Eine Frage der Neigung
WAWERN. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Dies trifft einmal mehr auf den Ortsgemeinderat Wawern zu. Erst nach einem Ortstermin will die Ratsmannschaft über die weitere Vorgehensweise bei den Weinbergswegen entscheiden.
Ob die Weinbergswege in den Lagen Ritterpfad und Goldberg "gedreht" werden, oder ob sie so bleiben, wie sie sind, darüber vermochte der Ortsgemeinderat Wawern unter Vorsitz von Ortsbürgermeister Hans Greis in seiner Sitzung im Bürgerhaus (noch) nicht endgültig entscheiden. Die Wege "drehen" würde bedeuten, diesen durch bauliche Veränderungen eine talseitige Neigung zu geben. Bislang läuft das Niederschlagswasser zum Berg hin von den Wegen ab, gelangt zunächst in eine Regenführung und fließt dann kanalisiert talwärts. In den Lagen Ritterpfad und Goldberg will ein Winzer aus Wiltingen, der einige Hektar Wingert aufgekauft hat, dieses Verfahren ändern, um seine Maschinen wirtschaftlich einsetzen zu können. Durch die Änderung der Wege-Neigung soll der Niederschlag auf direktem Weg Richtung Tal breitflächig auf natürliche Art versickern können, warb Hans Greis. "Wir haben keinen einzigen Wawerner Vollerwerbswinzer mehr", sagte der Ortsbürgermeister. Eine wirkliche Alternative gebe es keine, antwortete er auf eine Frage von Alfons Orth. Bei den Kosten in Höhe von 70 000 Euro bliebe die Gemeinde zudem außen vor. Ergo ergibt sich für den Ortsbürgermeister keine Alternative zu dem Vorhaben, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Brachen und Drieschen nicht vor einheimischen Weinbergen halt machten. Wollte die Gemeinde den ganzen Berg in Ordnung halten, sei sie "eindeutig überfordert". Durch eine weitere Bewirtschaftung hingegen bliebe die Kulturlandschaft Weinberg erhalten. Lang und breit gestaltete sich die Diskussion, wurde Positives gegen Negatives abgewogen. Heraus kam trotz lebhaften Engagements nur ein Zwischenergebnis (einstimmig bei zwei Enthaltungen) dergestalt, dass möglichst kurzfristig ein Ortstermin mit Fachleuten im Weinberg anberaumt werden soll. Franz Zebe hatte sich die Fachleute schon "in dieser Sitzung" gewünscht. Wichtig war ihm: Den "unteren Anliegern" an der Weinbergstraße dürften keine Nachteile auf ihren Grundstücken entstehen, sollten die Wege denn verändert werden."Westlicher Ortseingang": Anlieger zahlen
Genau dort liegt jedoch der Hase begraben. "Die Anlieger haben Angst davor", berichtete Thomas Fritzen. "Kommt mal bei einem Schauer gucken, was hier runterkommt", warf ein Zuschauer verärgert ein. Ein anderer formulierte es drastischer: "Zum Donnerkeil, wenn das kommt, dann rappelt es aber hier", sagte er mit Hinweis auf die bereits unverkennbare Trichterbildung des Weinbergs, die ärgste Befürchtungen bei starkem Regen weckt, Teile des Berges könnten "runterkommen". Eine talseitige Neigung berge zudem eine große Unfallgefahr: Man könne abrutschen und sich überschlagen, sagte Rudolf Minn. Karl Peter Binz schätzte das Gefälle des Hanges auf fast zehn Prozent, daher sei die Angelegenheit reiflich zu überlegen. In die ganze Sache müsse eine Richtung rein, forderte Thomas Fritzen. Für die Ratsmitglieder gilt es nun nach teils hitziger Debatte abzuwarten, was der Ortstermin an (neuen) Erkenntnissen bringt. Ein betroffener Anlieger hat indes offenbar vorgesorgt: "Ich habe schon mal eine Elementar-Versicherung abgeschlossen." Eine wichtige Entscheidung traf der Gemeinderat später einstimmig: Zu der Satzung Teilgebiet "westlicher Ortseingang" wurde beschlossen, alle Kosten auf die Anlieger zu übertragen.