Einst kam sogar der Fluss abhanden

WAWERN. Weinlehrpfade gibt es an Saar und Mosel ja so manche. Aber einen Geschichtslehrpfad? Den gibt es in hiesigen Breiten wohl nur in Wawern. Doch das ist nicht die einzige Überraschung, die die kleine Gemeinde zwischen Konz und Saarburg zu bieten hat.

Das erste Kuriosum des 630 Einwohner zählenden Ortes liefert die Geographie: Wawern lag einst - das mag nun etwa 12 000 Jahre her sein - an der Saar. Doch der Fluss ist ihm sozusagen abhanden gekommen. Während der letzten Eiszeit änderte die Saar bei Biebelhausen ihren Lauf, ließ Wawern buchstäblich links liegen und floss fortan direkt über Schoden und Wiltingen (die es freilich alle noch nicht gab) weiter Richtung Mosel. Im Wawerner Flussbett blieben nur feuchte Wiesen und Sümpfe zurück.Kaum noch Neubaugebiete

Doch die bilden heute das Naturschutzgebiet "Wawerner Bruch", das mit seinen 45 Hektar Fläche eine der Attraktionen des Ortes ist. Doch so viel Natur schafft manchmal auch Probleme, sagt Ortsbürgermeister Franz Zebe. "Unser großes Problem ist, dass wir aus Mangel an Flächen kaum noch Neubau-Gebiete ausweisen können." Und dann solle die Gemeinde auch noch Ausgleichsflächen schaffen, trotz aller schon vorhandenen Schutzgebiete. Dabei gebe es durchaus Bedarf für Bauplätze, sagt der Ortsbürgermeister: "Es vergeht nicht eine Woche, ohne dass jemand nach Baugrund fragt." Denn Wawern bietet eine rundherum ruhige Wohnlage, die gleichzeitig nur wenige Autominuten von Konz und Saarburg entfernt ist. In dieser Abgeschiedenheit liege allerdings auch ein Nachteil, meint Zebe. Durch die Nähe zu den städtischen Einkaufszentren habe der Einzelhandel im Ort keine Chance. In Konz und Saarburg gehen auch die meisten Wawerner ihrer Arbeit nach. Nur noch eine Handvoll hauptberuflicher Landwirte und Winzer sind geblieben. Eine Gaststätte und eine Postfiliale - die womöglich auch bald geschlossen werde - sind noch da. Schule und Kindergarten befinden sich im benachbarten Wiltingen. Was der Ort aber gut vertragen könne, sei ein Hotel. Die einzige Gaststätte im Ort habe nur sechs Zimmer - zu wenig, um die Nachfrage zu befriedigen. Denn Wawern hat so manche Sehenswürdigkeit, die Gäste anzieht. Da wäre zunächst einmal der Ortskern, der in seiner historischen Architektur erhalten ist und deshalb unter Denkmalschutz steht. Dazu gehört - als weiteres Kuriosum - die Synagoge. Vermutlich ab Mitte des 18. Jahrhunderts siedelten sich Menschen jüdischen Glaubens in Wawern an und bauten um das Jahr 1840 ein Gotteshaus an der heutigen Saarstraße. Bis 1939 existierte die jüdische Gemeinde, ehe ihre letzten Mitglieder von den Nationalsozialisten in Trier inhaftiert und später in Konzentrationslager verschleppt wurden. Die Synagoge ist heute eine von 25 Stationen des Geschichtslehrpfades, den der Heimat- und Verkehrsverein Wawern errichtete. A propos Vereine: von denen gibt es noch eine ganze Reihe im Ort - Musikanten, Sportler, die Christliche Jugendgemeinschaft und eine Elterninitiative. Alle zusammen organisieren das jährliche Weinblütenfest, das heute, Samstag, beginnt. Die Elterninitiative organisiere zudem seit mehreren Jahren die Beteiligung Wawerns an "Saarpedal", erzählt Zebe. Im Gegenzug dürfe sie die Einnahmen selbstständig in die beiden Spielplätze des Ortes investieren. Auch das ist so ein Kuriosum in der kleinen Gemeinde.Lesen Sie am Montag in unserer Serie "Trier-Saarburg - ganz nah" einen Bericht über das Jubiläumsfest der Feuerwehr Pellingen.

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