Einheit von Wort und Musik: Herman Hesse in allen Facetten

Wawern · Cellistin Angela Simons, Stefan Reil am Akkordeon und Sängerin Claudia Dylla mit der Drehleier bieten einen besonderen Abend zu Ehren des bedeutenden Dichters.

 Überzeugen mit Hermann Hesse: (von links) Stefan Reil, Angela Simons und Claudia Dylla. TV-Foto: Martin Möller

Überzeugen mit Hermann Hesse: (von links) Stefan Reil, Angela Simons und Claudia Dylla. TV-Foto: Martin Möller

Foto: Martin Möller (mö) ("TV-Upload M?ller"

Wawern Die Synagoge Wawern platzte aus allen Nähten. Dabei fristen Leben und Werk von Hermann Hesse im aktuellen Kulturbetrieb eher ein Schattendasein. Aber das Trio, das am vergangenen Wochenende im ehemaligen Gotteshaus auftrat, brachte Hesse in Wort und Musik so eindringlich nahe, dass die Spannung unter den Zuhörern stetig anstieg und am Ende in große Begeisterung mündete.
In der Tat: Cellistin Angela Simons, Stefan Reil am Akkordeon und nicht zuletzt Claudia Dylla, Gesang und Drehleier, sie lieferten ein spannendes, ein überaus farbiges und facettenreiches Bild von Hesse. Das war nicht der Hippie-Dichter der 68er, sondern ein Poet mit einem enorm weiten Horizont - von tiefem Eingedenken bis hin zu milder, treffsicherer Ironie. Dafür war Claudia Dylla genau am rechten Platz. Es war nicht, was man "Lesung" nennt - ein emotionsloser, unpersönlicher Textvortrag. Ihr penibel erarbeitetes Rezitieren kommt ganz von innen. Dylla bleibt frei von überzogenem Pathos und strahlt doch in jedem Satz eine ansteckende Begeisterung aus. Und wenn sie dazu die Drehleier spielt - jenes archaische Instrument aus musikalischer Vorzeit - , dann verbinden sich Intellekt und Gefühl, Vergangenheit und Gegenwart zu einer tief empfundenen Einheit.
Überhaupt: Die Musik. Wer hätte gedacht, dass Violoncello, Akkordeon und dazu die Drehleier miteinander so perfekt klingen können! Angela Simons exzellent gespieltes Cello, der Farbenreichtum von Stefan Reils Akkordeon und die zugleich altertümliche und folkloristische Drehleier von Claudia Dylla - diese Instrumentenkombination ist fast für jeden Musikstil gut. Aber die Musik mit ihrem breiten Spektrum - von Henry Purcell aus dem 17. Jahrhundert bis zu Led Zeppelin - , sie bleibt frei von aller Beliebigkeit.
Da war eine innere Übereinstimmung zu spüren, ein emotionaler Gleichklang zwischen Wort und Musik. Der sprang aufs Publikum über. "Wunderbar", "wirklich sehr schön", "wir sind begeistert" lauteten die spontanen Kommentare draußen.
Eins steht fest: Dieser Hesse-Abend verdient einen größeren Raum. Damit mehr Menschen diese erstaunliche Einheit von Wort und Musik erleben können. Und dabei mehr erfahren von Hesse und dessen literarischem Reichtum.

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