Einsatz im "Einheitsweinberg”

THÖRNICH. (mer) Den Anblick fremder Erntehelfer ist man in Thörnich gewöhnt. Doch als eine ganze Einheit der US Air Force (Luftwaffe) beim Sonntagsausflug in dem Weinort Trauben las, staunte mancher Einheimische nicht schlecht.

Viel Betrieb herrschte im Thörnicher Weingut Gebrüder Ludwig, als 115 Soldatinnen und Soldaten der Air Base Spangdahlem mit ihren Familien zum Ausflug eintrafen, um Trauben zu lesen. "Wer trinkt Schnaps - who drinks Whiskey?”, fragte Winzer Klaus Ludwig gleich bei der Ankunft angesichts des sonnig-kalten Wetters seine Gäste. Klaus Ludwig und sein Sohn Thomas, der das Familienweingut weiterführt, hatten schon im vergangenen Jahr mit 78 Mitgliedern der amerikanischen Einheit im "Einheitsweinberg” gearbeitet. Der gute Kontakt zur Air Base hat eine über 25-jährige Tradition: "Damals lernte ich als neuen Weinkunden den Offizier Chad Cunningham aus Spangdahlem kennen”, erzählte Klaus Ludwig.Regelmäßig Weinproben

Regelmäßig traf man sich zu Weinproben im Moseldorf, und einmal brachte der Offizier sogar Inspektoren des Pentagon mit. "Die sagten nach der Probe, sie hätten nur Gutes über die Air Base zu berichten”, schmunzelte der Winzer.” Auch wenn Cunningham nicht mehr mit dabei ist, halten die deutsch-amerikanischen Beziehungen an. Die Einheit unter Lieutenant Colonel Kevin Booth ging mit guter Laune und Motivation an die Arbeit. Das "Organizations and Support Squarrel 52” der US Air Force, eine der größten Einheiten in Spangdahlem, hat logistische Funktion und ist zuständig für Wettervorhersage, Radar, Waffen und Flugbetrieb. Ihrer neuen Arbeit im Weinberg gingen die Soldaten, mancher stilecht mit Baseball-Cap, Discman und USA-Shirt, in 20 Reihen nach; Thomas Ludwig veranschlagte dafür zwei Stunden. Joana Booth, die 16-jährige Tochter des Lieutenant Colonel, erwartete von der Traubenlese jede Menge "Fun” - also Spaß - "zumindest für eine gewisse Zeit”. Ihre 13-jährige Schwester Tori, die schon im vergangenen Jahr Erfahrungen im Wingert gesammelt hatte, fand die Lese "cool". Für viele Helfer war diese Tätigkeit eine völlig neue Erfahrung. Thony Dorvil, der mit einigen Kollegen für dreieinhalb Jahre in Deutschland stationiert ist, hatte noch nie zuvor eine ähnliche Arbeit getan, aber es machte ihm viel Spaß. "Es war ok”, sagten auch die Töchter des Chefs, der mit seiner Truppe zufrieden sein konnte: Der Zeitplan wurde eingehalten. Nach der Lese waren die Gesichter so vergnügt wie zuvor, der Spaßfaktor überwog. Klar, dass jetzt ein moselländisches Essen mit Wein nicht fehlen durfte. Dabei wurde ein amüsanter Brauch der US Air Force vollzogen: Das Tortenwerfen auf ausgeloste Mitglieder der Einheit. Dabei wurden per Wahl sechs Opfer bestimmt. Wer bei der anschließenden Auktion die meisten Dollar bot, durfte einem der Opfer eine Sahnetorte ins Gesicht drücken. Auch Lieutenant Colonel Booth musste sich anpreisen lassen; er erzielte die höchsten Gebote, die der Mannschaftskasse zuflossen. Für 20 Dollar durfte ihm Tochter Joana eine Torte über den gesamten Kopf verteilen.