Eine US-Einheit zieht in den Krieg

"Marschbefehl nach Bagdad - Eine US-Einheit zieht in den Krieg" ist der Titel eines 30-minütigen Films von Ashwin Raman, den die ARD am Sonntag, 4. Januar, ab 13.15 Uhr zeigt.

 Ein Abschied für lange: Emotionale Bilder wie dieses fing ARD-Reporter Ashwin Raman ein. Foto: Reiner Drumm (Archiv)

Ein Abschied für lange: Emotionale Bilder wie dieses fing ARD-Reporter Ashwin Raman ein. Foto: Reiner Drumm (Archiv)

Baumholder. Der Reporter hat die Soldaten in Baumholder über Monate hinweg begleitet. Er war bei den Vorbereitungen zu diesem Einsatz dabei: bei der Planung, beim Training, bei den Manövern auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr.

Und er besuchte die Soldaten einige Wochen nach ihrer Verlegung in verschiedenen Camps rund um Bagdad. Als Videojournalist allein und nur mit einer unauffälligen Amateurkamera unterwegs, gelangen ihm authentische, bedrückende und extrem emotionale Einblicke in die Realität des Krieges im Irak, wie sie selten im Fernsehen zu sehen sind. Auch durchaus kritische Töne fehlen nicht.

Steaks vor dem Abschied



Für 15 Monate verlassen die Soldaten die Westrich-Stadt. Ein militärisches und logistisches Großprojekt wird gemeistert: Die Stuben sind sauber, die Panzer sind bereit, die Menschen folgen ihnen. Am Abend vor dem Abschied wird in Baumholder noch einmal geschlemmt: Nirgends gibt es so leckere Steaks und Spare Ribs, weiß der 19-jährige Levo Mason aus Saint Louis, Missouri. Er hat sich vor acht Monaten dazu entschlossen, zur Army zu gehen und "seinem Land zu dienen". Seine wenigen persönlichen Dinge hat er in zwei Taschen gepackt. Die Anspannung kann der scheue junge Mann mit den feuerroten Haaren nicht verbergen. Aufgeregt sei er, froh, dass es nun endlich nach den vielen Trainingseinheiten in den Irak gehe. Und da hat er auch gelernt, dass man nicht zu spät schießen darf. Wer zu spät schießt, ist tot. Angst habe er nicht. Wie gefährlich das Vorhaben ist, ahnt er vielleicht.

Die Soldaten werden auf verschiedenen Außenposten in der Gegend rund um Bagdad ihren Dienst tun. Dass alle wohlbehalten von diesem Einsatz zurückkehren, ist unwahrscheinlich. Ehren-Fotos der bereits gefallenen Baumholderer sind unübersehbar an den Wänden der Kaserne angebracht.

Wann die Flieger Richtung Irak starten, ist geheim: So warten die Soldaten gemeinsam mit ihren Frauen und Kindern in einer Halle. Die Stimmung ist angespannt und gedrückt. Der Moment des Aufbruchs kommt urplötzlich: Da bleibt absichtlich keine Zeit für zu langen Abschiedsschmerz. Der kommandierende Oberstleutnant Michael Shroud bringt es auf den Punkt: "Ich habe meinen Jungs gesagt, dass ich ihnen nicht versprechen kann, sie lebendig nach Hause zu bringen. Aber doch jedenfalls vollständig. Jedes kleine Teil von ihnen..." Shroud ist Vater dreier Töchter: "Ich sage ihnen, dass ihr Daddy alle vor bösen Menschen schützt und deshalb so lange weg ist. Das glauben sie." Seine Ehefrau sieht dem zweiten Irak-Einsatz ihres Mannes gefasst entgegen: "Man muss Tag für Tag meistern. Nicht die 15 Monate vor Augen haben. Das hält man nicht aus. Keine Nachrichten von ihm sind gute Nachrichten."

Fernseh-Berichte über die Lage im Irak wird sie in dieser Zeit wie viele andere Ehefrauen und Freundinnen der häufig sehr jungen Soldaten meiden: Das tut nicht gut; das macht Angst. Wenn die Tränen laufen... Ein notwendiges Telefon-Ritual hat das Ehepaar entwickelt: Sollte es schlimme Nachrichten geben, teilt Shroud seiner Frau früh mit, was passiert ist. So auch, als zwei Soldaten, 22 und 31 Jahre jung, bei einem Anschlag sterben. Schritt für Schritt berichtet der Oberstleutnant, was passiert ist, wartet zwischendurch immer wieder auf ein "Okay" seiner Frau - auch als diese erfährt, dass sie einen der Gefallenen kennt. In diesem Moment kommt das "Okay" der dreifachen Mutter einen Moment später als üblich.

Das Essen im Camp ist schlecht, die Hitze unerträglich, die Gefahr lauert überall, und noch dazu toben immer wieder Sandstürme, die das Lagerleben zum Erliegen bringen und die ohnehin nur übers Internet mögliche Kontaktaufnahme zu Freunden und Angehörigen abreißen lassen. Levo Mason nimmt es gelassen: Gutes Geld verdiene er hier, ausgeben könne er ja nix. Und mit dem Leben da draußen will er nichts zu tun haben.

"Marschbefehl nach Bagdad" läuft am Sonntag, 4. Januar, 13.15 Uhr, in der ARD.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort