"Elbling muss knalltrocken sein"

Als erstes Weingut der südlichen Weinmosel, allgemein als Obermosel bezeichnet, hat der 37-jährige Stephan Steinmetz aus Palzem-Wehr den Sprung in den renommierten Weinführer Gault Millau geschafft (der TV berichtete). Und zwar nicht wie mehrheitlich im Gault Millau mit einem Riesling! Für seine Achter-Reihe aus Elbing, Weiß-, Grau- und Spätburgunder, Auxerrois und zwei Crémants (Sekte) verliehen die Kenner ihm die erste Traube.

 Vom Gault Millau mit einer „Traube“ ausgezeichnet: Winzer Stephan Steimetz vom gleichnamigen Weingut in Palzem-Wehr. TV-Foto: Susanne Windfuhr

Vom Gault Millau mit einer „Traube“ ausgezeichnet: Winzer Stephan Steimetz vom gleichnamigen Weingut in Palzem-Wehr. TV-Foto: Susanne Windfuhr

Palzem-Wehr. Kontinuität scheint in der Familie Steinmetz ein geschätzter und gepflegter Wert zu sein. In der sechsten Generation führt der 37-jährige Stephan Steinmetz als jüngstes von vier Kindern seit mittlerweile 14 Jahren das Unternehmen. "Weil ich das immer machen wollte und nicht etwa, weil mein Vater das von mir erwartet hätte", betont er.Dritte Generation im Keller

Mit ihm ist die dritte Generation im Keller, die den Wein auf die Flasche füllt - und zwar die Traube, für die die Obermosel steht: Elbling. Seit sechs Jahren schickt der gelernte Winzer seine Proben an die Adresse der Tester des Gault Millaus ein. Nach kontinuierlicher Beobachtung der Arbeit der zurückliegenden Jahre und stets des gesamten Sortiments hat der Gault Millau dieses erstmals in seiner aktuellen Ausgabe ausgezeichnet: mit einer "Traube" und Bewertungen zwischen 82 und 87 von 100 möglichen Punkten. "Diese Punktzahlen erreichen normalerweise im Rieslingbereich Spät- und Auslesen. Wir machen aber ausschließlich trockene Weine, deshalb ist die Bewertung ungewöhnlich", sagt der Winzer mit bescheidenem Unterton. "Für die Obermosel ist das etwas Besonderes", bestätigt Ansgar Schmitz, Geschäftsführer der Mosel-Saar-Ruwer-Weinwerbung, auf TV-Nachfrage. "Trockene Weine werden sonst immer nur kritisiert, schaffen es nicht in eine solche Kategorie."Ganz bewusst beschränkt sich Steinmetz auf die traditionellen Rebsorten und auf ein überschaubares Sortiment: Zwei Elblinge, einen Weiß-, einen Grau- und einen Spätburgunder sowie einen Auxerrois und zwei Crémants baut Steinmetz aus. Auf 5, 5 Hektar im Wehrer Rosenberg beziehungsweise in einem Wingert im Nachbarort Nittel wachsen die Trauben heran - für einen Ertrag von 35 000 bis 40 000 Liter pro Jahr."Elbling muss knalltrocken sein", lautet die Überzeugung des Winzers. "Mit der Süße wird zwar die Nase des Weines kräftiger, aber das geht weg von der Philosophie des Elblings. Ich will keinen Wein machen, der beim Probieren aus dem Glas herausspringt."Ursprünglich und von zarter Säure

Hauptgeschmacksgeber beim Elbling sei die zarte Säure. "Durch seine Neutralität ist er ein sehr guter Essensbegleiter, weil er den Geschmack nicht verfälscht." Ursprünglich will er seine Weine belassen, "möglichst schonend keltern und nicht durch kellertechnische Maßnahmen eingreifen", sagt Steinmetz. Überhaupt liege ihm eines nicht: "Ich finde, es wird viel zu viel über Wein gesprochen. Ich bin keiner, der die Weine zerpflückt und ihnen irgendwelche Aromen andichtet. Worum es mir geht, steht auch als Motto auf unserer Internet-Seite: Lecker Wein trinken." Die Gault Millau-"Traube" empfindet der Palzemer durchaus als etwas Besonderes und vor allem als Bestätigung dafür, "dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ein schönes Kompliment ist aber für mich, wenn der Weintrinker das zweite Glas hebt und sagt ,Mann, ist der gut.'"

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