Eine Perle auf Wolke sieben

LANGSUR. Bilderbuchstart für die Sauerclassics: Die stürmisch umjubelte Premiere mit István Dénés und dem Städtischen Orchester Trier war das Beste im mit kulturellen Glanzlichtern gespickten Jubiläumsprogramm "1025 Jahre Langsur", so der Tenor der Konzertbesucher.

Der europäische Geist schwebte über der Turnhalle in Langsur - musikalisch und im gesprochenen Wort. Die Redner lobten Langsurs Entwicklung, bekannten sich zur guten deutsch-luxemburgischen Nachbarschaft und einem in Frieden vereinten Europa. In Dur und nicht in Moll beschworen die Festredner die Zukunft. Dass Langsurs Ortsbürgermeister Karl Heinrich Orth den ehemaligen EU-Kommissionspräsidenten Jacques Santer, gebürtiger Wasserbilliger, als Schirmherr der 1025-Jahr-Feier gewinnen konnte, zeigt, wie unproblematisch Deutsche und Luxemburger miteinander umgehen. "Obgleich Mosel und Sauer Grenzflüsse sind, haben die Menschen nie das Trennende empfunden, sondern stets miteinander gelebt", konstatierte der Schirmherr. Das sei auch in der Nachkriegszeit, die er noch in lebhafter Erinnerung habe, nicht anders gewesen. Jacques Santer: "Ich vergesse nicht, wie sich unsere Tante den Büstenhalter voll Kaffee packte und wir Kinder fest zuschnüren mussten, damit die Grenzer nichts merkten. Ich habe mich mächtig angestrengt." Riesengelächter im Publikum. Es sei kein Zufall, dass im hiesigen Bereich schon in der frühen Nachkriegsgeschichte Jungföderalisten die Zollbarrieren niederrissen, sagte Santer. "Heute bietet Europa eine einmalige, historische Chance - es gilt sie zu nutzen", forderte der Europa-Pionier. Als eine Persönlichkeit, der die lahmende Lokomotive Europa die nötige Schubkraft verdankt, hatte Ortsbürgermeister Karl Heinrich Orth Jacques Santer in seiner Eröffnungsansprache bezeichnet. "Die 1025-Jahr-Feier wurde nicht aus der Addition historischer Gegebenheiten geboren. Es ist vielmehr eine Feier, die die Menschen links und rechts der Sauer weiter verbinden und ihnen helfen soll, möglicherweise noch vorhandene Schranken in den Köpfen wegzuräumen", sagte Orth. "Kompliment nach Langsur, einer der Perlen im Kreis Trier-Saarburg. Sie haben Anlass, auf Wolke sieben zu schweben", lobte Landrat Richard Groß. "Glückwunsch zu ihrem alten und neuen Dorf - auch im Auftrag des Ministerpräsidenten. Langsur ist ein funktionierendes Gemeinwesen", sagte ADD-Präsident Josef Peter Mertes. "Möge Langsur lebens- und liebenswert bleiben. Ich zweifle nicht an Tatkraft und Elan der Bürger", sagte Bürgermeister Wolfgang Reiland. Bei so viel geballter Politik-Prominenz gerieten die Hauptakteure des Abends, Generalmusikdirektor István Dénés und die Musiker des Städtischen Orchesters Trier, fast ein wenig in den Hintergrund. Umso beeindruckender war dann die Sprache der Musik. Orchester und Solisten, Evelyn Czesla (Sopran) und Laszlo Lukacs (Bariton) brillierten mit Werken von Ludwig van Beethoven (Leonore Ouvertüre und Arie aus Fidelio), Georges Bizet (Auszug aus Carmen) und Antonin Dvorak (Slawische Tänze). Von Josef Strauß erklangen der Dynamiden-Walzer und ein Part aus der Fledermaus sowie von Franz Lehar "Dein ist mein ganzes Herz". "Torna a sorriente" von De Curtis, der Klassiker "O sole mio" von Di Capua und Johannes Brahms` "Ungarische Tänze Nr. 1,5,6" rundeten das Programm ab. Begeisterung bei den Zuhörern: Eigens aus Baden-Württemberg angereist waren Ludwig und Anna Maria Thelen. "Wir sind emigrierte Langsurer. Das Konzert mussten wir unbedingt erleben. Ausführung und Programm waren Klasse", schwärmten sie. Mit einem Feuerwerk fanden die ersten Sauerclassics ihr offizielles Ende.

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