihrem 1597 veröffentlichten Kochbuch die Herstellung von Speiseeis. Die Erfindung von Eis- und Kältemaschinen Mitte des 19. Jahrhunderts verhalf dem Speiseeis zum gesellschaftlichen Durchbruch. Das Val di Zoldo in den südlichen Dolomiten entwickelte sich danach schnell zur Hochburg der italienischen Gelatieri. Die Auswanderung nach Deutschland und Österreich sichert vielen Familien aus dem Alpental, so wie den Fattors aus Saarburg, bis heute ihr Einkommen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort