Eltern haben die Wahl — und die Qual

Etwa 200 Interessierte haben einen Infoabend in der Hermeskeiler Hochwaldhalle genutzt, um Fragen zu den neuen Schularten Integrierte Gesamtschule und Realschule Plus zu stellen.

Hermeskeil. (urs) Die grundsätzlichen Unterschiede der neuen Schulformen Integrierte Gesamtschule (IGS) und Realschule Plus (R+) sind den fast 200 Besuchern eines Infoabends in der Hermeskeiler Hochwaldhalle bekannt. Dennoch haben sie viele Fragen auf dem Herzen. Eine der zentralen ist die der "Wertigkeit".

So will eine Mutter wissen, ob Abiturzeugnisse, die an IGS und R+ erworben werden, die gleiche Anerkennung genießen wie etwa Zeugnisse des Hermeskeiler Gymnasiums. Eine andere Sorge der Eltern gilt der Frage, ob ihr Kind überhaupt Chancen hat, an der IGS angenommen zu werden. Denn die Zahl der Schüler, die diese besuchen werden, ist auf 120 begrenzt.

Geringe Chancen für Saarländer oder Thalfanger



Die Schülerzahlen der Hermeskeiler Realschule lassen Experten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier davon ausgehen, dass wohl 20 Schüler abgewiesen werden müssen.Um das zu vermeiden, hatte der Kreis Trier-Saarburg ursprünglich eine sechszügige IGS für Hermeskeil beantragt (der TV berichtete mehrfach). Das Land hatte dafür jedoch keine Zusage in Aussicht gestellt, sodass letztlich vierzügig beantragt wurde.

Da Schüler aus dem Kreisgebiet bevorzugt werden, sehen Eltern aus saarländischen Nachbarorten die Chancen für ihre Kinder schwinden.

Aber auch Schüler aus dem Raum Thalfang (Kreis Bernkastel-Wittlich) haben geringere Aussichten. Hintergrund dieser strengen Regel ist laut Sigurd Hein von der ADD die Sorge um andere Standorte. Konkret nennt er die Realschulen Plus in Zerf, Osburg/Waldrach und in Thalfang. "Wenn wir für Hermeskeil Tor und Tür geöffnet hätten, wären diese Standorte wahrscheinlich ausgeblutet worden." Die Kehrseite der Medaille ist, dass sich Hermeskeiler Eltern letztlich gezwungen sehen könnten, ihre Kinder nach Kell oder Thalfang zu schicken. In solchen Fällen werde der Kreis die Beförderung sicherstellen müssen, räumt Joachim Christmann (ADD) ein. Denkbar ist aber auch, dass Eltern ihr Kind vorsorglich an der IGS statt am Gymnasium anmelden. Denn eine spätere Aufnahme an der IGS wird nur möglich sein, wenn etwa durch Wegzug ein Platz frei geworden ist.

Abgesehen von diesen grundlegenden Fragen sind an dem Infoabend aber auch Zweifel laut geworden, ob das IGS-System in der vorgesehenen Form umsetzbar sein wird. Sie bezweifle, dass nur ein Lehrer 30 Kinder individuell betreuen könne, kritisiert eine Besucherin. Eine andere befürchtet durch das erstrebte Miteinander von unterschiedlich leistungsfähigen Schülern gerade für Schwächere Nachteile.

Ansturm auf die IGS befürchtet



Gleichzeitig wird ein Ansturm auf die IGS befürchtet, in der es - im Gegensatz zur R+ - keine Sitzenbleiber mehr geben soll. Die Aussagen der Experten können da nur bedingt beruhigen. So versichert Hein, dass Lerngruppen von 30 Schülern "nicht ständig" von einem Lehrer unterrichtet würden. Kollege Peter Epp verweist zudem auf das IGS-Ziel, Schüler in "möglichst ausgewogenen" Leistungsgruppen zu unterrichten. Die IGS wolle Schülern ja besseres Lernen ermöglichen, pflichtet Bürgermeister Michael Hülpes bei.

Zum Wert der späteren Zeugnisse betont Epp, die Wertigkeit sei gleich. Christa Breidert macht als kommissarische Realschulleiterin zudem darauf aufmerksam, dass eine Schule sich die Anerkennung von Betrieben und weiterführenden Schule erarbeiten müsse. Eine vom Hermeskeiler Grundschulleiter Josef Gorges befürchtete Eignung für IGS oder R+ gibt es laut Hein nicht: "Die Eltern treffen diese Entscheidung."

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