Eine Oase der Erholung in stressiger Welt

NITTEL. (jbo) Weinbau und Tourismus sind wichtige Stützpfeiler des wirtschaftli-chen Lebens in Nittel. Doch wie reagiert man im Dorf und in den Betrieben auf die Herausforderungen der Zukunft? Antworten sollte eine Diskussionsrunde interessierter Bürger im Hotel "Mühlengarten" bringen.

 Ein unübersichtlicher Schilderwald ist nicht nur am zentralen Dorfplatz ein Problem. An drei verschiedenen Stellen muss der Orientierung suchende Besucher nachgucken, um die für ihn wichtigen Informationen zu finden – für Autofahrer, die nicht mitten auf der Kreuzung anhalten wollen, ein fast aussichtsloses Unterfangen. TV-Foto: Jürgen Boie

Ein unübersichtlicher Schilderwald ist nicht nur am zentralen Dorfplatz ein Problem. An drei verschiedenen Stellen muss der Orientierung suchende Besucher nachgucken, um die für ihn wichtigen Informationen zu finden – für Autofahrer, die nicht mitten auf der Kreuzung anhalten wollen, ein fast aussichtsloses Unterfangen. TV-Foto: Jürgen Boie

Dorfmoderatorin Nathalie Franzen und Ortsbürgermeister Hans-Josef Wietor begrüßten knapp 20 Teilnehmer zu einer Aussprache über Nittels Zukunftsvisionen im Bereich Weinbau und Tourismus. Das Projekt "Dorferneuerung" soll die Gemeinde an der Obermosel über das Jahr 2020 hinaus "fit machen". Strategische Weichen-stellungen in Weinbau und Tourismus spielen dabei eine wichtige Rolle. Gäste suchen die Entspannung

Zunächst analysierten die Diskussionsteilnehmer - in der Mehrheit Winzer oder Gastronomen - die aktuelle Lage. Die Direktvermarktung qualitativ hochwertiger Weine sowie das gute Angebot an Weinstuben, Restaurants und Übernachtungsmöglichkeiten wurden positiv eingestuft. Man war sich einig, dass der Ort von seiner schönen Lage profitiert und die Besucher zur Erholung und zum Entspannen nach Nittel kommen. Anneliese Zilliken vom Weingut Hellershof: "Wir wollen eine Oase der Erholung in einer lauten, stressigen Welt sein." Um für die Zukunft gewappnet zu sein, bedarf es weiterhin kontinuierlicher Anstrengungen. "In den vergangenen Jahren lief es gut, aber wir dürfen uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen", fasst Winzer Hubert Apel die Stimmung zusammen. Im Heimat- und Verkehrsverein sind schon einige Projekte zur Steigerung der Attraktivität Nittels unter die Lupe genommen worden - meist wurden sie wegen großer finanzieller Belastungen wieder verworfen, wie zum Beispiel die Überlegung, den Nitteler Wasserfall nachts zu illuminieren. Vieles kann aber auch ohne große Kosten erreicht werden. So sollen die Brachen in den Weinbergen, die das Landschaftsbild negativ beeinträchtigen und Brutstätten für Krankheiten und Schädlinge im Wingert sind, demnächst verschwinden. "Das Dienstleistungszentrum ländlicher Raum (DLR) arbeitet bereits an einem Konzept", teilte Ortsbürgermeister Wietor mit. Ein Informationsabend zu diesem Themenbereich sei für die letzte Aprilwoche geplant.Gepflegtes Dorfbild kostet nicht viel

Neben der Landschaftspflege, zu der auch die Wartung, Verschönerung und Beschilderung der Wanderwege gehören, gibt es auch im Ort einiges zu tun. Kostengünstig kann zum Beispiel für ein gepflegtes Erscheinungsbild des Dorfes gesorgt werden. Winzer Stephan Zilliken: "Wir müssen noch mehr gegen den zunehmenden Müll tun." Schließlich sei der erste Eindruck für Besucher oft entscheidend. Das findet auch Thomas Sonntag vom Weingut Karl Sonntag: "Radfahrer, die vom Moselradweg durch die Unterführung am Bahnhof in den Ort kommen, können oft nur an Glasscherben und Schmierereien vorbei in das Dorf hineinfahren." Ein Ortstermin mit der Deutschen Bahn habe aber nichts gebracht, berichtet Wietor. Sein Eindruck: "Alles, was Geld kostet, vermeidet die Bahn nach Möglichkeit." Lösungen für das Problem Bahnhofsunterführung wurden an diesem Abend nicht gefunden. Daneben gab es noch andere Problemfelder, zum Beispiel die Internetpräsenz Nittels. Unter der offiziellen Homepage www.nittel-mosel.de werden teilweise veraltete Informationen verbreitet. Auch bei Dachorganisationen wie der Saar-Obermosel-Touristik gebe es Schwachstellen. Thomas Sonntag: "Das Buchen von Übernachtungen über das Internet ist nicht zufriedenstellend gelöst." Nachforschungen ergaben, dass einzelne Internetseiten von Weingütern ebenfalls nicht immer benutzerfreundlich sind. Bei der Entwicklung einer Zukunftsvision zeigte sich, dass Charakter und Attraktivität des Dorfes als Zukunftskapital zu erhalten seien. "Wir müssen Altes bewahren, das ist gut für unsere Zukunft und unsere Nachkommen", beschrieb Anneliese Zilliken ihre Vorstellungen. Der Prozess entwickelt sich von alleine weiter

Dorfmoderatorin Franzen registrierte dafür Zustimmung bei den Diskussionsteilnehmern. Thomas Sonntag warb dafür, traditionelle Baustoffe zu verwenden und sich in der Architektur nicht nach Modeerscheinungen zu richten. Nathalie Franzen kündigte einen Informationsvortrag über eine regionaltypische und dorfgerechte Freiflächengestaltung an. "Das ist oft eine relativ einfache und kostengünstige Methode, um einen Dorfkern zu beleben und zu gestalten", berichtete sie. Als die Runde nach über zwei Stunden angeregter Diskussion auseinander ging, waren viele Themen wie Wassersport auf der Mosel oder Erhöhung des Freizeitangebots im Ort nur kurz gestreift. Für Nathalie Franzen ist das völlig normal. Für sie ist der in Nittel eingeschlagene Weg zur Dorferneuerung ein Prozess, der sich, einmal angestoßen, selbsttätig weiterentwickelt.

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