Eltern befürchten Abzug von Lehrern

Hermeskeil · Die Sparpläne der neuen Landesregierung haben die Elternbeiräte des Gymnasiums und der Integrierten Gesamtschule (IGS) in Hermeskeil aufgeschreckt. Sie fürchten, dass auch in den beiden Bildungseinrichtungen im Hochwald im nächsten Schuljahr Lehrerstellen wegfallen werden. Die Schulaufsichtsbehörde macht dazu derzeit noch keine konkreten Aussagen.

Hermeskeil. "Wir haben große Sorgen, dass es an unserer Schule zu krassen Einschränkungen und deutlich mehr Unterrichtsausfall kommen wird." Das sagt Heike Jessen, Elternsprecherin am Hermeskeiler Gymnasium, mit Blick auf die Streichung von landesweit 2000 Lehrerstellen, die die neue rot-grüne Regierung in Mainz angekündigt hat. Derzeit gibt es am Gymnasium mit seinen rund 1030 Schülern nach Auskunft der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier 77 Lehrer.
Doch wie viele werden es im nächsten Schuljahr 2011/12 sein? Diese Frage treibt Jessen und die Eltern um. Schulleiter Arno Ranft kann diese Sorgen verstehen. Bislang sei das Gymnasium mit Lehrern "voll versorgt". Das heißt, es gibt dort keine offenen Planstellen. Der Unterrichtsausfall liegt laut ADD bei 2,3 Prozent. "Selbstverständlich hoffen wir, dass unsere Schule ungeschoren davonkommt. Es ist aber gut möglich, dass es auch uns treffen wird. In welcher Größenordnung das geschieht, kann ich aber nicht sagen. Alle Zahlen sind Gerüchteküche", betont Ranft. Es sei normal, dass sich vor den Sommerferien "das Personalkarussell dreht", weil es zum Beispiel von Lehrern Versetzungsanträge gibt oder einige von ihnen in Pension gehen. Die Unsicherheit, wie sich die Sparpläne des Landes auswirken, würde die Personalplanungen für das nächste Schuljahr jedoch zusätzlich erschweren. "Das ist natürlich eine unschöne Situation", sagt Ranft.
Auch an der Hermeskeiler IGS schaut der Elternbeirat mit bangem Blick in die Zukunft. "Wir haben schon jetzt das Problem, dass nicht genug Vertretungslehrer da sind, wenn es mal eng wird. Wenn jetzt noch mehr Lehrer abgezogen werden sollten, gerät gerade die Förderung der stärkeren und schwächeren Schüler, die im IGS-System besonders wichtig ist, in Gefahr." So urteilt Elternsprecherin Ulla Kolling.
Schulaufsicht in Planungsphase


Ebenso wie Jessen ist sie der Meinung, dass das Land mit den vorgesehenen Kürzungen im Bildungsbereich "an der völlig falschen Stelle spart". An der Hermeskeiler IGS werden die rund 950 Schüler aktuell von 80 Lehrern unterrichtet. Der Unterrichtsausfall liegt laut ADD bei 4,5 Prozent. "Wir haben zurzeit ein bis zwei offene Planstellen und einen relativ hohen Krankenstand", sagt dazu Schulleiterin Christa Breidert. Mit Blick auf die Zusammensetzung des Kollegiums im nächsten Schuljahr betont Breidert: "Ich habe im Moment keine Hinweise darauf, dass an unserer Schule Personal entschwinden wird." Ob es an der IGS aber auch noch im August wie bisher neun Verträge mit Vertretungskräften - zum Beispiel Referendare - gibt, könne sie nicht abschätzen.
Die ADD in Trier ist die Behörde, die für die Zuweisung der Lehrer an die Schulen in Rheinland-Pfalz zuständig ist. Doch konkrete Angaben über die künftige Personalstärke an den beiden großen Schulen in der Hochwaldstadt sind dort nicht zu erfahren. "Dass es Veränderungen geben wird, ist nicht von der Hand zu weisen. Der ganze Schulbereich ist im Umbau. Wir sind aber noch voll in der Planungsphase und können deshalb noch nichts Verlässliches über die Lehrerversorgung im nächsten Schuljahr sagen", so ADD-Sprecherin Eveline Dzendziol auf TV-Anfrage. Das Land habe als "oberste Prämisse eine optimale Unterrichtsversorgung" im Blick. Es sei aber klar, "dass man nicht mehr so viele Köpfe braucht, wenn die Schülerzahlen runtergehen", sagt Dziendziol.
Die Gerüchte, dass die ADD in den zurückliegenden Tagen mehrere Schulleiter in der Region kontaktiert und ihnen mitgeteilt hat, dass sie künftig mit fünf Prozent Unterrichtsausfall kalkulieren müssen, dementiert Dziendziol: "Dass es diese generelle Vorgabe geben soll, ist das Erste, was ich höre. Davon ist mir nichts bekannt."Meinung

Schlechte Aussichten
Man kann es drehen und wenden, wie man will: Dass die neue Landesregierung mit dem Rotstift kurzerhand 2000 Lehrerstellen streicht, steht in deutlichem Widerspruch zu den im Wahlkampf getätigten Versprechen, dass Bildung großgeschrieben werden soll. Zwar sind die Auswirkungen der Mainzer Sparpläne auf die Hermeskeiler Schulen noch offen. Ob und wie viele Lehrer die Hochwaldstadt verlassen müssen, wird sich erst in den nächsten Wochen klären. Doch nur die allergrößten Optimisten werden ernsthaft daran glauben können, dass sich die personelle Situation an den zwei Schulen mit dem Start ins Schuljahr 2011/12 verbessern und dort weniger Unterricht ausfallen wird. Es wird viel eher auf das Gegenteil hinauslaufen. a.munsteiner@volksfreund.de

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