Ein Stück Geschichte sagt auf Wiedersehen
Saarburg · Sie gehen niemals ganz: Mit einer Militärparade hat sich die französische Garnison von Saarburg verabschiedet. Doch nach der langjährigen Stationierung sind die Soldaten zu Freunden geworden - und versprechen, Saarburg immer wieder zu besuchen.
Die Stiefel sind blank geputzt, die Uniformen sitzen wie angegossen. In den goldenen Orden und den Gewehrläufen spiegelt sich die Sonne. In Reih und Glied stehen rund 600 Soldaten am Rand des Cityparkplatzes in Saarburg. Zum letzten Mal haben sie sich versammelt, um ihrer zweiten Heimat und deren Bürgern auf Wiedersehen zu sagen.
Es ertönt ein Befehl, ein Trommelwirbel ist zu hören, synchron legen die Soldaten ihre Gewehre an, salutieren vor Oberst Franck Nicol. Die Marseillaise, die französische Nationalhymne, erklingt. Soldaten tragen ein letztes Mal die Fahne und den Wimpel des 16. Jägerbataillons auf den Platz.
Hunderte Deutsche und Franzosen stehen dicht gedrängt rund um den Platz. Mit kleinen französischen Papierfahnen winken sie dem Bataillon zu. Kinder sitzen auf dem Asphalt, schauen mit großen Augen der Parade zu. Eine Kindergruppe hält ein Schild, auf dem steht "Merci, chers amis" (Danke, liebe Freunde).
Freunde, ein Wort, das an diesem Mittag sehr häufig fällt. Mit Herzlichkeit nehmen Stadtbürgermeister Jürgen Dixius und Oberst Nicol stellvertretend für Stadt und Bataillon voneinander Abschied. Ein Lebewohl in der Geschichte des Jägerbataillons, das es so noch nicht gegeben hat. Mit 42 Jahren war Saarburg die längste Station der Einheit. Ehemalige Generäle sind extra aus Paris angereist, einstige Kommandeure und Soldaten reihen sich neben ihnen ein, um der letzten Parade beizuwohnen.
Herrscht unter dem Publikum zu Beginn noch Stille, können sie nach einer knappen Stunde ihren Jubel kaum halten. Vom Himmel gleiten leise fünf Fallschirmspringer. An ihrem Lenkschirm befestigt haben sie die Fahnen von Europa, Frankreich, Deutschland, das Saarburger Stadtwappen, den Bataillons-Wimpel und eine Abschiedsfahne der Deutsch-Französischen Gesellschaft. Diese wurde eigens für die Parade als Geschenk entworfen. Mit fester Stimme singend marschieren die Soldaten der sechs Kompanien kurz darauf zum Abschluss durch die Stadt. Am Straßenrand tummeln sich die Menschen, klatschen und jubeln ihnen zu. Ein letztes Mal.
Doch die französischen Soldaten gehen nicht ganz. Einen (Plastik-)Kameraden haben sie der Stadt zum Abschied da gelassen. Und haben im Gegenzug Saarburg erhalten: die Saarburg. In Miniaturform, versteht sich. Damit sie sich immer an ihr "zweites Wohnzimmer Saarburg" erinnern, wie Landrat Günther Schartz es nennt.
Eines ist nach diesem Tag klar. Ein Abschied für immer wird der Abzug nicht sein. Denn die Türen stehen den Franzosen in Saarburg immer offen - und die guten Freunde werden ihren Weg immer wieder in ihre zweite Heimat finden, verspricht auch Oberst Nicol: "Das 16. Jägerbataillon sagt nicht Adieu, sondern auf Wiedersehen."