Einzigartiger Brückenbauer

SCHWEICH. Ein Handkuss für die Damen, eine kleine Verbeugung vor den Herren: Es schien so, als würde Albrecht Graf von Krockow den Leuten gratulieren, die am Dienstag an ihm vorüber defilierten. Dabei war er der Adressat guter Wünsche.

"Lasst uns friedlich miteinander leben!" Nachdem Albrecht Graf von Krockow diesen Satz gesagt hatte, erhoben sich die mehr als 200 Frauen und Männer in der Aula des Stefan-Andres-Schulzentrums in Schweich von ihren Plätzen und applaudierten. Es war ein Satz unter vielen, doch wahrscheinlich der wichtigste Ausspruch. Sein Urheber hat in den 90 Jahren seines Lebens viel erlebt - auch viel Leidvolles: zum Beispiel die Vertreibung vom väterlichen Schloss in Krokowa (Polen) und den Tod seiner drei Brüder, die 1944 fielen. Doch statt verbittert durchs Leben zu gehen, hat er sich für die deutsch-polnische Aussöhnung stark gemacht. Seine Mahnung zum Frieden hat deshalb besondere Bedeutung. Was dies alles mit dem Trierer Land zu tun hat? Seit 1947 lebt der Graf mit seiner Familie in Föhren und hat sich in dieser Zeit in hohem Maße in der Kommunalpolitik und im und für den Bauernstand engagiert. Er war außerdem Gründer der deutsch-polnischen Gesellschaft Trier und Wegbereiter für die Partnerschaft zwischen dem Kreis Trier-Saarburg und dem polnischen Kreis Puck ( TV vom 2. September).Ein Vordenker der Landwirtschaft

"Er ist eine tolle Persönlichkeit", sagte Landrat Richard Groß beim Empfang: ein Vordenker in der Landwirtschaft und ein Politiker, der 35 Jahre lang das kommunale Leben mitgeprägt habe. Es sei ein "großes Glück" für den Grafen, dass er noch einen Beitrag zur Aussöhnung zwischen Polen und Deutschen leisten konnte. "Er ist ein einzigartiger Brückenbauer zwischen Deutschland und Polen", sagte Anton Wyrobisch, Vorsitzender der deutsch-polnischen Gesellschaft Trier. Graf Krockows Leben habe "Höhen und Tiefen" gehabt. "Wie die Beziehung zwischen Deutschland und Polen", sagte Wyrobisch. Günther Schartz, Präsident der Landwirtschaftskammer, würdigte den Jubilar als "große Persönlichkeit des rheinland-pfälzischen Bauerntums". Er habe sich Ansehen erworben, "ohne sich anzubiedern", sei "Gentleman und Bauer" in einer Person. Seit zehn Jahren ist der Graf Ehrenbürger von Föhren. Er könne eigentlich die gleiche Rede wie damals halten, sagte Ortsbürgermeister Jürgen Reinehr. Doch das würde den Rahmen sprengen. Deshalb hob er nur das Engagement Krockows für die Gemeinde Föhrens heraus. Angesagt hatte sich auch der ehemalige Bürgermeister von Krokowa und heutige Parlamentsabgeordnete Kasimir Plocke. Mit ihm hatte der Graf die Basis für eine Freundschaft auf kommunaler Ebene gelegt. Plocke musste seinen Besuch aber kurzfristig absagen. Krockows Sohn Ulrich, der in Polen für die Stiftung "Europäische Bewegung", auch ein Werk seines Vaters, aktiv ist, brachte Plockes Geburtstagsgeschenk mit: eine Tafel, die an die Verdienste Krockows erinnert. Der Jubilar hielt eine launige Dankesrede, erinnerte zum Beispiel an die Zeit als Kreisdeputierter ("ein Höhepunkt in meinem Leben"). Ohne seine Familie wäre es dazu nicht gekommen. "Ich habe nur mit Hilfe meiner Frau überlebt", sagte er mit Blick auf die Kriegs- und Nachkriegszeit.

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