Ein Versuch, der Grenzen erweitert

HERMESKEIL. Schulversuch, das hört sich nach Experimentieren an. Doch weit gefehlt: Beim Modellprojekt in Hermeskeil geht es vielmehr darum, dass die Erich-Kästner-Realschule jetzt selbstverantwortlicher agieren kann. "Zum Vorteil der Schüler und Schülerinnen", sagt Schulleiter Hans-Joachim Gärtner.

 Die Schülerinnen Valerie und Carolin überprüfen ihre Lernstandards im Fach Chemie am PC. Die so genannte Lernstandards-Erhebung ist ein Baustein des Schulversuchs "Selbstverantwortliche Schule", an dem die Erich-Kästner-Realschule teilnimmt. TV-Foto: Katja Krämer

Die Schülerinnen Valerie und Carolin überprüfen ihre Lernstandards im Fach Chemie am PC. Die so genannte Lernstandards-Erhebung ist ein Baustein des Schulversuchs "Selbstverantwortliche Schule", an dem die Erich-Kästner-Realschule teilnimmt. TV-Foto: Katja Krämer

Wie viele andere Schulen stieß die Erich-Kästner-Realschule in der Vergangenheit häufig an die Grenzen von Verwaltungsvorschriften. Beispiel Bürokunde: "Um das Fach einführen zu können, brauchten wir eine Einzelgenehmigung", sagt Schulleiter Hans-Joachim Gärtner. Staatliche Vorgaben seien wichtig, aber manchmal engten sie auch den Spielraum der Schulen ein. Das ist nun etwas anders: Als eine von zehn Schulen im Land soll die Teilnahme am rheinland-pfälzischen Schulversuch "Selbstverantwortliche Schule" der Erich-Kästner-Realschule neue Möglichkeiten eröffnen. Erstens: "Die Schüler können besser und individueller gefördert werden", sagt Gärtner. Zweitens: Die Schule erhält eine größere pädagogische, personelle und organisatorische Selbstständigkeit innerhalb des Rahmens, der durch die staatlichen Vorgaben gesteckt ist. Mit der Teilnahme am fünf Jahre dauernden Modellversuch, der zu Schuljahresbeginn gestartet ist, hat sich schon einiges verändert in Hermeskeil. So unterrichten in einzelnen Stunden jetzt zwei statt einem Lehrer. "Team-Teaching" nennen das die Fachleute. Das Ziel: Kinder können so individueller gefördert werden. "Kein Kind soll zurückbleiben", betont Gärtner. Eine Aussage, die sowohl für die schwächeren Schüler, aber auch für diejenigen gilt, die noch mehr gefordert werden wollen. Personell möglich ist das "Team-Teaching" in der Realschule durch eine Kürzung im Bereich der Arbeitsgemeinschaften (AG). Statt in einer AG am Nachmittag unterrichtet der Lehrer vormittags mit. "Jede Schulart und jede Schule ist der individuellen Förderung der Schüler verpflichtet", lautet der allgemein gültige und fest im Gesetz verankerte Auftrag an alle Schulen. Er könne jetzt in Hermeskeil noch besser erfüllt werden, ist Gärtner überzeugt. "Voraussetzung, um gezielt fördern zu können, ist allerdings, dass Lehrer erkennen, wo die Stärken und Schwächen der Schüler liegen", sagt der Schulleiter. Darauf reagiert die Realschule im Rahmen des Projekts mit Fortbildungen, mit deren Hilfe die "Diagnosekompetenz" erhöht und Begabungen der Schüler besser erkannt werden sollen. Mit dem Schulversuch wurde auch eine so genannte Lehrstands-Überprüfung im Fach Chemie eingeführt. Schüler lösen Aufgaben am PC und sowohl die "Prüflinge" als auch die Lehrer bekommen sofort eine Rückmeldung, ob die Lösungen korrekt sind, oder ob noch "nachgelernt" werden muss. Alexander Bonertz findet diese Kontrolle klasse. "Dann weiß man, wo man steht und ob man noch etwas tun muss", sagt der Zehntklässler. Nicht das erste Experiment

Noch vieles hat die Erich-Kästner Realschule vor. "Im Schulversuch geht es nicht um die Einführung einer autonomen Schule", betont Hans-Joachim Gärtner. Das werde häufig falsch verstanden. Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Erich-Kästner-Realschule an Modellversuchen des Landes beteiligt. Schulleiter Gärtner erinnert beispielsweise an das Projekt "Vorgezogenes Französisch". Wie bei diesem Vorhaben soll auch das neueste Experiment im wahrsten Sinne des Wortes Schule machen. Denn: "Die Erfahrungen, die wir machen, sollen später auch für andere Schulen nutzbar sein", sagt Rektor Gärtner.

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