Eisern gespart, gemeinsam erfolgreich

BESCHEID. Als erstes Dorf in der Verbandsgemeinde Hermeskeil wieder schuldenfrei: Dieses bemerkenswerte "Kunststück" wird der Gemeinde Bescheid in diesem Jahr gelingen. Neben dem aktuellen Erfolg verfolgen die Verantwortlichen im 410-Einwohner-Ort aber auch langfristig ein großes Ziel: Die Kommune will für Privatleute finanzielle Anreize schaffen, wenn diese alte Gebäude im Dorfkern modernisieren.

 Sie haben ihr großes Ziel erreicht und ihren Heimatort auf finanziell gesunde Füße gestellt (von rechts): Ortsbürgermeister Raimund Olinger, Hubert Michels, Christel Hauprich, Rainer Thomas, Franz Backes, Matthias Thömmes und die anderen Ratsmitglieder haben dafür gesorgt, dass die Gemeinde Bescheid ihren kompletten Schuldenberg abtragen konnte. TV-Foto: Axel Munsteiner

Sie haben ihr großes Ziel erreicht und ihren Heimatort auf finanziell gesunde Füße gestellt (von rechts): Ortsbürgermeister Raimund Olinger, Hubert Michels, Christel Hauprich, Rainer Thomas, Franz Backes, Matthias Thömmes und die anderen Ratsmitglieder haben dafür gesorgt, dass die Gemeinde Bescheid ihren kompletten Schuldenberg abtragen konnte. TV-Foto: Axel Munsteiner

Am 31. März ist es geschafft: Die Gemeinde Bescheid wird mit einer Sondertilgung von rund 50 000 Euro den letzten Kredit, den sie bei einer Bank aufgenommen hat, vollständig zurückzahlen. Danach ist die Kommune schuldenfrei und verfügt als zusätzliche Absicherung noch über ein Rücklagenpolster von zirka 45 000 Euro. "Darauf können wir wirklich stolz sein", stellt Ortsbürgermeister Rainer Olinger erfreut fest. Peu à peu hat die Gemeinde in den zurückliegenden Jahren ihren Schuldenberg abgetragen, der vor allem wegen der Dorfsanierung in den 1980er-Jahren - seinerzeit wurden beispielsweise alle Straßen in Bescheid erneuert - entstanden war. Das Projekt, an dem die Gemeinde mit einem Drittel der Kosten beteiligt war, sei zwar "sehr gut angelegtes Geld" gewesen, wie Olinger betont. Doch die finanziellen Folgelasten haben die Kommune bis heute beschäftigt. Vereine profitieren von voller Kasse

"Wir haben eisern gepart und nie mehr Geld ausgegeben, als wir tatsächlich zur Verfügung hatten", nennt der Gemeindechef das aus seiner Sicht wichtigste Erfolgsrezept, mit dem die Schulden nunmehr auf null heruntergefahren wurden. Hinzu kommt ein bemerkenswertes ehrenamtliches Engagement. Ein Beispiel: Als es 2006 um den Neuanstrich von zwei kleinen Kapellen ging, hatten die Experten der Verbandsgemeindeverwaltung dafür Kosten von 3000 Euro veranschlagt. "Unser Gemeinderat hat sich daraufhin Farben besorgt und das Ganze selbst gemacht. Zum Schluss hat uns die Geschichte 300 Euro gekostet", berichtet Olinger. Zwar betont der Gemeindechef, dass Bescheid schon vor 2004 stets ausgeglichene Haushalte vorweisen konnte und früher oder später auch so in der Lage gewesen wäre, die Restschulden zu tilgen. Er weiß aber auch: "Ohne die Windkraft wäre es sicher nicht so schnell gegangen." Seit drei Jahren drehen sich nämlich drei zum Windpark Mehring gehörende "weiße Riesen" auf Bescheider Bann und blasen hohe Pachteinnahmen in die Gemeindekasse. Doch wie geht es weiter in Bescheid, was sind die wichtigsten Ziele? Der Blick auf den Etat 2007 zeigt: Die Investitionen der Gemeinde, die ihren Niederschlag im Vermögenshaushalt finden, sind in diesem Jahr fast ausschließlich Zuschüsse an die diversen Vereine und Institutionen im Ort. Die insgesamt rund 53 000 Euro teure Sanierung des Bescheider Gotteshauses unterstützt die Zivilgemeinde beispielsweise mit einem 10 000-Euro-Zuschuss, den sie an die katholische Kirchengemeinde überweist. Damit sich die Fußballer nicht mehr länger im Bürgerhaus umziehen und duschen müssen, plant der Sportverein zudem den Bau eines neuen Sportplatzgebäudes. Dafür stellt die Gemeinde dem Verein 17 000 Euro, also zehn Prozent der veranschlagten Gesamtkosten, zur Verfügung. Mit 4000 Euro greift die Kommune schließlich der Freiwilligen Feuerwehr, die sich in diesem Jahr ein neues Fahrzeug anschaffen will, finanziell unter die Arme. "Alles andere überragend", sagt Olinger, "ist jedoch ein Vorhaben, für das wir einen langen Atem brauchen." Die Gemeinde will nämlich nach Mitteln und Wegen suchen, um das Ausbluten des Bescheider Dorfkerns und den Verfall der dort stehenden älteren Gebäude zu verhindern. "Ehe wir ein Neubaugebiet angehen, investieren wir lieber in der Ortsmitte", gibt Olinger die Devise aus, die sein Rat einhellig mitträgt. Geplant ist deshalb, dass sich die Kommune finanziell beteiligt, wenn Privatleute Häuser, die vor 1950 gebaut wurden, modernisieren wollen. Wie hoch der Zuschuss später sein wird, steht zwar noch nicht endgültig fest. "Gedacht ist aber, dass die Gemeinde pro Gebäude 5000 Euro beisteuert", sagt Rainer Olinger.

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