Eldorado historischer Motorräder und Mopeds

Wincheringen-Söst · Rund 150 historische Motorräder haben mehr als 700 Besucher zum Treff beim Söster Heimatverein gelockt. Die schönsten und seltensten Exemplare wurden dem Publikum vorgestellt. Motoren knattern hier nicht, sie machen "Musik".

Wincheringen-Söst. "Benzingespräche" heißt die Unterhaltung, wenn sich die stolzen Besitzer historischer Motorräder einmal im Jahr in Söst treffen. Ortsvorsteher Ernst Steinmetz organisierte mit dem Heimatverein die achte Auflage dieses Treffs. Bei bestem Motorradwetter kamen mehr als 150 Fahrer mit ihren Maschinen.
Am weitesten rollte Manfred Klaaßen auf seiner Zündapp KS 80 Baujahr 1981 aus Bischweier (Landkreis Rastatt) nach Söst. Rund 700 Besucher bewunderten die historische Technik der Maschinen bei ausgelassener Volksfeststimmung. "Das ist die größte Veranstaltung in unserem Ort", sagt Ortsvorsteher Steinmetz mit Stolz. Er freut sich, wenn der Erlös des Treffs erneut in den Erhalt der örtlichen Einrichtungen wie der Grillhütte, der Kapelle, den Kinderspielplatz oder das Bürgerhaus fließt. Ein Drittel der 150 Einwohner halfen beim Fest. Ob mit höchstem Aufwand gepflegt oder mit der Patina der Jahrzehnte, jedes Motorrad ist für die Sammler und Besitzer ein Stück rollende Geschichte. Die Berühmtheit des Tages war der Grüne Elefant, eine lindgrün lackierte Zündapp KS 601 Sport mit Steib-Beiwagen aus dem Jahre 1957, die Josef Jacoby aus Mersch im Luxemburg hegt und pflegt. "Ich arbeite mehr an der Maschine als ich sie fahre", gibt er zu. Nach diesem Modell ist das riesige Motorradtreffen am Nürburgring benannt.
Älteste Maschine des Tages war die Terrot LSC aus dem Jahr 1926 von Horst Jäckels aus Wawern. Dass einmal in Luxemburg amerikanische Motorräder zusammengeschraubt wurden, erfuhren die Zuschauer beim Defilee der schönsten Maschinen mit der Whizzer von Frank Gloth aus dem Jahre 1948. "Davon gibt es kaum noch zehn Stück", so Ernst Steinmetz, der sich als lebendes Motorrad-Lexikon entpuppt. Von knatternden Kisten will er nicht sprechen: "Für Motorradfreunde ist das Motorgeräusch Musik." Das Kreischen einer Kawasaki wechselt sich ab mit dem Tuckern einer Maschine aus indischer Produktion, der Royal Enfield und dem Räng-Däng-Däng der beiden Takte der MZ ETZ aus DDR-Produktion.
Doch was nutzt das schönste Motorrad, wenn es keine Ersatzteile mehr gibt? Da hilft Händler Arno Klein aus Waldfischbach. Sein Stand war ständig umlagert. "Man muss viele Leute kennen um an Originalteile zu kommen", verrät er. Es gibt aber auch Neuanfertigungen. "Sonst wäre schon so manche alte Kreidler für immer stehen geblieben", lacht er.

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