Eine Saarbrücke für die nächsten 100 Jahre

Wiltingen · Beim Besichtigungstermin auf der 3,3-Millionen-Euro-Baustelle in Wiltingen haben Landrat Günther Schartz und Edeltrud Bayer, Chefin des Landesbetriebs Mobilität, die Fortschritte an der neuen Saarbrücke erörtert. Der Rohbau wird im Oktober fertig, die Freigabe soll nächstes Jahr erfolgen.

Eine Saarbrücke für die nächsten 100 Jahre
Foto: Christian Kremer
Eine Saarbrücke für die nächsten 100 Jahre
Foto: Christian Kremer

Zehn bis 15 Arbeiter packen jeden Tag auf einer Großbaustelle in Wiltingen an. Sie bauen eine neue Brücke über den Nebenarm der Saar. Inzwischen dauern die Arbeiten etwas länger als ein Jahr. Trotz der Zwischenfälle im Oktober und April, bei denen Baumaschinen vom Hochwasser weggeschwemmt wurden und ein Baukran umstürzte (der TV berichtete), liegen die Bauarbeiten im Zeitplan: Die alte Brücke ist längst abgerissen, ein Damm im Nebenarm der Saar aufgeschüttet, eine Hilfsbrücke aufgebaut. Die neuen Pfeiler stehen, und inzwischen ist der Rohbau teilweise fertig. Die Bauarbeiter haben eine Holzverschalung gebaut, damit sie die restlichen Betonarbeiten erledigen können. Die Schalung wird wieder entfernt, sobald der Beton ausgehärtet ist.

Millionenprojekt mit Zukunft

Die Brücke ist mit Gesamtkosten von fast 3,3 Millionen Euro zurzeit das teuerste Straßenbauprojekt im Kreis Trier-Saarburg. Deshalb ist auch der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz zusammen mit Edeltrud Bayer, Chefin des Landesbetriebs Mobilität in Trier, und einem Tross Journalisten nach einem Jahr Bauzeit angereist.

Sie wollen sich zur Halbzeit des Brückenbauprojekts die Fortschritte vor Ort ansehen. Deshalb gehen sie zusammen mit den Reportern auf die halb fertige Brücke, wo sich dem Laien ungewöhnliche Perspektiven auf die Bauarbeiten bieten. Schließlich ist das Bauwerk normalerweise nur vom Rand aus zu sehen.

Beide Amtsträger zeigen sich sehr zufrieden mit den Fortschritten. Selbst der Unfall mit dem Kran habe sich nicht negativ auf die Finanzierungsituation oder den Bauzeitenplan ausgewirkt, versichern sie. Schartz betont: "Was wir auf jeden Fall brauchen, sind sichere und gute Straßen." Der Kreis stecke deshalb dieses Jahr insgesamt sechs Millionen Euro in sieben Projekte. Während sich der Landrat mit der Wichtigkeit der Straßeninfrastruktur im Kreis befasst, hofft Bayer auf die Dauerhaftigkeit der neuen Wiltinger Brücke: "100 Jahre alt kann sie schon werden." Die LBM-Chefin hält das für realistisch, weil an der Stelle nicht von einer Vervielfältigung der Verkehrsbelastung auszugehen sei wie bei vielen Autobahn oder Bundesstraßenbrücken. Für eine Kreisstraße sei die Brücke mit 2000 Fahrzeugen aber gut befahren, schiebt sie hinterher.
Bayer rechnet damit, dass der Rohbau im Oktober fertig wird. Danach muss die Brücke noch asphaltiert und an das Straßennetz angeschlossen werden. Bis sie befahrbar ist, vergehen noch weitere Monate bis zum Sommer 2015. Die Autofahrer müssen sich vor der Fertigstellung noch einmal auf eine zweiwöchige Vollsperrung einstellen - der genaue Zeitpunkt steht noch nicht fest.

Extra Hintergrund
Die erste Wiltinger Brücke wurde 1911 gebaut - zuvor verkehrte an der Stelle eine Fähre. Am 22. Februar 1945 wurde sie von deutschen Truppen gesprengt, die sich vor den Alliierten zurückgezogen hatten. 1951/52 wurde die 2013 abgerissene Saarbrücke auf den Resten der alten Brücke wieder aufgebaut und am 16. August 1952 eingeweiht. Als Baumaterial diente gerade das, was da war. Wegen des improvisierten Vorgehens beim Bau galt die Brücke schon Mitte der 1990er Jahre als marode. 2006 bewertete der Landesbetrieb Mobilität die alte Brücke mit der schlechtesten Note überhaupt. Damit stand sie haarscharf vor einer Sperrung. Deshalb wurde im gleichen Jahr der Neubau beschlossen. Wegen komplizierter Naturschutzvorgaben an dem Nebenarm der Saar dauerte das Planfeststellungsverfahren bis 2011. Es folgte noch ein Rechtsstreit, weil die Gemeinde Wiltingen gegen den Beschluss klagte. Sie bevorzugte einen Standort flussabwärts an der Einfahrt zum Dorf. Damit blieb sie erfolglos. Deshalb wird die neue Brücke am alten Standort gebaut. Landrat Günther Schartz meint dazu bei der Baustellenbesichtigung, dass es sich dabei um die einzige realistische Variante handele: "Irgendwann muss es gut sein, wenn es um diese Themen geht." cmk

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