Eine deutsch-französische Freundschaft

Reinsfeld · Die Reinsfelderin Maria Gerstel und die Französin Françoise Bilger aus Ribeauvillé im Elsass verbindet seit 50 Jahren ihre persönliche deutsch-französische Freundschaft. Schöne Erlebnisse teilten sie in dieser Zeit ebenso wie Schicksalsschläge.

 Die Freundinnen Françoise Bilger (links) und Maria Gerstel in Maria Gerstels Reinsfelder Garten. Die beiden Frauen teilen auch die Leidenschaft fürs Gärtnern. TV-Foto: Ursula Schmieder

Die Freundinnen Françoise Bilger (links) und Maria Gerstel in Maria Gerstels Reinsfelder Garten. Die beiden Frauen teilen auch die Leidenschaft fürs Gärtnern. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Reinsfeld. In fünf Jahrzehnten erlebten sie Schönes wie Schweres. Doch Letzteres hat eher zusammengeschweißt als getrennt. "Es ist einfach Freundschaft", sagt die Französin Françoise Bilger aus Ribeauvillé im Elsass. Sie hätten sich von Anfang an gut verstanden und das sei eben einfach so geblieben. Ihr bedeute das sehr viel, betont die Reinsfelderin Maria Gerstel: "Es ist eine schöne Freundschaft." Es sei schön, sich gut zu verstehen und zu harmonieren. Zumal sie ja auch Schicksalsschläge erlebt hätten. So sind etwa beide seit zehn beziehungsweise neun Jahren verwitwet. Und vor wenigen Jahren starb auch ihre Freundin Marianne, über die sie sich kennengelernt hatten.
Die Sprachkenntnisse verbessern


Als junges Mädchen machte Françoise in mehreren Jahren einige Wochen Urlaub in Reinsfeld. Die Studienrätin, die bis zu ihrer Pensionierung in Frankreich Deutsch unterrichtete, wollte ihre Sprachkenntnisse verbessern. Bei einem dieser Aufenthalte auf dem Bauernhof der Reinsfelder Familie Breit lernten sich dann Françoise und Marianne, die Freundin von Maria, kennen, bevor schließlich Maria durch Marianne mit Françoise bekannt wurde.
Alle drei Mädels waren damals 18 Jahre alt, sodass Françoise und Maria 1966 wohl kaum gedacht hätten, dass sie sich mit 68 Jahren noch enger miteinander verbunden fühlen würden. Dabei spricht Maria gar kein Französisch, was aber nie ein Problem war. Françoise übernimmt es gern, in Frankreich für sie zu dolmetschen. Schließlich hätten sie sich ja nie kennen gelernt, wenn sie nicht unbedingt hätte Deutsch lernen wollen.
"Wir sehen uns zwei- oder dreimal im Jahr", erzählt Françoise. Mal treffen sie sich in Frankreich, mal in Deutschland - früher mit ihren Männern, später mit ihren je zwei Kindern oder Geschwistern und Verwandten. Beim jetzigen Besuch begleiteten Marine und Etienne Wilhelm, Schwester und Schwager, Françoise. Oft fuhren sie gemeinsam in Urlaub. Sie bereisten das Elsass und das Moseltal, das Loire-Tal, Cannes und Monaco, Korsika oder auch Spanien. Bei Wanderungen wie durch die Vogesen oder Festen wie dem Trierer Karneval lernten sie Land und Leute schätzen - und deutschen Glühwein und elsässisches Porzellan.
Daneben verbindet die beiden Frauen eine weitere Leidenschaft: das Gärtnern. Françoise und Maria sind stolz auf ihre grünen Garten-Oasen.
Wenn sie dort gemeinsam bummeln, kommt dann schon mal der Anfang der Geschichte zur Sprache. Denn den Weg nach Reinsfeld ebnete Françoises Großvater Charles Meinrad. Als Soldat des deutschen Kaiserreichs, zu dem das Elsass von 1870 bis 1918 gehörte, wurde er während des Ersten Weltkriegs (1914 bis 1918) schwer verwundet. Als es ihm besser ging, durfte der Landwirt und Ortsbürgermeister von Illhäusern aber nicht nach Hause. Er wurde zwangsverpflichtet, auf dem Bauernhof des Soldaten Peter Breit und seiner Frau Helene in der Renusstraße in Reinsfeld zu arbeiten. Daraus entwickelte sich eine Freundschaft, die die Familien über Jahrzehnte - und über zwei Weltkriege hinweg - verband. Sowohl dazwischen wie auch nach 1945 besuchten sich Kinder und Enkel gegenseitig, was Françoise dann 1964 zum Eichhof führte, zu Peter Breits Nachkommen. urs

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