Eine Bürgerin spricht Klartext

Thalfang · Der Nachtragsetat rückte in der Sitzung des VG-Rates Thalfang in den Hintergrund. Interessant wurde es, als Zuhörerin Gudrun Gasper die undurchsichtigen Geschehnisse in der VG aus Sicht der Bürger beleuchtete.

Thalfang. "Da sind Sie ja ganz umsonst gekommen." So begrüßt Bettina Brück (SPD) den TV-Redakteur, kurz nachdem Bürgermeister Marc Hüllenkremer (parteilos) die außerplanmäßige Sitzung des Verbandsgemeinderates nach nur 18 Minuten beendet hat.
Na ja: 18 Minuten können auch ganz aufschlussreich sein, auch wenn es nur um den Nachtragsetat geht, den die Mehrheit des Rates vor vier Wochen abgelehnt hatte (der TV berichtete). Sie sind auch nur das Vorspiel. Das Nachspiel geht über fast 45 Minuten und ist weit interessanter als das vorherige Geschehen.
Denn es folgt noch im Sitzungssaal der Auftritt von Gudrun Gasper (Thalfang). Sie sei zum ersten Mal bei einer Sitzung des Verbandsgemeinderates. Sie habe im TV die Geschichte um die Entlassung des früheren Büroleiters Michael Suska gelesen und erwartet, dass im Rat darüber geredet wird.
Doch nichts dergleichen sei geschehen. "Ich bin völlig perplex", sagt Gasper. "Wir Bürger haben ein Recht zu erfahren, was da gelaufen ist. Ich glaube, dass viele Menschen so denken." So sei der Spekulation Tür und Tor geöffnet.
Perplex ist sie auch deshalb, weil der Etgerter Ortsbürgermeister Manfred Schmidt ebenfalls unter Bezugnahme auf den TV-Bericht vom 22. November in der Sitzung Bürgermeister Hüllenkremer nach den Gründen für Suskas Entlassung gefragt hatte. Des Bürgermeisters kurze Antwort: "Ich werde nichts sagen. Das ist eine Personalie."
Gudrun Gasper versteht die Welt nicht mehr. Vielleicht habe sich Suska ja in der Vergangenheit etwas zuschulden kommen lassen und erst der neue Bürgermeister sei darauf gekommen. Dann, so Gasper, müsse sich der VG-Rat fragen lassen, warum er nichts unternommen habe.
Genau das gehört zu den Spekulationen und Gerüchten. Die Gerüchteküche brodelt natürlich. Suska, der im April 2013 bei der Bürgermeisterwahl als Gegenkandidat Hüllenkremers auftrat, habe seinen Wahlkampf vom Schreibtisch in der Verwaltung aus gemanagt, ist zu hören. Er habe auf Kosten der VG und in Erwartung seines Wahlsieges Bier für die Feier bestellt. Das schlimmste Gerücht: Er habe in die Kasse gegriffen. Bettina Brück weist solche Anschuldigungen zurück "Denn irgendwas bleibt immer hängen", sagt sie.
Die Einzigen, die für Aufklärung sorgen könnten, sind Hüllenkremer und Suska. Doch beide schweigen beharrlich. Einen offiziellen Grund für die Entlassung kennt auch der VG-Rat nicht. Er hat in nichtöffentlicher Sitzung auch gegen die Entlassung gestimmt. Das hielt den Verwaltungschef aber nicht davon, ab sie durchzusetzen, obwohl die Gemeindeordnung einen Alleingang nicht erlaubt. CDU, SPD und FDP haben die Kommunalaufsicht eingeschaltet und eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen den Bürgermeister eingelegt.
Den Bericht über den Nachtragsetat, den der Rat verabschiedet hat, lesen Sie in unserer Samstagsausgabe.Meinung

Ein Bürgermeister ist kein Monarch
Marc Hüllenkremer ist Jurist. Von daher ist nachzuvollziehen, dass er zu Personalien nichts sagen will. Aber als Bürgermeister ist er auch eine öffentliche Person und kein Monarch. Er ist von nicht wenigen Bürgern gewählt worden. Sie und die anderen Menschen in der Verbandsgemeinde Thalfang haben ein Recht darauf zu wissen, warum er Michael Suska entlassen hat. Sie werden dieses Recht nicht einklagen können, aber sie sollten sich weiterhin für eine klare Aussage starkmachen. Man mag zu Michael Suska stehen, wie man will. Durch beharrliches Schweigen und Gerüchte wird er aber mehr beschädigt als durch mögliche Enthüllungen. Marc Hüllenkremer wäre ein kluger Ratgeber zu wünschen, der ihn ermuntert, die Gründe offenzulegen. Der derzeitige Zustand ist unhaltbar. c.beckmann@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort