Einsatz für die Menschenwürde

HERMESKEIL. Menschen haben das Recht, ihre letzten Lebenswochen nicht allein und isoliert zu verbringen - seit 30 Jahren existiert dieser Grundgedanke der Hospizbewegung. Der Hospizverein Hochwald stellt sich mit seinen derzeit sieben Helfern in den Dienst der Menschenwürde.

 Frohe Mienen bei der Arbeit sind ganz wichtig: Hospizhelferin Annelie Lorscheider aus Grimburg weiß, worauf es ankommt.Foto: Hans Muth

Frohe Mienen bei der Arbeit sind ganz wichtig: Hospizhelferin Annelie Lorscheider aus Grimburg weiß, worauf es ankommt.Foto: Hans Muth

"Etwa 900 000 Menschen sterben jährlich in Deutschland. Mehr als die Hälfte der Menschen stirbt in Krankenhäusern. In Ballungsgebieten liegt die Zahl bei neunzig Prozent" , sagt Norbert Klinger, Vorsitzender des Hospiz-Vereins Hochwald. Die moderne Gesellschaft habe das Sterben aus den eigenen vier Wänden in Krankenhäuser und Altenheime "ausgelagert". Ein Ziel des Hospiz-Vereins Hochwald sei, das Sterben und die Trauer wieder gesellschaftsfähig zu machen. In einer nach außen vital hingestellten Menschheit werden Leid, Behinderung, Sterben und Tod in Krankenhäuser und Pflegeheime ausgegrenzt. Doch ehrenamtliches Engagement ermöglicht auch in der Hochwaldregion eine Begleitung auf dem kurzen oder auch langen Weg in den Tod. "Endlichkeit ist ein Thema für uns alle, weil niemand von uns den Tod überlebt. Deshalb darf Hospizarbeit nicht nur in den letzten Stunden geschehen. Das ist nicht würdevoll. Es bedarf einiger Beziehungsarbeit, die in manchen Fällen über einen nicht abschätzbaren Zeitraum erfolgen sollte." Hospizfachschwester Annette Münster-Weber versieht ihren Dienst halbtags im Hermeskeiler Krankenhaus. Engagiert beschreibt sie die derzeitige Situation, plädiert für die individuell richtige Begleitung und wirbt für das Ehrenamt, um freiwillige Helfer. "Hospiz ist eine Bewegung, die sich dafür einsetzt, dass sich Menschen, die bereit sind, sich mit dem Tod auseinander zu setzen, auf den Weg machen, um andere, die betroffen sind, dabei zu unterstützen", erklärt Münster-Weber. Einen Zeitraum auf diesem Weg könne der Kranke selbst gestalten, einen die Angehörigen und für den übrigen Teil könne ein Helfer zur Verfügung stehen, erklärt die gelernte Krankenschwester. Der Kranke selbst gehe in seiner Entwicklung zur Krankheit durch Reifephasen. Er lerne, mit sich und der Krankheit klar zu kommen. Doch benötige er den intensiven Kontakt eines Menschen, der bis zum Ende an seiner Seite ist. Diese ehrenamtlichen Helfer dürften nicht als Pflegepersonal angesehen werden. "Der Hospizhelfer soll in einem Zeitumfang von etwa zwei bis fünf Stunden in der Woche ausschließlich für den Kranken da sein, zum Gespräch oder zur Begleitung bei einem Spaziergang." Insbesondere für diese Aufgaben durchlaufen die Helfer einen Qualifizierungskursus. "Hierbei stellt sich heraus, ob eine Person fähig ist, die Belastung zu erkennen, einen anderen zu begleiten", so Münster-Weber. Eine wichtige Frage sei: Habe ich mich selbst mit Fragen des Lebens, der Krankheit, des Sterbens und des Todes auseinander gesetzt? Karl Lorenz aus Lampaden steht mit 70 Jahren vor der Vollendung des Qualifikationskurses. "Vor einigen Jahren hatte sich eine Sterbebegleitung meinerseits ergeben. Weil ich sah, dass ich helfen konnte, habe ich mich zu diesem Schritt entschlossen", so Lorenz. Rechtliche Aspekte wie auch wirtschaftliche seien in diesen Kursus eingebaut: Patientenverfügungen, Betreuungseinrichtungen, die Helfer lernen Bestatterfirmen kennen und das Bestattungsrecht. Aber auch die Pflege mit ihren Maßnahmen lernen sie am Rande kennen. Schwerpunktmäßig werden Gesprächsführung und Umgang mit Konflikten und Krisen erlernt. "Sterben und Tod sind eine Krise. Das bedeutet, dass der Kranke und auch seine Familie im Allgemeinen in einer Konfliktsituation sind", erklärt Schwester Annette. "Das erkennt der Helfer und kann zu einem Teil dieses Konfliktes werden. Er muss nun entscheiden, wie er am besten mit dieser Situation umgehen kann, um das Bestmögliche zu erreichen." Als Alternative sei der interne Dienst mit Beratung oder Öffentlichkeitsarbeit möglich. "Wir brauchen aufgrund einer gesetzlichen Regelung eine gewisse Zahl von Ehrenamtlichen, die bereit sind, Sterbende zu begleiten." Ansprechpartnerin ist im Bereich Hermeskeil/Kell Pastoralreferentin Gudrun Jocher, Telefon 06589/2334.

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