"Einmal wird jeder Traum wahr"

HERMESKEIL. 8. Oktober 2005: Die Glocken von Notre Dame erklangen wieder – in der Hochwaldhalle in Hermeskeil. Die Musical-AG des Merziger Gymnasiums am Stefansberg (GaS) und die Konfelder Christmas Singers präsentierten den Klassiker der Weltliteratur als Musical – und brauchten den Vergleich mit Profis nicht zu scheuen.

 Die Wasserspeier Hugo (Rebekka Thiel) und Victor (Ute Ripplinger) begeisterten das Hermeskeiler Publikum. Foto: Katja Krämer

Die Wasserspeier Hugo (Rebekka Thiel) und Victor (Ute Ripplinger) begeisterten das Hermeskeiler Publikum. Foto: Katja Krämer

"Diese Missgeburt hat kein Lebensrecht." So urteilt der machtbesessene Richter Claude Frollo über das Kind einer Zigeunerin. Vor der Kathedrale von Notre Dame hat er der Mutter den Sohn entrissen. Sie stürzt und kommt zu Tode. Der Erzdiakon beobachtet das Drama und fordert Sühne. Der Kirchenmann zieht das Kind groß. Er nennt es Quasimodo ("halb geformt"). Sein Zuhause ist der Glockenturm von Notre Dame. Paris schreibt das Jahr 1482. Vor einem erstklassigen Bühnenbild, das die Mitarbeiter der Schreinerei Norbert Becker aus Merzig und Familie Schmidt aus Saarhölzbach erstellten, lassen die Akteure der Musical Arbeitsgemeinschaft des GaS und die Christmas Singers aus Konfeld den Klassiker aufleben: Links der Bühne trohnt ein Turm, umgeben von zwei mächtigen dominierenden Glocken. Rechts fesselt eine Häuserzeile, vor der sich das illustre Pariser Leben abspielt, den Blick der 300 Zuschauer. Dorthin, wo es Quasimodo hinzieht, aber wohin er wegen seiner Ausgrenzung wahrscheinlich niemals kommen wird. Aus seinem Turm beobachtet er sehnsüchtig das bunte Treiben. Das Geschehen auf der Bühne ist zeitlos aktuell. Es geht um unmenschliche Machtgier, den Umgang mit Minderheiten, um Zugehörigkeitsgefühle und um verschmähte und erfüllte Liebe: Frollo, professionell gespielt und gesungen von Patrick Pelletier, möchte sie besitzen: die schöne Esmeralda ( Nicole Geier). Doch sie liebt den Hauptmann Phoebus (Johannes Backes). Zurückweisung kann des Richters schwaches, durch Machtgier kompensiertes Ego nicht ertragen. Er bezichtigt die bezaubernde Zigeunerin der Hexerei und plant später ihre Hinrichtung. Die musikalische Gesamtleitung, die Arrangements, die Dramaturgie und die Texte lagen in den Händen der engagierten Musiklehrerin Christa Kaspar-Hort. Ihr Verdienst: Die Zuschauer verlieren während Chorgesängen, Soli und den Erzählungen von Christof Röder nie den roten Faden des Bühnengeschehens, der Klassiker wird unterhaltsam dargeboten. Wasserspeier als Publikumslieblinge

Die Musiker der Kammermusik-AG des GaS, des Musikvereins Konfeld und Musiker aus unterschiedlichen saarländischen Orchestern sorgen für die "Live-Musik", Michael Mungai für die wirkungsvolle Beleuchtung. Zurück zum Bühnengeschehen: Das Schicksal nimmt seinen Lauf. Auch Quasimodo (Benedikt Lehnert) hegt eine aussichtslose Liebe für Esmeralda, die sich niemals verrät. Benedikt Lehnert brilliert in der Rolle des ausgestoßenen Buckligen, gesanglich und schauspielerisch. Zu Publikumslieblingen werden die Wasserspeier (Rebekka Thiel, Ute Ripplinger und Silvia Konz) mit der Originalität ihrer Kostüme und ihrem Mitgefühl für den Ausgestoßenen. Das Ende: Herabfallende Steinbrocken aus der Fassade von Notre Dame töten Frollo. Der Glöckner ist frei und erkennt, dass Esmeralda zu Phoebus gehört. "Einmal wird jeder Traum wahr", singen die Akteure und ihr Musical wird mit frenetischem Applaus und Ovationen belohnt.

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