Neuer historischer Rundweg Ein Spaziergang in Freudenburg durch 1000 Jahre Ortsgeschichte

FREUDENBURG · Der historische Rundweg in Freudenburg wurde wegen Corona zwar nicht offiziell eröffnet. Gehen kann man ihn jedoch schon. Ein Friedhof zählt zu den bedeutendsten Stationen.

  Ein Monument seit 1694: Jürgen Spanier, Hans-Peter Jäger, Hans-Helmut Lang und Bärbel Braunshausen (von links) sind von der Bedeutung des jüdischen Friedhofs und des neuen historischen Rundwegs in Freudenburg überzeugt.

Ein Monument seit 1694: Jürgen Spanier, Hans-Peter Jäger, Hans-Helmut Lang und Bärbel Braunshausen (von links) sind von der Bedeutung des jüdischen Friedhofs und des neuen historischen Rundwegs in Freudenburg überzeugt.

Foto: Herbert Thormeyer

Sein Bedauern ist dem Freudenburger Ortsbürgermeister Alois Zehren anzumerken:  „Es gibt keine Einweihung – wegen Corona“, erklärt er  zum neuen historischen Rundweg der Gemeinde. Kaum waren die neun Stationen mit den rostigen Eisenstelen und den Infotafeln Ende April aufgebaut, war das öffentliche Leben wegen der Pandemie lahmgelegt.

Dennoch darf der neue Weg bereits genutzt werden. Start und Ziel sind am Turm der historischen Stadtmauer auf dem Dorfplatz. Weitere Stationen sind der Synagogenplatz, das mittlerweile abgerissene Amtshaus, die Pfarrkirche mit Pfarrhaus, die Zehntscheune, die Burgruine, das Stadttor mit Torwäch­terhaus, der Marktplatz und der Jüdische Friedhof (siehe Grafik rechts unten).

Der Weg ist laut dem Ortschef auch für Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen gut nutzbar. Auf dem Friedhof der ehemaligen Mitbürger jüdischen Glaubens stehen die Grabsteine allerdings frei auf einer Wiese, die für Rollstuhlfahrer wohl nicht ohne Hilfe zu befahren ist.

Dort liegt das Grab von Isidor Kahn, der als letzter jüdischer Mitbürger von Freudenburg 1971 bestattet wurde. „Seit 1694 ist das für die Juden eine Art Zentralfriedhof der Region gewesen“, weiß Hobbyhistoriker Jürgen Spanier, der den gesamten Weg während der Dorfmoderation ab 2014 mitentwickelt hat. Den ersten Nachweis eines jüdischen Einwohners gibt es 1589 mit dem Erwerb Freudenburgs durch die Abtei St. Maximin. Über Jahrhunderte gab es ein friedliches Zusammenleben, bis es zur Schändung des Friedhofes Anfang des 20. Jahrhunderts und in der Nazizeit kam. Im September 1994 wurde der Friedhof in Zusammenarbeit mit dem Gymnasium Saarburg als Zeugnis jüdischer Kultur wieder der Öffentlichkeit vorgestellt.

110 Gräber haben Steine für die Ewigkeit, denn im Judentum haben sie – anders als im Christentum – kein „Ablaufdatum“. Gepflegt per Rasenmähen wird die Anlage von der Ortsgemeinde. Sonst darf dort nichts verändert werden.

 Diese Grafik auf den Stelen des Rundwegs gibt den Besuchern einen Überblick über die Stationen und Sehenswürdigkeiten.

Diese Grafik auf den Stelen des Rundwegs gibt den Besuchern einen Überblick über die Stationen und Sehenswürdigkeiten.

Foto: Herbert Thormeyer

Eine wichtige Stelle ist auch der Synagogenplatz, wo einst ein jüdischer Gebetsraum stand, errichtet 1784/85. In den 1920er Jahren waren 5,5 Prozent der Freudenburger Juden. 1962 musste das im Krieg stark zerstörte kleine Gotteshaus abgerissen werden.

In einer Dreiviertelstunde ist der Weg zu bewältigen. Besucher wandern sozusagen durch die Epochen, von Mittelalter bis Neuzeit. „Touristen halten an, lesen die zweisprachigen Infotafeln auf Deutsch und Englisch und machen sich dann auf den Weg“, hat Jürgen Spanier beobachtet. Ein ebenfalls recht neuer Premiumwanderweg ziehe zusätzlich Gäste an. „Für die Gastronomie hat das leider kaum einen Effekt“, bedauert Bärbel Braunshausen. Viele Wanderer brächten ihre Verpflegung selbst mit.

Viel Neues erfahren die Besucher auf ihrem Weg durch die Freudenburger Historie seit der ersten urkundlichen Erwähnung 1052. Zum Beispiel, dass der Ort schon einmal Stadt war und Verwaltungssitz für die Region, darunter auch Teile des heutigen Saarlandes.

Gekostet hat der Weg laut Ortsgemeinde etwas mehr als 19 000 Euro, wovon 8800 Euro aus Leader-Mitteln der Europäischen Union stammen. Weitere Infos: www.gemeinde-freudenburg.de

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