Ein Thekenphilosoph packt aus

Hermeskeil · Die Figur des Franzosen Jacques, alias Detlev Schönauer, der im Saarland ein kleines Bistro betreibt, ist inzwischen Kult. Die annähernd 250 Besucher der Hermeskeiler Hochwaldhalle waren in seinem Programm "Geist ist geil" zwei Stunden lang Gast an seiner Theke.

Hermeskeil. Er steht seit 30 Jahren auf der Kabarettbühne und feierte erst tags zuvor seinen 58. Geburtstag: Der saarländische Kabarettist Detlev Schönauer Jacques ist dadurch bekanntgeworden, dass er in die Rolle des französischen Bistrowirts Jacques schlüpft.
"Vor 25 Jahren ist diese Figur entstanden. Ich habe also dieses Jahr Silberne Psychose", scherzte der Spaßmacher bei seinem Gastspiel vor etwa 250 Zuhörern in Hermeskeil.
Schönauer hat Physik studiert und war auch schon Kirchenmusiker. Sein Publikum heitert er auf, indem er seine eigene Bographie mit der von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Oskar Lafontaine vergleicht. "Ich bin nicht der einzige Diplom-Physiker, der sein Geld mit Dummschwätzen verdient", lästert Schönauer.
"Geist ist geil" heißt sein Programm, in dem er am Beispiel des "Unterschichtenfernsehens" die Gäste in der Hochwaldhalle fragt: "Habt ihr auch den Eindruck, dass die Jugend immer dümmer wird?"
Früher habe man sich dafür geschämt, heute seien die jungen Leute auch noch stolz drauf.
Jacques Markenzeichen ist der ausgeprägte französische Akzent, den er auch in "ermedikeil" (Hermeskeil) an den Mann und die Frau brachte. Genüsslich wurden von ihm die Unterschiede zwischen den Saarlännern und den Pfälzern ausgebreitet: "Ich wees, ihr senn Hochwäller. Aber fier Saarlänna sinn ihr all Pälzer."
Schönauer brilliert als Pianist, spielt Gitarre, singt und bringt seine Pointen auch in mehreren deutschen Mundarten an. Atomkraft, Zölibat, die Missbrauchsfälle, die großen Themen erklärte der Franzose mit enormer Gesichtsdynamik und Gestik. Sein Tipp gegen das Altern: "Ihr misse mehr esse, dann dricke sich die Falten von innen wieder raus."
Batschkapp und Barett


Nur durch den Wechsel der Kopfbedeckung vom französischen Barett zur "Batschkapp\'" schlüpfte Schönauer in die Rolle von Alfred Backes, einem der Hochsprache nur unzureichend mächtigen Saarländer. Diese Figur darf mal so richtig verbal austeilen.
Zuhörer Rainer Gebel (46) aus Gusenburg empfand den Auftritt als ausgesprochen gute Unterhaltung: "Er ist hochaktuell." Eine Zuhörerin mit französischen Wurzeln ist Veronique Borresch- Hübner (39) aus Gusenburg.
Sie bestätigte: "Der französische Akzent klingt unglaublich echt." Sie freute sich über die gute Mischung aus Fach- und Allgemeinbildung des Künstlers und seine Persiflage über eine immer schlimmere Unwissenheit in der Gesellschaft. doth

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